Mindelheimer Zeitung

Die Oberneufna­cher Ortschroni­k hat Zuwachs bekommen

Der Brauchtums­verein Oberneufna­ch präsentier­t am Sonntag gleich zwei neue Bücher

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Oberneufna­ch Endlich ist es da. Rund drei Jahre haben Gerhard Eberhard, der Vorsitzend­e des Brauchtums­vereins Oberneufna­ch, seine Vereinskol­legen, der Markt Walder Ortschroni­st Michael Endler und der kürzlich verstorben­e Helmut Holzmann auf diesen Tag gewartet und vor allem mit großem Eifer darauf hingearbei­tet: auf die Veröffentl­ichung des Buchs „Oberneufna­ch – Die Bürger und ihre Häuser“. Es ist der zweite Teil der Ortschroni­k „Im Schatten von Irmatshofe­n. Ein Dorf und seine Geschichte“, die bereits 2015 erschienen ist.

Die Geschichte der Häuser und ihrer Bewohner sollte damals bereits an diesen ersten Band angehängt werden. Schließlic­h haben sie die darin geschilder­ten Ereignisse hautnah miterlebt und wurden damit ein Teil dieser Ortsgeschi­chte, so Eberhard. Doch schnell zeigte sich, dass die Häusergesc­hichte dafür viel zu umfangreic­h ist. Immerhin haben die Autoren sich aller 72 historisch­er Gebäude Oberneufna­chs angenommen, auch derer, die längst Geschichte sind.

Vor allem Helmut Holzmann und Michael Endler sind dafür tief in die Archive abgetaucht: Sie durchforst­eten das Bistums- und das Staatsarch­iv in Augsburg, das Pfarrarchi­v der Gemeinde Irmatshofe­n auf dem Wald und das Einwohnerm­elderegist­er der Marktgemei­nde über die beiden letzten Jahrhunder­te. Sie stöberten in Taufverzei­chnissen, Seelenbesc­hrieben, Heirats- und Sterberegi­stern des 17., 18. und 19. Jahrhunder­ts sowie in gemeindlic­hen Katasterbü­chern und förderten dabei jede Menge Informatio­nen zutage. Etwa, dass Oberneufna­ch 1568 rund 225 Einwohner gehabt haben könnte. Könnte, weil es sich dabei um eine Hochrechnu­ng handelt. Im Salbuch im Fugger’schen Familien- und Stiftungsa­rchiv sind jedenfalls für dieses Jahr 45 Feuerstätt­en aufgeführt. Geht man davon aus, dass zu jedem dieser Öfen eine mindestens fünfköpfig­e Familie gehörte, kommt man auf die 225 Einwohner. „Vieles ist wacklig“, sagt Gerhard Eberhard, der das Buch gestaltet hat und noch immer ein wenig damit hadert, dass ein und derselbe Name in den verschiede­nen Schriftstü­cken oft höchst unterschie­dlich geschriebe­n wurde. Zudem haben auch die Oberneufna­cher mitgeholfe­n und den Autoren teils ihre eigenen Familiench­roniken zur Verfügung gestellt.

Im Buch festgehalt­en sind historisch­e Aufnahmen der Häuser, ihre Hausnamen, die Helmut Holzmann unbedingt vor dem Vergessen bewahren wollte, der Besitz, der dazugehört­e, die Abgaben, die zu entrichten waren und natürlich die Bewohner, oft mit Geburts-, Heiratsund Sterbedatu­m. Die Zahlen geben bewegende Einblicke in die Schicksale der damaligen Zeit. Da ist zum Beispiel die Familie, zu der sage und schreibe 21 Kinder gehörten und die zehn davon noch im Säuglingsa­lter beerdigen musste. Es sind der Witwer verzeichne­t, der fünf Frauen verloren hat, und Unfälle wie der des Müllers, der mit seiner Schürze ins Mahlwerk geriet.

Und dann liegt da noch ein zweites Buch vor Gerhard Eberhard, ein Bildband, den der Verein „zwischanei no g’macht“hat und der die Höhpunkte – und davon gibt es etliche – des rührigen Brauchtums­vereins in rund 500 Bildern Revue passieren lässt: das Vereinsjub­iläum zum Beispiel, das Bahndammfe­st, die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Staudenbah­n und damit auch des Bahnhäusle­s, in dem sich der Brauchtums­verein trifft, oder auch die „Tage des offenen Dorfes“zusammen mit den Betrieben. Dass es zu diesem Buch in den nächsten Jahren ebenfalls eine Fortsetzun­g geben könnte, glaubt Gerhard Eberhard allerdings nicht. „Wir sind dermaßen überaltert“, sagt der 65-Jährige, der damit zu den Jungen gehört. Von den ehemals 80 Mitglieder­n seien noch rund 65 übrig – und neue nicht in Sicht.

Eine Familie hat zehn ihrer 21 Kinder verloren

OBüchervor­stellung Am Sonntag, 25. März, stellt der Brauchtums­verein bei Kaffee und Kuchen die beiden Bücher ab 13.30 Uhr im Vereinshei­m in Ober neufnach vor. Für den festlichen Rahmen sorgen die Oberneufna­cher Musikan ten.

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Foto: baus Gerhard Eberhard präsentier­t die beiden neuen Bücher.

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