Tierheim: Verfeindete Lager reden wieder miteinander
Nach einem Schlichtungsgespräch verbreiten die Teilnehmer Optimismus
Kaufbeuren/Bad Wörishofen Von einer echten Annäherung der verfeindeten Lager im Tierschutzverein Kaufbeuren und Umgebung spricht niemand. Doch es wird wieder miteinander gesprochen. Das lässt zumindest das Ergebnis eines Schlichtungsgesprächs unter der Moderation des Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl vermuten.
Das Tierheim ist auch für das Unterallgäu zuständig. Bad Wörishofen ist zwischenzeitlich Mitglied im Verein und ist dem Tierheim Beckstetten in besonderer Weise verbunden. Der Tierschutzverein Bad Wörishofen hat es einst mit einer hohen Summe mitfinanziert und nach den Turbulenzen in den vergangenen Jahren auch wieder kräftig unterstützt. Bürgermeister Gruschka gehörte im Januar 2015 zu den ersten Kommunalpolitikern, die eine Aufstockung der Beiträge für „längst überfällig“erklärten. Der Stadtrat von Bad Wörishofen erhöhte den Zuschuss damals von 2500 auf 15 000 Euro. Mit dem Tierheim Beckstetten schloss man einen für fünf Jahre geltenden Vertrag
„Im Interesse des Tierheims und der Tiere wollen die Beteiligten zeitnah Lösungen für bestehende Konflikte finden und diese beilegen“, heißt es in einer Pressemitteilung, hinter der laut Pohl alle Teilnehmer der Runde stehen. Zudem wird überlegt, die für 9. Februar angesetzte Mitgliederversammlung des Vereins abermals um einen Monat zu verschieben. Darüber muss letztlich der Vorsitzende Stefan Mitscherling entscheiden, der ebenfalls mit am Tisch saß.
Dessen Arbeit wird seit Monaten von einer Reihe von Mitgliedern und ehemaligen Vorstandsleuten torpediert. Die Rede ist von einer Führung nach Gutsherrenart und Satzungsverstößen, was Mitscherling zurückweist. Der Vorsitzende wirft seinen Gegnern eine Missachtung der Ziele des Vereins, arbeitsrechtlicher Vorgaben, des Tierwohls sowie vereinsschädigendes Verhalten vor.
Etliche dieser Themen kamen bei dem Schlichtungsgespräch auf den Tisch. Pohl spricht von einer „sehr konstruktiven und lösungsorientierten Atmosphäre“. Die Anwesenden wollten bei der anstehenden Mitgliederversammlung „Aufbruchstimmung“für das Tierheim in Beckstetten verbreiten. Alle Teilnehmer hätten sich darauf geeinigt, darüber hinaus keine Informationen aus dem Gespräch nach außen zu tragen. Zu hören ist, dass sieben Mitscherling-Sympathisanten sieben Teilnehmern der sogenannten Opposition gegenüberstanden. Zudem saß eine Juristin mit am Tisch in Pohls Kaufbeurer Abgeordnetenbüro. Die Gründe für den Vorschlag einer möglichen Verschiebung der Mitgliederversammlung wurden offiziell nicht bekanntgegeben. Zu hören ist jedoch, dass die Befürworter dieser Vorgehensweise, die sich vor allem in Kreisen der Opposition fanden, Ruhe in den Verein bringen, Zeit für die Vorbereitung von Neuwahlen und für die noch ausstehende behördliche Betriebsgenehmigung gewinnen wollen.
Denn diese weitere Front tat sich wie berichtet auf Behördenseite auf. Das Landratsamt hatte dem Tierheim nach Personalwechseln die Betriebserlaubnis verwehrt, da aus Sicht der Behörde kein fachkundiges Personal vorgehalten wurde. Vollzogen wurde dies bislang aber nicht. Der Betrieb des Tierheims geht weiter. Gegen diesen Bescheid wollte Mitscherling rechtlich vorgehen; er zog die Klage jedoch kurz vor dem für Mitte Januar anberaumten Termin vor dem Verwaltungsgericht Augsburg zurück. Seine Begründung: Der Klagegrund sei entfallen, da zwischenzeitlich ein neuer Antrag auf Betriebsgenehmigung eingereicht worden sei. „Dem Landratsamt liegen nun vollständige Antragsunterlagen vor, die derzeit geprüft werden“, teilte Behördensprecher Rainer Kunzmann gestern mit. Das Verfahren sei aber noch nicht abgeschlossen.
Die Turbulenzen haben für den Trägerverein nun aber erste Konsequenzen. Der Kaltentaler Gemeinderat hat die monatlichen Zahlungen für die Aufnahme von Fundtieren aus dem Gemeindebereich eingestellt. „Das Geld liegt auf Eis, bis der Betrieb des Tierheims vom Landratsamt genehmigt ist“, sagt Manfred Hauser. Der Gemeinderat erwartet zudem, dass der Verein wieder eine feste, auf allen Posten besetzte Vorstandschaft hat. „Ohne einen Führungswechsel sehe ich da keine Perspektive“, sagt Hauser. Mitscherling hatte in den vergangenen Jahren etliche Städte und Gemeinde in Teilen des Ost- und Unterallgäu dazu bewegen können, die an Einwohnerzahlen gekoppelte Pauschalen zu bezahlen und damit den Betrieb des Tierheims zu finanzieren.
Ob der Kaltentaler Vorstoß Schule macht, ist offen. Beim größten Geldgeber, der Stadt Kaufbeuren, sieht man derzeit keinen Handlungsbedarf. „Wir kommen unseren vertraglichen Verpflichtungen nach, solange der Betrieb gewährleistet ist“, sagt Kämmerer Markus Pferner. Das Rathaus sei im engen Austausch mit dem Landratsamt.