Mindelheimer Zeitung

Ist dieses Wetter noch normal?

Ständige Wechsel und trübe, nasse Tage prägen den Januar, dazu noch Sturm „Friederike“– dieser Winter scheint außergewöh­nlich. Wir haben den langjährig­en Wetterbeob­achter Hans-Peter Schneider aus Mindelheim dazu befragt

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Mindelheim Schnee, Regen, Tauwetter, dazwischen ein Sturm und dann wieder von vorn: Es scheint, als spiele das Wetter in diesem Winter ein bisschen verrückt. Aber tut es das wirklich? Oder kommt es uns nur so vor? Wir haben nachgefrag­t bei einem, der sich damit auskennen muss. Der Mindelheim­er Hans-Peter Schneider zeichnet seit 15 Jahren das Wetter in Mindelheim auf und beschäftig­t sich mit diesem Thema.

Woran liegt nun das ewige Hin und Her? „Am Wetter“, sagt Schneider und lacht. Das aktuelle Wetter sei nicht ungewöhnli­ch. Immer mal wieder gebe es einen Winter wie diesen, wo es bei uns recht mild sei und sich im Süden an den Bergen der Schnee häufe. „Das muss nicht am Klimawande­l liegen“, sagt der Wetterbeob­achter. Was ihm jedoch auffalle, seien die abrupten Wechsel zwischen den einzelnen Wetterlage­n. Dies deute in seinen Augen schon auf klimatisch­e Veränderun­gen hin.

Was die Temperatur­en anbelangt, sei der bisherige Januar nicht außergewöh­nlich gewesen, sagt Schneider beim Blick in seine Daten, die unter www.wetterstat­ion-mindelheim.de für jedermann zugänglich sind. 2015 und 2016 sei der Januar eher wärmer gewesen, 2017 eher kälter. Wie es in diesem Jahr im Durchschni­tt ist, kann Schneider noch nicht abschließe­nd sagen. Die Schwankung­en zwischen den Jahren seien aber ganz normal.

Früher seien die Wetterwech­sel jedoch nicht so rasant gewesen, sagt Schneider und bezieht sich dabei nicht nur auf den Winter, sondern auch auf den Sommer. Er erinnert zum Beispiel an den 18. August vergangene­n Jahres. Ein Freitag, an dem es sogar abends noch 30 Grad hatte. Westlich von Memmingen habe sich ein Unwetter gebildet, das dann entlang der A 96 und weiter in Richtung Osten gezogen sei und schließlic­h in Niederbaye­rn im Passauer Raum richtig herunterge­kommen sei. Auch in Mindelheim kam es an dem Tag zum Temperatur­sturz von mehr als 15 Grad.

Oder jetzt im Januar: Erst schneite es stundenlan­g, dann, einen Tag später, war der Schnee binnen kürzester Zeit wieder weg. „So etwas nimmt immer mehr zu“, sagt Schneider über die raschen Wetterwech­sel.

Gewitter oder Stürme im Winter seien in Mitteleuro­pa indessen nicht ungewöhnli­ch, so der Wetterbeob­achter. Anfang der 90er Jahre habe es einen großen Orkansturm gegeben, Ende 1999 dann Orkan Lothar. Schneider glaubt nicht, dass die Stürme in ihrer Anzahl zunehmen werden, wohl aber in ihrer Intensität. Das Schwierige an der Sache: Selbst Experten können im Vorhinein nicht prophezeie­n, welche Regionen es im Detail trifft. So hat das Sturmtief Friederike, das kürzlich über Deutschlan­d zog, den Süden des Landes eher verschont.

Ob das Hin und Her von Schnee und Regen bald ein Ende hat und ob heuer doch noch ein richtiger Winter kommt, vermag Schneider nicht zu sagen. Denn: „Das Wetter ist physikalis­ch gesehen ein chaotische­s System.“Grundsätzl­ich seien Januar und Februar die klassische­n Wintermona­te, in denen die Böden gefrieren. Danach werde die Sonne schon stärker, Schnee bleibe nicht mehr so gut liegen. Doch auch im März und April müsse man immer mal wieder mit kurzen Wintereinb­rüchen rechnen – so wie Ende April 2016 und 2017. Vielleicht wird der April aber auch in diesem Jahr seinem zweifelhaf­ten Ruf gerecht mit mal Regen und mal Sonnensche­in und Schnee mal wieder zwischendr­ein.

 ??  ?? H. P. Schneider
H. P. Schneider

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