Auf Allgäuer Unternehmen kommt viel Aufwand zu
Im Mai tritt das neue Datenschutzgesetz in Kraft. Für Firmen bedeutet das vor allem mehr Bürokratie
Allgäu Der Einzelne soll mehr Kontrolle über seine Daten haben. Auf Unternehmen kommt vor allem viel Bürokratie zu: Sie müssen zusätzliche Verzeichnisse führen, Listen anlegen und Verträge unterschreiben lassen.
Ab dem 25. Mai gilt in Deutschland eine neue Datenschutzgrundverordnung. Sie sei doppelt so lang wie die alte und gelte für nahezu jedes Unternehmen, jeden Verband und jede Firma, sagt Sabine Schenk. Die Rechtsanwältin hielt in Kempten einen Vortrag über die Verordnung vor knapp 70 Allgäuer Unternehmern. Ausrichter war der Bund der Selbstständigen.
Ab dem 25. Mai müssen Firmen beispielsweise ein Verzeichnis führen, welcher Mitarbeiter Zugriff auf welche persönlichen Daten hat, etwa die Personalakte. Schenk schätzt, dass bei einem normalen Unternehmen 150 bis 300 dieser Verzeichnisse anfallen: „Da kommt Arbeit auf die Unternehmen zu.“
Diese Regelung beunruhigt Otto Stiegler. Er ist Inhaber des Kaufbeurer IT-Unternehmens Werbeagentur Allgäu. Er habe einen Anbieter, der diese Verzeichnisse auf einem Server speichert. Theoretisch müsse er nun für diesen Anbieter ebenfalls ein neues Verzeichnis anlegen. „Und wenn die Putzfrau auf meinen Bildschirm schaut, muss ich auch für sie eines anlegen. Oder wenn ich nur den Telefonhörer weitergebe. Wo ist da die Grenze?“, ärgert er sich. Um bei diesen Regelungen auf der sicheren Seite zu sein, werde er auf jeden Fall einen externen Datenschutzbeauftragten engagieren.
Das sieht Marcus Tasan vom Kemptener Goldhaus anders. Er hofft, ohne einen externen Fachmann auszukommen. Zwar brauche
„Wenn ein IT ler bei der Gesetzgebung dabei gewesen wäre, würde die Datenschutzverordnung ganz anders aussehen.“Otto Stiegler, Werbeagentur Allgäu
er in Zukunft die Einwilligung der Kunden, wenn diese ein Kontaktformular ausfüllen oder er ihre Daten an den Steuerberater weitergibt. „Aber mehr wird es im Einzelhandel nicht sein“, glaubt Tasan. Allerdings gibt er auch zu: So richtig wisse er noch nicht, was da auf ihn zukomme.
Viele Neuerungen gibt es im Online-Bereich: So müssen Internetnutzer etwa bei einem Kontaktformular zustimmen, dass ihre Daten erfasst werden. Hubert Stimpfle vom Internet-Dienstleister Allgäu Infoservice aus Nesselwang sieht die neue Verordnung aber eher gelassen: Es habe schon früher Änderungen gegeben, die man gemeistert habe. Auch in die neue Grundverordnung werde man sich nach und nach einarbeiten. Stimpfle glaubt allerdings, dass nicht alle Selbstständigen ihre Website aufwendig umbauen lassen. „Die machen eher etwas Halbherziges. Ich kann mir auch vorstellen, dass es einige ganz aufhören.“