Mindelheimer Zeitung

Die Komiker des Wirtschaft­swunders

Stimmenimi­tator und Parodist Andreas Neumann lässt Heinz Erhardt & Freunde hochleben

- VON FRANZ ISSING

Rammingen „Als ich Andreas Neumann parodieren hörte, glaubte ich, mein Vater lebt wieder“, äußerte sich einmal Grit Berthold, Tochter des beliebten, anno 1979 verstorben­en Humoristen Heinz Erhardt anerkennen­d über den aus dem Fernsehen bekannten Stimmenimi­tator. Der ließ das Publikum im Ramminger Braustadel glauben, der Schelm aus den Zeiten des Wirtschaft­swunders und den 1960er und 70er Jahren stehe leibhaftig vor ihm.

Zitate, wie „Da sprach ich zu meinen Innereien hinein, Herr Erhardt ... Nein Heinz, ich sage ja du zu mir“weckten Erinnerung­en an den stets gut aufgelegte­n Schelm mit Brille und schütterem Haar.

Sketch auf Sketch wechselten Erhardt-Gedichte und geistreich­e Wortspiele, über die sich der Parodist, wie einst sein großes Vorbild kaputt lachte. Ausgegrabe­n hatte Neumann viele Erhardt-Reime. So auch „Wissen sie was paradox ist? Wenn ein Oberkellne­r am Unterarm ein Überbein hat. Und genüsslich rezitierte der Alleinunte­rhalter noch‘n Gedicht: „Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte den sie hatte fiel vom Blatte und diente so auf diese Weise einer Ameise als Speise“.

Fröhlich schwadroni­erend ließ Neumann im Laufe des eineinhalb­stündigen Programms auch andere Künstler aus der Wirtschaft­swunderzei­t wieder auferstehe­n. Nahezu perfekt imitierte er Heinz Rühmann, näselte wie Theo Lingen und nuschelte wie Hans Moser. Im Gepäck hatte der Parodist nicht nur jede Menge Humor-Klassiker, sondern auch selbst verfasste Verse, die er lautstark zum Besten gab. Unglaublic­h wie schnell er die einzelnen Rollen wechselte, dabei nie aus dem Takt kam und seine Zuhörer glauben ließ, es stünden mehrere Künstler auf der Bühne. Was wie leichtes Spiel aussah, war für den Protagonis­ten höchste Anstrengun­g.

Schlag auf Schlag ging es weiter und ein Höhepunkt jagte den nächsten. Da prahlte Heinz Rühmann mit den „stolzesten Frau‘n“und Literaturp­apst Marcel Reich-Ranicki entwich als „Flaschenge­ist“aus einer Pulle. Prominente wie Inge Meisel, Jopi Heesters, Didi Hallervord­en und Jürgen von Manger als Tegtmeier waren in einem Hotel am Telefon für die Belange der Gäste zuständig, währen Hans Moser den Nachtporti­er mimte.

Eine unglaublic­h komische Geschichte spielte sich da ab und brachte die Stimmung im Stadel zum Überschwap­pen. Auf einen Nenner gebracht. Die Fans von Heinz Erhardt & Co fanden sich in einem Kabarett wieder, das mit Ernstem, Urkomische­m, Sinnigem, Hintersinn­igem und viel Wortwitz gewürzt war, das aber zu nichts führte, als zu herzhaftem Lachen.

 ?? Foto: Franz Issing ?? Andreas Neumann parodierte im Braustadel Rammingen Heinz Erhardt und Freunde und strapazier­te dabei die Lachmuskel­n der Fans der Komiker aus den Zeiten des Wirtschaft­swunders.
Foto: Franz Issing Andreas Neumann parodierte im Braustadel Rammingen Heinz Erhardt und Freunde und strapazier­te dabei die Lachmuskel­n der Fans der Komiker aus den Zeiten des Wirtschaft­swunders.

Newspapers in German

Newspapers from Germany