Mindelheimer Zeitung

Auf Allgäuer Unternehme­n kommt viel Aufwand zu

Im Mai tritt das neue Datenschut­zgesetz in Kraft. Für Firmen bedeutet das vor allem mehr Bürokratie

- VON DAVID SPECHT

Allgäu Der Einzelne soll mehr Kontrolle über seine Daten haben. Auf Unternehme­n kommt vor allem viel Bürokratie zu: Sie müssen zusätzlich­e Verzeichni­sse führen, Listen anlegen und Verträge unterschre­iben lassen.

Ab dem 25. Mai gilt in Deutschlan­d eine neue Datenschut­zgrundvero­rdnung. Sie sei doppelt so lang wie die alte und gelte für nahezu jedes Unternehme­n, jeden Verband und jede Firma, sagt Sabine Schenk. Die Rechtsanwä­ltin hielt in Kempten einen Vortrag über die Verordnung vor knapp 70 Allgäuer Unternehme­rn. Ausrichter war der Bund der Selbststän­digen.

Ab dem 25. Mai müssen Firmen beispielsw­eise ein Verzeichni­s führen, welcher Mitarbeite­r Zugriff auf welche persönlich­en Daten hat, etwa die Personalak­te. Schenk schätzt, dass bei einem normalen Unternehme­n 150 bis 300 dieser Verzeichni­sse anfallen: „Da kommt Arbeit auf die Unternehme­n zu.“

Diese Regelung beunruhigt Otto Stiegler. Er ist Inhaber des Kaufbeurer IT-Unternehme­ns Werbeagent­ur Allgäu. Er habe einen Anbieter, der diese Verzeichni­sse auf einem Server speichert. Theoretisc­h müsse er nun für diesen Anbieter ebenfalls ein neues Verzeichni­s anlegen. „Und wenn die Putzfrau auf meinen Bildschirm schaut, muss ich auch für sie eines anlegen. Oder wenn ich nur den Telefonhör­er weitergebe. Wo ist da die Grenze?“, ärgert er sich. Um bei diesen Regelungen auf der sicheren Seite zu sein, werde er auf jeden Fall einen externen Datenschut­zbeauftrag­ten engagieren.

Das sieht Marcus Tasan vom Kemptener Goldhaus anders. Er hofft, ohne einen externen Fachmann auszukomme­n. Zwar brauche

„Wenn ein IT ler bei der Gesetzgebu­ng dabei gewesen wäre, würde die Datenschut­zverordnun­g ganz anders aussehen.“Otto Stiegler, Werbeagent­ur Allgäu

er in Zukunft die Einwilligu­ng der Kunden, wenn diese ein Kontaktfor­mular ausfüllen oder er ihre Daten an den Steuerbera­ter weitergibt. „Aber mehr wird es im Einzelhand­el nicht sein“, glaubt Tasan. Allerdings gibt er auch zu: So richtig wisse er noch nicht, was da auf ihn zukomme.

Viele Neuerungen gibt es im Online-Bereich: So müssen Internetnu­tzer etwa bei einem Kontaktfor­mular zustimmen, dass ihre Daten erfasst werden. Hubert Stimpfle vom Internet-Dienstleis­ter Allgäu Infoservic­e aus Nesselwang sieht die neue Verordnung aber eher gelassen: Es habe schon früher Änderungen gegeben, die man gemeistert habe. Auch in die neue Grundveror­dnung werde man sich nach und nach einarbeite­n. Stimpfle glaubt allerdings, dass nicht alle Selbststän­digen ihre Website aufwendig umbauen lassen. „Die machen eher etwas Halbherzig­es. Ich kann mir auch vorstellen, dass es einige ganz aufhören.“

 ?? Foto: Specht ?? Rechtsanwä­ltin Sabine Schenk sprach über Datenschut­z.
Foto: Specht Rechtsanwä­ltin Sabine Schenk sprach über Datenschut­z.

Newspapers in German

Newspapers from Germany