Bilder vergehen, Musik bleibt
Sind wir Augen- oder Ohrenmenschen? Bleiben uns Sinneseindrücke tiefer im Gedächtnis verankert, die wir sehen, oder solche, die wir hören? Die Antwort auf diese Frage ist für das Kino naturgemäß von großer Bedeutung. Nie hat man das besser vorgeführt bekommen als im großartigen „The Artist“mit Jean Dujardin als beschäftigungslos werdendem Stummfilmstar. Filme ohne Ton kann sich heute keiner mehr vorstellen. Darum soll es hier auch nur um den Ton in der Form von Musik gehen: Wie wichtig ist der Soundtrack eines Films für die Erinnerung? Und wenn Jahr für Jahr neue Filme ins Gedächtnis drängen – bleibt am Ende von einem Film nicht doch ein Lied haften und kein Bild?
So einfach ist es wahrscheinlich nicht. Von den frühen TarantinoWerken etwa rotierte viel häufiger die CD mit dem Soundtrack im Player als die DVD mit dem Film. Später dann keines von beiden. Aber der auf jeder Oberstufenparty nachgespielte „Jack Rabbit Slims Twist Contest“war immer auch Referenz an John Travolta und die immer noch unersetzliche Uma Thurman im Film. Weil Film und Musik zusammen so eine suggestive Kraft entfalteten, dass man seitdem das eine nicht mehr ohne das andere denken kann.
Wenn das klappt, lag der Regisseur bei der Musikauswahl wohl richtig. „Eiskalte Engel“(„Cruel Intentions“) ist noch so ein Beispiel für einen Film, der Szenen und Musik so zusammenschweißte, dass sie aufhörten, getrennt voneinander zu existieren. Wie groß diese Leistung ist, weiß jeder, der die „Bitter Sweet Symphony“von The Verve schon kannte, bevor sie zur Schlussszene, Reese Witherspoons Cabriofahrt in ein neues Leben, ansetzt. Die Liste der Lieblingssoundtracks ist lang und sieht natürlich bei jedem etwas anders aus – „Trainspotting“, „Jackie Brown“, … Nur einige Titel würde man, nach zu langem Hören, gerne wieder vom Film lösen können.