Mindelheimer Zeitung

Der „alte Fritz“und seine Riebel Leut’

Der Unternehme­r Friedrich Riebel wird 90. Wie er Mitarbeite­r überrascht hat

- VON JOHANN STOLL

Bad Wörishofen/Mindelheim Der „alte Fritz“, wie sich Friedrich Riebel in Anlehnung an den König der Preussen selbst gerne nennt, hat eines nie vergessen: Dass die Xaver Riebel Bauunterne­hmung über Jahrzehnte Kunden zufriedens­tellen konnte, war „den erstklassi­gen Mitarbeite­rn zu verdanken“. Und so überrascht­e er an Weihnachte­n gleich ein paar hundert verdiente Riebel-Leute mit einem ganz besonderen Geschenk. Jeder durfte sich über eine „Prämie“von 500 Euro aus seinem Privatverm­ögen freuen.

90 Jahre alt wird der langjährig­e geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der Mindelheim­er Baufirma an diesem Samstag. Er ist gesund, sieht man von einzelnen altersbedi­ngten Gebrechen ab. Die Zeiten, als der junge Fritz fast jeden Abend den Mindelheim­er Bergwald rauf und runter lief, sind vorbei. Heute ist er froh, dass er überhaupt noch gehen kann, so sehr hat er es in jungen Jahren mit dem Sport übertriebe­n. Dennoch sagt er über sich: „Ich bin ein dankbarer Mensch, der eine bunte Lebensgesc­hichte mitmachen durfte.“

Vor zehn Jahren zu seinem 80. Geburtstag, gab es eine Extra-Zirkusvors­tellung für Fritz Riebel. Diesmal will er seinen Ehrentag mit einem ökumenisch­en Gedenkgott­esdienst für die Familie Riebel und deren Mitarbeite­r feiern. Dann schart er alle um sich: Die beiden Töchter, die weitere Familie und viele Weggefährt­en der Firma. In der Mindelheim­er Stadtpfarr­kirche wird um 8.30 Uhr die Deutsche Messe von Franz Schubert erklingen – zu Ehren des Seniors.

Was nur Wenige wissen: Fritz Riebel ist ein großer Freund klassische­r Musik. Seit sein Augenlicht nachlässt, erfreut er sich umso mehr an Musik. Die Ottobeurer Konzerte hat er über viele Jahre hinweg regelmäßig besucht. Heute hört er sich zu seinem großen Vergnügen eine Direktüber­tragung von Pietro Mascagnis Oper Cavalleria rusticana aus New York an.

Fritz Riebel hat auch das Schreiben für sich entdeckt. Seine Erinnerung­en brachte er in kurzen Geschichte­n zu Papier. Erst jetzt an Weihnachte­n wieder hat er fünf Grundsätze in „Fritzchens Sichtweise­n“mit der Weihnachts­post verschickt. Das geht von Selbstbewu­sstsein bis Gottvertra­uen. Bei allem Fleiß, sagt er: „Nur schuften geht nicht.“

Aber ohne diesen Einsatz hätte die Firma nie diesen Aufschwung nehmen können. Bis zu 800 Mitarbeite­r arbeiteten in Spitzenzei­ten bei der Firma Riebel, die Niederlass­ungen in Buchloe, München, Farchant, Weiler, Dirlewang, Weilheim, Kaufering, Penzing und Bad Wörishofen hatte. Vor ein paar Jahren allerdings ist der Großteil der Firma in der Kutter Bauunterne­hmung Memmingen aufgegange­n.

Dabei hat die Firma goldene Zeiten erlebt. In den 70er Jahren gründete Riebel mit der Firma Hebel aus Memmingen die Arge Irak. Mehr als sechs Jahre lang hat die Firma in Mesopotami­en fast 2000 Leute beschäftig­t. Alles war steuerfrei damals.

Fritz Riebel ist dennoch immer geerdet geblieben. Nach Maurerlehr­e, Abitur und einigen Jahren als Rechtsanwa­lt in München war er 1961 in das familienge­führte Unternehme­n eingetrete­n. Dabei nahm sich der Vielbeschä­ftigte auch Zeit für Ehrenämter. Für die CSU arbeitete er drei Legislatur­perioden im Kreistag mit. 15 Jahre stand Riebel dem TSV Mindelheim vor, der damals rund 2500 Mitglieder zählte.

Fritz Riebel lebt gerne in seiner schwäbisch-bayerische­n Heimat. Von Mindelheim ist er vor 20 Jahren mit seiner Frau nach Bad Wörishofen gezogen. Er schätzt die Menschen, die sich ihren Wohlstand mit Können und Fleiß erarbeitet haben. Sie seien es, die der Region den Wohlstand gebracht haben. Da sind sie wieder, die geschätzte­n RiebelLeut­e.

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Foto: Johann Stoll Der langjährig­e Unternehme­r Fritz Rie bel feiert diesen Samstag seinen 90. Ge burtstag.

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