„Da werde ich zum Feierbiest“
Armin Veh ist beim 1. FC Köln angekommen. Der Augsburger macht nicht nur im Karneval eine gute Figur. Als Sportdirektor hat er den Klub auf Rettungskurs gebracht
Mitte Dezember arbeitet Armin Veh beim 1. FC Köln als Sportchef. Der damals scheinbar aussichtslos abgeschlagene Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga feierte zuletzt drei Siege und hat zumindest den Anschluss wieder gefunden. Am Samstag kommt der FC Augsburg nach Müngersdorf.
Das Abstiegsgespenst kreist tief über dem 1. FC Köln und der Verein feiert mit einer Prunksitzung Karneval. Das war doch sicher nicht nach Ihrem Geschmack?
Veh: Man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Der Karneval hat im Rheinland einen ganz anderen Stellenwert als bei uns in Schwaben. Da werde sogar ich noch zum Feierbiest. Wie die Kollegen des Vorstandes war ich als Pirat verkleidet. Es war übrigens ein schöner Abend und nicht mein letzter Auftritt. Beim traditionellen Rosenmontags-Umzug bin ich auch dabei.
In der Bundesliga-Rückrunden-Prognose unserer Zeitung trauen die Kollegen der Sportredaktion Ihrer Mannschaft über die Relegation den Klassenerhalt zu.
Veh: Wirklich. Das wäre ja Klasse. Ich hoffe jetzt nur, dass sie tatsächlich etwas vom Fußball verstehen. Sollte es so weit kommen, werde ich den Artikel in der Kabine aufhängen.
Als Sie den Vertrag in Köln unterschrieben, war das eine große Überraschung. Veh soll den Abstieg geordnet über die Bühne bringen, war die Meinung des Großteils der Fans. Wie sind Sie die Aufgabe angegangen?
Veh: Als Realist. Ich habe meine Tätigkeit vor dem 16. Spieltag aufgenommen. Wir hatten drei Punkte auf dem Konto und mussten in München spielen. Das war der IstZustand. Wir zogen uns in der Allianz-Arena zwar ordentlich aus der Affäre, die Niederlage war jedoch keine Überraschung, aber die Stimmung weiter am Boden. Zumal wir auch noch auf 13 verletzte Spieler verzichten mussten. Es kam gleich knüppeldick.
Trotzdem besiegte die Mannschaftden VfL Wolfsburg 1:0...
Veh: Ein Sieg für die Moral vor der Winterpause und ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer. Mittlerweile haben wir ja 12 Punkte auf dem Konto, aber immer noch drei Zähler weniger als der HSV.
Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit als Manager von der eines Trainers?
Veh: Grundlegend. Als Manager nimmt die Tätigkeit im Büro mehr Platz ein, zudem hat man in dieser Position größere Gestaltungsmöglichkeiten. Aber ich habe ja gewusst, was auf mich zukommt und wollte nach 27 Jahren nicht mehr als Fußball-Lehrer arbeiten.
In der Winterpause haben Sie auch an personellen Stellschrauben gedreht. Rausch hat den Verein verlassen, mit Simon Terodde und dem Franzosen Vincent Koziello hat der FC zwei offensive Akteure verpflichtet. Terodde hat sofort eingeschlagen und drei wichtige Tore erzielt. Braucht man als Verein da auch etwas Glück?
Veh: Glück ist das bei Terodde nicht. Es war für mich wichtig diese Postion zu besetzen, da wir nach dem AbSeit gang von Modeste keinen Spieler dieses Typs besaßen. Terodde hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er es kann und vor allen Dingen für die Mittelfeldspieler immer anspielbar ist.
Wie geht es in der Trainerfrage weiter? Bleibt Stefan Ruthenbeck auch über den Sommer hinaus Chefcoach des 1. FC Köln?
Veh: Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir haben vereinbart, dass er bis zum 30. Juni unsere Bundesligamannschaft trainiert.
Am heutigen Samstag kommt Ihre alte Liebe, der FC Augsburg in die Domstadt. Ist das für Sie immer noch ein besonderes Spiel?
Veh: Grundsätzlich schon, denn der FCA ist mein Heimatverein und spielt eine sehr gute Saison. Doch für uns ist es schon das nächste Endspiel. Darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren. Haben Sie in Köln schon eine Wohnung gefunden und kommt Ihr Hund auch mit an den Rhein?
Veh: Im Moment wohne ich noch im Hotel, habe für mich und meine Frau aber schon eine Wohnung in Aussicht. In Müngersdorf, mitten im Wald und nicht weit weg vom Stadion. Bestens geeignet für längere Spaziergänge mit Balu.
● Armin Veh wurde am 1. Februar 1961 in Augsburg geboren, wo seine Karriere als Fußballer begann. Veh spielte außerdem für Mön chengladbach, St. Gallen und Bay reuth. Auch seine Trainerlaufbahn begann in Augsburg. 2006 wurde er mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Er ist verheiratet mit der Schweizerin Helena und hat zwei erwachsene Söhne. Er lebt in Bon stetten bei Augsburg.