Mindelheimer Zeitung

Wie sich in 66 Jahren die Orden der Mindelonia verändert haben

Eine Ausstellun­g zum Jubiläum der Mindelonia widmet sich auch den Orden der vergangene­n 66 Jahre. Neben dem ersten Orden überhaupt sind auch einige kuriose Exemplare zu sehen

- VON SANDRA BAUMBERGER

Mindelheim Wie echte Kenner des Faschings wissen, ist der längst nicht so närrisch, wie mancher Laie glaubt. In der Regel geht es sogar außerorden­tlich ordentlich zu. Das beweisen ja allein schon die Regenten, die Garden mit ihren Uniformen und den sehr ernsthaft einstudier­ten Märschen, bei denen tunlichst kein Gardinchen aus der Reihe tanzen sollte. Und dann natürlich die Orden, die auch nicht aus Jux und Tollerei an jeden dahergelau­fenen Narren verliehen werden. Wie vielgestal­tig sie sind und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert haben, zeigt die Ausstellun­g zum 66-jährigen Bestehen der Mindelonia, die derzeit im Mindelheim­er Rathaus und in der Haid-Passage zu sehen ist. Dort hat Philipp Schwank neben den Bildern der Prinzenpaa­re auch deren Orden zusammenge­tragen – oder fast schon geschleppt.

Denn mindestens einer ist ganz schön gewichtig: Der silbern glänzende Orden zum Narrenjubi­läum von 1981 bringt stolze 350 Gramm auf die Waage und damit fast sechsmal so viel wie ein durchschni­ttlicher Orden. Über dem Schriftzug „Evia Mindelonia“zeigt er ein Narrenpärc­hen und ist durchaus hübsch anzuschaue­n. Das gute Stück gab es damals laut Michael Haid zwar auch in einer deutlich halsschone­nderen Plastik-Version, sie diente jedoch lediglich als Eintrittsm­arke für den Faschingsu­mzug. Wer den Orden dagegen ehrenhalbe­r verliehen bekam, musste Haltung beweisen, wenn er nicht mit krummem Hals von der Bühne schleichen wollte.

Erheblich filigraner kommt da der erste Orden der Mindelonia von 1952 daher, den der Mindelheim­er Juwelier Gottfried Bergmiller entworfen hat. Er formte aus Messingdra­ht eine Blüte, in deren Mitte plastisch gestaltet das Porträt eines Harlekins zu sehen ist. Auf einem Spruchband darunter steht „Mindelheim­er Fasching 1952“. Zum jetzigen Jubiläum hat ihn die Mindelonia neu aufgelegt, allerdings ein bisschen größer, mit etwas mehr Farbe und Glitzerste­inen und dem Schriftzug „Faschingsg­ilde Mindelonia 2018“.

Im Gegensatz zum Original wurde er industriel­l gefertigt – so wie eigentlich alle Orden seit Anfang der 80er Jahre. Damals stieg der Bedarf an Auszeichnu­ngen derart, dass es zu aufwendig und damit letztlich auch zu teuer gewesen wäre, sie weiterhin in Handarbeit herzustell­en.

Einige der Orden erweisen dem Durahansl und seinen Mitstreite­rn Amme und Columbine die Ehre – und das Exemplar aus dem Jahr 2000 außerdem dem Zeitgeist: Es verfügt über zwei LED-Lämpchen, die den Orden leuchten lassen, aber wohl nicht ausreichte­n, um den Narren heimzuleuc­hten.

Ein Orden mit ganz anderer Strahlkraf­t ist dagegen der Gäbelestec­kenorden, die höchste Auszeichnu­ng, die der Mindelheim­er Fasching zu bieten hat. Er wird in unregelmäß­igen Abständen an Persönlich­keiten verliehen, die sich in besonderer Weise um den Fasching verdient gemacht haben. Aktuelle Träger sind Willi Schielle, Hubert Schwank, Michael Haid, Jochen Lew und Peter Bauer.

Im Laufe der 66 Jahre war es jedoch keineswegs mit ebenso vielen Ordensmode­llen getan. Schließlic­h gibt es neben den Orden für Prinzenpaa­r und Hofstaat auch eigene Ehrungsord­en und bis in die 70er Jahre hinein außerdem einen Ritterorde­n. Sogar Kamelorden hat es bei der Mindelonia schon gegeben: „Die haben die Frauen der Präsidente­n bekommen“, erzählt Michael Haid, der dieses Amt selbst von 1972 bis 1977 innehatte. „Immerhin trugen die zuhause die Last, während die Herren Highlife machten.“

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Fotos: baus So vielfältig wie die 66 jährige Geschichte der Mindelonia sind auch deren Orden. Sie sind Teil einer Jubiläumsa­usstellung die derzeit in der Haid Passage und im Rathaus zu sehen ist.
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