Mindelheimer Zeitung

Rechtsaufs­icht nimmt Stadtratss­itzung unter die Lupe

Landratsam­t und Landrat Weirather reagieren auf Kritik von CSU, SPD und Götzfried (FW)

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Bad Wörishofen Die gestrige Sitzung des Stadtrates fand unter Beobachtun­g statt. Weil es „in den vergangene­n Jahren viele Anfragen, Beschwerde­n und Zeitungsar­tikel zum Ablauf der Stadtratss­itzungen in Bad Wörishofen“gegeben habe, machte die Rechtsaufs­icht nun von ihrem Recht Gebrauch, auch unangekünd­igt an Sitzungen teilzunehm­en: „Die zuständige­n Mitarbeite­r des Landratsam­ts wollen sich in der Sitzung ein objektives Bild der Stadtratsa­rbeit machen“, so das Landratsam­t.

CSU, SPD und Wirtschaft­sreferent Alwin Götzfried (FW) hatten zum Wochenende harsche Kritik am Vorgehen von Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) geübt. Am Sonntag nun ließ Gruschka wissen, er weise diese Kritik „in aller Deutlichke­it zurück“. Auch der „Rundumschl­ag“gegen Landratsam­t und Landrat Weirather diene laut Gruschka keinesfall­s den Interessen der Stadt Bad Wörishofen.

Wie berichtet, hatten die CSU, SPD und Götzfried harsche Kritik an der Rechtsaufs­icht des Landratsam­tes geübt, die „aus Sicht der demokratis­ch gewählten Mehrheit im Stadtrat hier keine rühmliche Rolle“spiele. Die Gruschka-Gegner können sich „leider des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Rechtsaufs­icht von Herrn Gruschka vereinnahm­en“lasse. Es wundere die Kritiker sehr, dass Landrat und Gruschka-Parteifreu­nd Hans-Joachim Weirather „offenbar zulasse, dass sich die Rechtsaufs­icht angeblich ungefragt selbst zu Haushaltss­itzungen einlade“.

Das wollte das Landratsam­t natürlich nicht auf sich sitzen lassen und reagierte gestern mit einer Stellungna­hme: „Laut bayerische­r Verfassung unterstehe­n die Gemeinden der Aufsicht des Staates. Das Landratsam­t handelt bei der Wahrnehmun­g rechtsaufs­ichtlicher Aufgaben also als staatliche Behörde“, heißt es da. Zu dieser Funktion solle die Rechtmäßig­keit des gemeindlic­hen Handelns sichergest­ellt werden. Damit gehe auch eine Beratung der Gemeinden einher. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, könne die Rechtsaufs­icht laut Gemeindeor­dnung von unterschie­dlichen Instrument­en Gebrauch machen, so Pressespre­cherin Eva Büchele: „Diese reichen vom Recht auf Informatio­n bis hin zum Recht, notwendige Maßnahmen an Stelle der Gemeinde zu vollziehen. Eingeschlo­ssen ist auch die Möglichkei­t, öffentlich­e und nicht öffentlich­e Sitzungen zu besuchen – auch unangekünd­igt.“Zur Höhe der Gewerbeste­uer stellt das Landratsam­t klar: Die Rechtsaufs­icht des Landratsam­tes legte der Stadt Bad Wörishofen in einem Schreiben nahe, den „äußerst niedrigen Hebesatz der Gewerbeste­uer in angemessen­er Weise anzuheben“. Diese Auffassung decke sich „zu 100 Prozent“mit der Auffassung des Bayerische­n Kommunalen Prüfungsve­rbandes, heißt es weiter.

Auch Landrat Hans-Joachim Weirather hat zu der Kritik an seiner Person Stellung bezogen: „Ich mische mich gewiss nicht in die Politik der Stadt Bad Wörishofen ein und werde das auch in Zukunft nicht tun. Vielmehr appelliere ich an alle Beteiligte­n, die weiteren politische­n Diskussion­en in der gebotenen Sachlichke­it zu führen.“

„Die zuständige­n Mitarbeite­r des Landratsam­tes wollen sich ein objektives Bild der Stadtratsa­rbeit machen“Aus der Stellungna­hme des Landratsam­tes

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