Rekordjahr für die Türkheimer Retter
Auch die Trinkwasser-Misere sorgte dafür, dass die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr so oft ausrücken mussten wie nie zuvor in der 144-jährigen Geschichte der Wehr. Warum der altbewährte „Luigi“jetzt ersetzt werden muss
Türkheim Die Freiwillige Feuerwehr Türkheim hat ein „Rekordjahr“hinter sich: 2017 wurden die Türkheimer Retter zu 131 Einsätzen gerufen – das ist die höchste Zahl in der 144-jährigen Geschichte der Feuerwehr. Insgesamt opferten die Freiwilligen 4990 Stunden ihrer Freizeit für Übung und Einsatzdienst.
Vor allem die Trinkwasser-Misere hielt auch die Feuerwehr auf Trab: Gut 40 Mal waren die Retter im Einsatz, als durch eine Fachfirma das Trinkwassernetz gespült wurde. Weil in dieser Zeit die Wasserversorgung nicht funktionierte, musste die Feuerwehr einspringen und Landwirte, Gastronomen, Pflegeheime oder Gewerbebetriebe mit Wasser zu versorgen.
Schwelle meinte dazu augenzwinkernd: „Alleine bei diesen 40 Einsätzen legten die Freiwilligen mehr als 1000 Kilometer mit den Fahrzeugen zurück und steuerten die vermutlich 138 günstigsten Arbeitsstunden zur Sanierung des Türkheimer Wassernetzes bei.“
Die Freiwilligen leisten ihren Einsatz gerne, auch wenn sie zu allen Tages- und Nachtzeiten ausrücken müssen. Und das alles natürlich ehrenamtlich, hob Kommandant Ulrich Schwelle hervor. Was die Retter besonders ärgert: wenn sich neugierige Schaulustige immer hartnäckiger um die Unfallstelle drängeln und so den Einsatzkräften im Weg sind.
Lediglich die Zahl der Brandeinsätze blieb mit 19 gegenüber dem Vorjahr konstant. Beim Brand einer Reithalle konnten die Retter wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln. Angesichts des enormen Aufwandes könnte sich Schwelle auch mit einer Verlegung der 500-Meter-B-Schläuche zur Feuerwehr nach Schwabmünchen vorstellen. Dies bedeute aber keineswegs, dass die Türkheimer Wehr überfordert sei oder eine Konkurrenz in der Nachbarschaft fürchte. Vielmehr gehe es ihm darum, die Stärken und Kenntnisse vor Ort zu bündeln, denn gerade der Brand der Reithalle habe wieder einmal gezeigt, wie wichtig auch bei den scheinbar einfachsten Aufgaben eine genaue Ortskenntnis ist. Nur dadurch konnten die Türkheimer Retter schnell dafür sorgen, dass die nächstgelegene geeignete Wasserquelle genutzt werden konnte.
Bei einem Kellerbrand in Irsingen war zwar die Lage dank dem beherzten Innenangriff schnell unter Kontrolle, doch die Wehrleute mussten zusätzlich auch noch als Hundefänger tätig werden. Dass sie sich danach auch noch der Kritik eines vermeintlichen „Fachmannes“in den Sozialen Medien ausgesetzt sahen, wurmte die Retter dann aber schon.
Wie schwer und belastend Einsätze manchmal sein können, mussten die Retter beim Einsatz der schnellen Eingreiftruppe beim Brand in einer Firma in Rammingen erkennen: Zwar konnte das Feuer schnell unter Kontrolle gebracht werden. Schwer an die Nieren ging den Rettern auch ein Unfall, bei dem ein Auto unter einem Lkw eingeklemmt und der Fahrer tödlich verletzt wurde.
Kommandant Ulrich Schwelle bedankte sich daher auch bei Pfarrer Förster, der sich zu einer Gesprächsrunde zur Verfügung gestellt und den Ehrenamtlichen so dabei geholfen habe, das Geschehene zu verarbeiten.
Um erfolgreich die Einsatzaufgaben zu bewältigen, muss qualifizierte Ausbildung vorausgesetzt werden. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 40 Übungen der Feuerwehr und 14 Übungen der Jugendfeuerwehr abgehalten. Außerdem fanden zwei Hauptübungen statt.
Im Sommer zeigten drei Gruppen, wie gut sie ausgebildet sind, und legten die Leistungsprüfung der Gruppe im THL-Einsatz ab. Michael Zech und Teresa Schäffler erreichten dabei sogar die höchste Leistungsstufe.
Mit der Übernahme der Kosten für neue Schutzanzüge zeigte die Marktgemeinde Türkheim, wie wichtig ihr die örtliche Feuerwehr ist. Dadurch konnte der Verein das gesparte Geld sofort in Gasmessgeräte investieren, die der Eigensicherheit der Einsatzkräfte dienen.
Der Förderverein trägt auch im kommenden Jahr dazu bei, die Ausrüstung der Truppe zu verbessern: Gleich drei „Neumitglieder“wurden jetzt gekauft und sollen „Luigi“ersetzen.
So nennen die Türkheimer Retter ihre Schaufensterpuppe, die bei Übungen eingesetzt wird. Dabei wirkte „Luigi“zuletzt schon arg mitgenommen und verlor immer wieder mal ein „Körperteil“. Der Feuerwehrverein widmet sich auch der Geselligkeit, organisiert Feste und Auflüge für Erwachsene und die Jugend – wenigstens eine kleine Anerkennung für den Dienst an der Allgemeinheit, den die Retter freiwillig leisten, betonte Vorsitzender Gerhard Rindle.