Mindelheimer Zeitung

Ein Schlagzeug als Herzschlag

Percussion­ist Manu Katché formt mit seinen Musikern einen ganz eigenen Klang

- VON TINA SCHLEGEL

Sontheim Mit dem Wechsel in die Dampfsäg am dritten Jazz-ischAbend ändert sich wie jedes Jahr auch die Musik. Groove, Lounge, Chill-out-Elemente oder ElektroSou­nd sind nun die Begriffe, die fallen. Organisato­r Peter Schmid gelang auch in diesem Jahr wieder diese ganz besondere Mischung aus Musikstile­n und Stimmungen. In den vergangene­n Jahren haben an dem ersten Dampfsägab­end etwa Klaus Doldinger, die Nighthawks oder die Saxofonist­in Nicole Johänntgen mit Band gespielt. In diesem Jahr nun saß kein Geringerer als Manu Katché auf der Bühne und damit in der beinahe schon ehrwürdige­n Dampfsäg, die Katché als schlichtwe­g „bezaubernd“beschrieb.

Er gilt als einer der bedeutends­ten Schlagzeug­er, der in zahllosen Formatione­n mitgewirkt hat, unter anderem bei Jan Garbarek, Sting und Peter Gabriel. Doch Katchés Schlagzeug­spiel war schon immer wesentlich mehr als rhythmusge­bend, sodass er auch eigene Projekte hatte; Projekte, in welchen er selbst im Mittelpunk­t steht. Sechs Alben hat er bislang unter seinem Namen veröffentl­icht, ein weiteres wird im Herbst folgen, in der Dampfsäg nun trat er just mit der Formation auf, mit der er dieses Album einspielt: mit dem Bassist Jérome Regard und dem Gitarrist Jim Grandcamp.

Der aus Frankreich stammende Katché spielt mit ungeheurer Leichtigke­it, meist mit einem Lächeln, als geschehe jeder Schlag, jede Berührung wie von selbst. Nichts scheint ihn auch nur den Hauch einer Anstrengun­g zu kosten, gleichwohl sieht man, wie körperlich sein Spiel doch eigentlich ist, wie es von Kopf bis Fuß jede Faser von ihm in Anspruch nimmt.

Aber Katché ist nicht nur ein genialer Schlagzeug­er, immer schon war er Komponist und eben auch Bandleader, einer, der Musiker um sich versammelt, der sich und sein Instrument in den Mittelpunk­t setzen kann oder eben seine Mitspieler in Szene spielt. Katché will Musik immer wieder neu „denken“und er bewegt sich auf einer Ebene musikalisc­her Perfektion, die es ihm erlaubt, sich den ständigen Wandel zum Prinzip zu machen. Sein Album „Touchstone for Manu“von 2012 etwa ist ein großartige­r Beleg seines vielseitig­en Schaffens, versammelt er doch dort die besten Stücke aus den vorangegan­genen vier ECMAlben von 2005 bis 2012. Hier tritt das Phänomen „Katché“wunderbar hervor: Ein Musiker, der in der Pop-Welt genauso zuhause ist wie in der Welt des Jazz, der sich ganz auf seine Mitspieler einlässt und dabei doch immer wieder zu seiner ihm eigenen Musik zurückfind­et – ungeheuer charakters­tark mit einem warm-groovenden Schlagzeug­Sound.

Neben der unbestechl­ichen Leichtigke­it wirkt sein Spiel außerdem elegant und in vielen Momenten filigran. Gitarrist Grandcamp und Bassist Regard treten zwar erst im Lauf des Konzerts mehr und mehr hervor, ergeben dann aber an Katché Seite eine funkensprü­hende Einheit. Vor allem Regard wirkt mit seinem lässigen Auftreten, dem tiefweiche­n Sound seines Instrument­s und in der Mitte stehend wie der Mittler zwischen Grandcamp und Katché – hier treffen sich LoungeMusi­k und Loops, Elemente aus Pop- und Jazz-Musik und Reminiszen­zen an die psychedeli­sche Musik der 60er, Großstadtf­lair paart sich mit südlichen Rhythmen, Melancholi­e mit Leichtigke­it, dazwischen hin und wieder Katchés Stimme.

Gemeinsam lassen sie ihren eigenen Klang entstehen: ein KatchéKlan­g mag man beinahe sagen, ohne die Leistung Grandcamps oder Regards zu schmälern, bestechend­e musikalisc­he Ästhetik kongenial unterlegt mit dem durchdring­enden Elektrosou­nd und: Manu Katché als Herzschlag.

 ?? Foto: tisch ?? Schlagzeug­er Manu Katché hat schon mit Sting und Peter Gabriel gearbeitet. Mit Bas sist Jérome Regard und dem Gitarrist Jim Grandcamp war er nun bei Jazz isch im Un terallgäu.
Foto: tisch Schlagzeug­er Manu Katché hat schon mit Sting und Peter Gabriel gearbeitet. Mit Bas sist Jérome Regard und dem Gitarrist Jim Grandcamp war er nun bei Jazz isch im Un terallgäu.

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