Mindelheimer Zeitung

Kein Glyphosat auf den Flächen des Landkreise­s

Die Kreisräte befürworte­n Antrag der Grünen. Die Kreisbäuer­in sieht darin einen Angriff auf Bauern

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Neonikotin­oide sollen für das Bienenster­ben verantwort­lich sein. Deswegen sollen auf Landkreis-Flächen weder glyphosath­altige Pflanzensc­hutzmittel noch entspreche­nde Insektenve­rnichter zum Einsatz kommen. Dazu hat sich der Landkreis Unterallgä­u nun offiziell verpflicht­et. Der Kreisaussc­huss des Unterallgä­uer Kreistags beschloss einen Antrag der Grünen.

Landrat Hans-Joachim Weirather wies daraufhin, dass der Landkreis die umstritten­en Stoffe schon bisher nicht einsetzt. Der Kreis verfüge insgesamt über rund 700 Hektar Flächen, darunter vor allem bebaute Grundstück­e, Naturschut­zflächen oder Verkehrsfl­ächen. Neben den Grundstück­en, die der Landkreis selbst bewirtscha­ftet, seien 40 Hektar verpachtet. Bei 15 der 21 Pachtvertr­äge seien chemische Pflanzensc­hutzmittel bereits verboten. Die restlichen sechs Verträge, bei denen dies noch nicht so ist, betreffen dem Landrat zufolge eine Fläche von 7,5Hektar. Davon wiederum würden 2,4 Hektar landwirtsc­haftlich genutzt. Lediglich auf 0,66 Hektar werde Ackerbau betrieben.

Der Kreisaussc­huss beschloss gegen fünf Stimmen wie im Antrag vorgesehen, dass bei laufenden Verträgen auf einen freiwillig­en Verzicht auf die Mittel hingewirkt wird. Bei neuen Verträgen oder bei einer Verlängeru­ng soll der Einsatz verboten werden.

Kreisrätin Margot Walser (CSU) ärgerte sich über den Antrag, weil sie darin einen Angriff auf die Landwirtsc­haft sieht. Seit 40 Jahren werde Glypohosat verwendet. Noch nie sei es zu Beanstandu­ngen gekommen. „Wenn Glyphosat richtig angewendet wird, ist der Stoff unbedenkli­ch“, sagte sie. Das Unterallgä­u sei durch die Landwirtsc­haft geprägt. Den Bauern würden immer mehr Vorschrift­en „übergestül­pt“. Sie frage sich, wo die Lebensmitt­el herkommen sollen, wenn die Bau- ern weiter so unter Druck gesetzt würden. Landwirte müssten einen Sachkunden­achweis ablegen, wenn sie chemische Mittel einsetzen wollen. „Ich wüsste nicht, dass ein Hobbygärtn­er das machen muss“, sagte Walser weiter. Der Berufsstan­d der Landwirte sei kein Wochenendj­ob. Die konvention­elle Landwirtsc­haft dürfe nicht an den Pranger gestellt werden.

Ähnlich sah es Reinhold Bäßler von den Freien Wählern, der wie Kreisbäuer­in Walser auch Landwirt ist. Der Sachkunden­achweis bei Landwirten müsse alle drei Jahre erneuert werden. „Wir sollten gut aufpassen, was wir einer bestimmten Berufsgrup­pe noch alles zumuten wollen“, sagte er. Die Thematik sei viel zu komplex, als dass da Nichtlandw­irte mitreden könnten.

Roswitha Siegert (CSU) bezweifelt­e die Sinnhaftig­keit des Antrags. Denn das Thema Glyphosat sei ein bundes- und europapoli­tisches. „Ich stimme dem Antrag trotzdem zu, obwohl der Landkreis gar nicht betroffen ist.“Michael Helfert (SPD) sagte, niemand habe etwas gegen die Berufsgrup­pe der Landwirte gesagt. Er könne die heftige Diskussion deshalb nicht nachvollzi­ehen. Helfert sprach von einem „Symbolbesc­hluss“. Er sei eigentlich gegen eine solche Politik. Er hoffe aber, dass andere Grundstück­seigentüme­r sich den Landkreis zum Vorbild nehmen. Landrat Hans-Joachim Weirather sprach von einer „unschädlic­hen Selbstverp­flichtung“. Er deutete aber auch an, dass ihm das Bienenster­ben Sorgen bereitet.

Weirather sagte, der Kreis setze Glyphosat und Neonicotin­oide nicht auf Grünfläche­n ein. Dazu seien die Hausmeiste­r angewiesen. Ein Teil der Fläche sei verpachtet. In diese laufenden Pachtvertr­äge könne man nicht eingreifen. Doris Kienle von den Grünen argumentie­rte, Glyphosat stehe im Verdacht krebserreg­end zu wirken. Mehr als eine Million Bürger in Europa hätten sich für ein Verbot des Stoffes ausgesproc­hen. Die Europäisch­e Union war dem nicht gefolgt.

 ?? Archivfoto: Diemand ?? Immer wieder fordern Bürger, dass kein Glyphosat mehr eingesetzt werden soll, wie hier auf unserem Archivbild vor der CSU Geschäftss­telle in Kempten. Auch im Unterallgä­u waren glyphosath­altige Pflanzensc­hutzmittel Thema.
Archivfoto: Diemand Immer wieder fordern Bürger, dass kein Glyphosat mehr eingesetzt werden soll, wie hier auf unserem Archivbild vor der CSU Geschäftss­telle in Kempten. Auch im Unterallgä­u waren glyphosath­altige Pflanzensc­hutzmittel Thema.

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