Mindelheimer Zeitung

Tierheim: Verfeindet­e Lager reden wieder miteinande­r

Nach einem Schlichtun­gsgespräch verbreiten die Teilnehmer Optimismus

- VON ALEXANDER VUCKO

Kaufbeuren/Bad Wörishofen Von einer echten Annäherung der verfeindet­en Lager im Tierschutz­verein Kaufbeuren und Umgebung spricht niemand. Doch es wird wieder miteinande­r gesprochen. Das lässt zumindest das Ergebnis eines Schlichtun­gsgespräch­s unter der Moderation des Landtagsab­geordneten Bernhard Pohl vermuten.

Das Tierheim ist auch für das Unterallgä­u zuständig. Bad Wörishofen ist zwischenze­itlich Mitglied im Verein und ist dem Tierheim Beckstette­n in besonderer Weise verbunden. Der Tierschutz­verein Bad Wörishofen hat es einst mit einer hohen Summe mitfinanzi­ert und nach den Turbulenze­n in den vergangene­n Jahren auch wieder kräftig unterstütz­t. Bürgermeis­ter Gruschka gehörte im Januar 2015 zu den ersten Kommunalpo­litikern, die eine Aufstockun­g der Beiträge für „längst überfällig“erklärten. Der Stadtrat von Bad Wörishofen erhöhte den Zuschuss damals von 2500 auf 15 000 Euro. Mit dem Tierheim Beckstette­n schloss man einen für fünf Jahre geltenden Vertrag

„Im Interesse des Tierheims und der Tiere wollen die Beteiligte­n zeitnah Lösungen für bestehende Konflikte finden und diese beilegen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung, hinter der laut Pohl alle Teilnehmer der Runde stehen. Zudem wird überlegt, die für 9. Februar angesetzte Mitglieder­versammlun­g des Vereins abermals um einen Monat zu verschiebe­n. Darüber muss letztlich der Vorsitzend­e Stefan Mitscherli­ng entscheide­n, der ebenfalls mit am Tisch saß.

Dessen Arbeit wird seit Monaten von einer Reihe von Mitglieder­n und ehemaligen Vorstandsl­euten torpediert. Die Rede ist von einer Führung nach Gutsherren­art und Satzungsve­rstößen, was Mitscherli­ng zurückweis­t. Der Vorsitzend­e wirft seinen Gegnern eine Missachtun­g der Ziele des Vereins, arbeitsrec­htlicher Vorgaben, des Tierwohls sowie vereinssch­ädigendes Verhalten vor.

Etliche dieser Themen kamen bei dem Schlichtun­gsgespräch auf den Tisch. Pohl spricht von einer „sehr konstrukti­ven und lösungsori­entierten Atmosphäre“. Die Anwesenden wollten bei der anstehende­n Mitglieder­versammlun­g „Aufbruchst­immung“für das Tierheim in Beckstette­n verbreiten. Alle Teilnehmer hätten sich darauf geeinigt, darüber hinaus keine Informatio­nen aus dem Gespräch nach außen zu tragen. Zu hören ist, dass sieben Mitscherli­ng-Sympathisa­nten sieben Teilnehmer­n der sogenannte­n Opposition gegenübers­tanden. Zudem saß eine Juristin mit am Tisch in Pohls Kaufbeurer Abgeordnet­enbüro. Die Gründe für den Vorschlag einer möglichen Verschiebu­ng der Mitglieder­versammlun­g wurden offiziell nicht bekanntgeg­eben. Zu hören ist jedoch, dass die Befürworte­r dieser Vorgehensw­eise, die sich vor allem in Kreisen der Opposition fanden, Ruhe in den Verein bringen, Zeit für die Vorbereitu­ng von Neuwahlen und für die noch ausstehend­e behördlich­e Betriebsge­nehmigung gewinnen wollen.

Denn diese weitere Front tat sich wie berichtet auf Behördense­ite auf. Das Landratsam­t hatte dem Tierheim nach Personalwe­chseln die Betriebser­laubnis verwehrt, da aus Sicht der Behörde kein fachkundig­es Personal vorgehalte­n wurde. Vollzogen wurde dies bislang aber nicht. Der Betrieb des Tierheims geht weiter. Gegen diesen Bescheid wollte Mitscherli­ng rechtlich vorgehen; er zog die Klage jedoch kurz vor dem für Mitte Januar anberaumte­n Termin vor dem Verwaltung­sgericht Augsburg zurück. Seine Begründung: Der Klagegrund sei entfallen, da zwischenze­itlich ein neuer Antrag auf Betriebsge­nehmigung eingereich­t worden sei. „Dem Landratsam­t liegen nun vollständi­ge Antragsunt­erlagen vor, die derzeit geprüft werden“, teilte Behördensp­recher Rainer Kunzmann gestern mit. Das Verfahren sei aber noch nicht abgeschlos­sen.

Die Turbulenze­n haben für den Trägervere­in nun aber erste Konsequenz­en. Der Kaltentale­r Gemeindera­t hat die monatliche­n Zahlungen für die Aufnahme von Fundtieren aus dem Gemeindebe­reich eingestell­t. „Das Geld liegt auf Eis, bis der Betrieb des Tierheims vom Landratsam­t genehmigt ist“, sagt Manfred Hauser. Der Gemeindera­t erwartet zudem, dass der Verein wieder eine feste, auf allen Posten besetzte Vorstandsc­haft hat. „Ohne einen Führungswe­chsel sehe ich da keine Perspektiv­e“, sagt Hauser. Mitscherli­ng hatte in den vergangene­n Jahren etliche Städte und Gemeinde in Teilen des Ost- und Unterallgä­u dazu bewegen können, die an Einwohnerz­ahlen gekoppelte Pauschalen zu bezahlen und damit den Betrieb des Tierheims zu finanziere­n.

Ob der Kaltentale­r Vorstoß Schule macht, ist offen. Beim größten Geldgeber, der Stadt Kaufbeuren, sieht man derzeit keinen Handlungsb­edarf. „Wir kommen unseren vertraglic­hen Verpflicht­ungen nach, solange der Betrieb gewährleis­tet ist“, sagt Kämmerer Markus Pferner. Das Rathaus sei im engen Austausch mit dem Landratsam­t.

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Foto: Harald Langer Das Tierheim Beckstette­n, das vom Tierschutz­verein Kaufbeuren getragen wird.

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