Mindelheimer Zeitung

Pschierer wird Minister an der Seite von Söder

Der Mindelheim­er übernimmt das Amt von Ilse Aigner – und weckt damit im Landkreis Hoffnungen

- VON SANDRA BAUMBERGER

Mindelheim „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Nun also #Minister. Ich freue mich über diese verantwort­ungsvolle Aufgabe und werde mein Bestes für Bayern und seine Menschen geben. Ich danke Ministerpr­äsident Markus Söder für sein Vertrauen in meine Person.“Das hat Franz Josef Pschierer gestern Nachmittag, etwa zwei Stunden nach seiner Vereidigun­g zum bayerische­n Wirtschaft­sminister auf seiner Facebook-Seite gepostet.

Dass er seine bisherige Chefin Ilse Aigner beerben würde, wusste er allerdings schon sehr viel länger. Am Dienstagab­end hatte Söder ihn für 21.30 Uhr bei sich einbestell­t – und Pschierer verhehlt nicht, dass er mit einem etwas mulmigen Gefühl hingefahre­n ist. „Man weiß zu diesem Zeitpunkt ja nicht, wie es weitergeht.“Zumal zuvor viel spekuliert worden sei: Die einen glaubten, dass der 61-Jährige im Zuge der angekündig­ten Verjüngung des Kabinetts aussortier­t werden könnte.

Die anderen waren sich aufgrund von Pschierers Lebenslauf sicher,

Eine große Ehre und ein ganz besonderer Tag

dass das Gegenteil der Fall sein würde: Immerhin gehört er wie Söder seit 1994 dem Landtag an. Zwischen 2003 und 2008 war er Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Wirtschaft, Infrastruk­tur, Verkehr und Technologi­e, später unter Söder Finanz- und dann eben auch Wirtschaft­sstaatssek­retär. Der jetzige Aufstieg zum Wirtschaft­sminister erschien da für viele naheliegen­d – auch wenn das Verhältnis zwischen Söder und Pschierer nicht als besonders freundscha­ftlich gilt. Im Gespräch mit der Mindelheim­er Zeitung formuliert es Pschierer so: Als sein Staatssekr­etär habe er viel von Söder gelernt und manchmal sei das auch hart gewesen. „In der Politik ist es aber normal, dass es mal knirscht.“Er und Söder hätten viele Schlachten miteinande­r geschlagen und seien immer fair miteinande­r umgegangen. Dass er ihn jetzt zum Minister ernannt hat, sei „eine große Ehre“und der gestrige Tag ein ganz besonderer.

Franz Josef Pschierer ist der erste Unterallgä­uer, der im bayerische­n Landtag ein Ministeram­t innehat. Denn Josef Miller, der von 1998 bis 2008 Landwirtsc­haftsminis­ter war, kommt bekanntlic­h aus Memmingen. Als Miller erfährt, dass sich die Gerüchte der vergangene­n Wochen bewahrheit­et haben, ist ihm die Freude anzuhören: „Ich freu mich

sehr, dass wieder einer von uns als Minister am Kabinettst­isch sitzt“, sagt er – und natürlich freue er sich auch für Pschierer persönlich. Dessen langjährig­e Erfahrunge­n als Staatssekr­etär seien die ideale Vorbereitu­ng für das Ministeram­t. „Er bringt alle Voraussetz­ungen mit, um dieses Amt zu führen“, so Miller. Dass ein Unterallgä­uer ein Ministeram­t ausübt, ist in Millers Augen „eine große Aufwertung unserer Region“. Der Landkreis sei zwar bereits sehr gut aufgestell­t. „Aber

wenn man oben ist, ist es schwierig, oben zu bleiben.“Ein wenig Unterstütz­ung aus München könne da nicht schaden.

Ähnlich sieht das Landrat HansJoachi­m Weirather, der Pschierer ebenfalls „ganz, ganz herzlich“gratuliert. „Es ist gut, wenn man einen direkten Draht in die Staatsregi­erung hinein hat“, sagt er. Zwar müsse der Wirtschaft­sminister selbstvers­tändlich alle bayerische­n Regionen gleich behandeln und dürfe den Heimatland­kreis nicht bevorzugen.

„Aber ein Nachteil ist es für das Unterallgä­u bestimmt nicht und auf den einen oder anderen Vorteil darf man ja hoffen.“

„Da hat er nicht Unrecht“, sagt Pschierer denn auch. Zwar sei er natürlich ein Minister für ganz Bayern, aber eben auch weiterhin der Abgeordnet­e des Stimmkreis­es Kaufbeuren. Und für den wolle er sich auch weiterhin einsetzen. So wie er auch weiterhin Kreisrat im Unterallgä­u bleiben und dort vor allem die Klinikpoli­tik weiter begleiten wird. Als

Wirtschaft­sminister will er sein Augenmerk auf den Mittelstan­d und dessen Digitalisi­erung und Internatio­nalisierun­g legen, sagt Pschierer.

Miller spricht von einem Schlüsselr­essort: Nur wenn die wirtschaft­lichen Bedingunge­n stimmen, ist genügend Geld da für alle anderen Bereiche. Seinem Parteikoll­egen rät er zur Gelassenhe­it. „Die Verantwort­ung wird erheblich größer und die Zeit knapper. Das beanspruch­t den ganzen Menschen“, ist seine Erfahrung.

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Bei einem Empfang im Kemptener Kornhaus vor fünf Jahren saßen der jetzige Ministerpr­äsident Markus Söder (l.) und sein damaliger Finanzstaa­tssekretär Franz Josef Pschie rer einträchti­g Seite an Seite. Nun hat Söder Pschierer zum Wirtschaft­sminister...
Archivfoto: Ralf Lienert Bei einem Empfang im Kemptener Kornhaus vor fünf Jahren saßen der jetzige Ministerpr­äsident Markus Söder (l.) und sein damaliger Finanzstaa­tssekretär Franz Josef Pschie rer einträchti­g Seite an Seite. Nun hat Söder Pschierer zum Wirtschaft­sminister...

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