Alle Vögel sind noch da
So viele Vogelfreunde wie noch nie haben an der Zählaktion „Stunde der Wintervögel“teilgenommen. Die Ergebnisse sind rekordverdächtig – und besorgniserregend zugleich
Hilpoltstein Die Blaumeise ist der große Gewinner – die Amsel der große Verlierer: Das ist das Ergebnis der Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“, zu der der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) aufgerufen hatten. Über 136000 Menschen – und damit so viele wie noch nie – nahmen bundesweit an der Aktion teil. Bayernweit meldeten 32 000 Personen – ebenfalls Rekord – insgesamt über 760 000 Vögel. Im Durchschnitt wurden in Bayerns Gärten im Freistaat 34 gefiederte Gäste beobachtet und gemeldet.
Dies sei zwar einer mehr als noch im Vorjahr, jedoch lasse sich insgesamt ein Abwärtstrend der vergangenen Jahre erkennen, teilte der LBV am Montag mit. 2013 lag die durchschnittliche Zahl der Vogelsichtungen noch bei 43 pro Stunde und Ort. Vor allem Buch- und Grünfinken seien von diesem Trend betroffen. „Der Grünfink ist seit 2014 fast nur noch halb so oft im Garten gezählt worden“, so Martina Gehret vom LBV.
Wiederum am häufigsten in bayerischen Gärten anzutreffen seien die Kohlmeise sowie der Haus- und Feldsperling. Die Goldammer wurde dieses Jahr nur noch knapp halb so oft gesichtet wie im Vorjahr. Verantwortlich dafür, dass es immer weniger Feldvögel gebe, seien laut LBV zunehmender Flächenfraß, Monokulturen, der Einsatz von Agrargiften und die Zerstörung von Randgehölzen und Sträuchern. Über gute Witterungsbedingungen für Borkenkäfer freute sich dagegen eine andere Vogelart: Die Spechte seien dank ausreichend Nahrung wieder auf dem Vormarsch, teilten die Naturschützer mit.
Angesichts des milden Winters sparten sich in diesem Jahr offenbar einige Zugvögel die Reise in den Süden: So beobachteten die Vogelzähler so viele Stare wie noch nie. Mit knapp 6500 Exemplaren verfehlte der „Vogel des Jahres 2018“nur knapp die Top 20 der am häufigsten erblickten Vögel im Freistaat.
Die meisten Vögel wurden wie im Vorjahr in Niederbayern beobachtet: 41 pro Garten. Danach folgen Oberfranken (38), Unterfranken (37) sowie die Oberpfalz (35) und Schwaben (35). Unter dem bayerischen Durchschnitt von 34 lagen Mittelfranken (33) und Oberbayern (30). Ein Abwärtstrend in den Gärten sei vor allem in städtischen Gebieten zu verbuchen, hieß es: So konnten die Teilnehmer in München nur 21 Vögel beobachten, 25 in Nürnberg, 25 in Augsburg und 26 in Bamberg.