Mindelheimer Zeitung

Ein exotischer Garten Traum in Traunried

Johannes Wagner und seine Familie haben einen alten Bauernhof im Ettringer Ortsteil in einen kleinen Botanische­n Garten verwandelt. Hier fühlen sich die Menschen, Tiere und Pflanzen zuhause

- VON MARIA SCHMID

Traunried Langsam steigt Johannes Wagner die Leiter hinauf. In fast vier Metern Höhe löst er mit dem Akkuschrau­ber die ersten Schrauben aus den Latten, die die winterfest­e Folie vom Palmenhaus festhalten. Gespannt sehen Söhnchen Julian (sechs Jahre alt), sein Bruder Kajetan (vier), Schwesterc­hen Helena (fast ein Jahr alt) und Mama Daniela Wagner zu.

Sobald die obersten Latten entfernt sind, schauen die ersten Palmwedels­pitzen hinaus in die Frühlingss­onne. Man sieht fast das Aufatmen der inzwischen großen Bäume. Endlich Sonnenlich­t und ein leichter Wind – scheinen sie zu denken. Nach und nach verschwind­en Latten und schützende Folien. Eine Palmenprac­ht kommt zum Vorschein.

Noch steht das Holzgerüst, halt solange, bis keine Frostnächt­e mehr zu erwarten sind. Die Folien seien ja schnell wieder angebracht, so Johannes Wagner. Nach eventuell noch kommenden kalten Nächten wird auch das Gerüst endgültig entfernt und die volle Pracht ist zu bewundern.

Jetzt schon sind einige besondere Schönheite­n zu erahnen, worauf die großen, elfenbeinf­arbenen Knospen der Blüten hinweisen. An einer zweiten Palme sind es die kleinen purpurschw­arzen Fruchtdold­en der „chinesisch­en Hanfpalme“(Trachycarp­us fortunei), die bewundert werden.

Aus den Hanffasern werden in China Seile, Bürsten und Regenmänte­l hergestell­t. Zu finden ist diese Palmenart in Europa nur in wärmeren Gebieten wie im Schweizer Tessin oder im oberen Rheintal, wenn dort die Winter sehr mild sind.

So ist es für Johannes Wagner ganz klar, dass die Palmen bei ihm jedes Jahr im Herbst ein „PalmenFoli­en-Gewächshau­s“bekommen. In diesem Haus sind noch etliche andere Mitbewohne­r zu finden wie Kakteen, Kräuter und der „Ficus pumila“(Kletterfei­ge), die sich ähnlich dem bei uns beheimatet­en Efeu, an einen Palmenstam­m klammert und an ihm hochklette­rt.

Ein großer Kaktus ist umgeknickt, aber da er gute „Ohrwaschel“hat, wird davon ein neuer gezüchtet.

A propos züchten, das ist für Johannes Wagner kein Problem, hatte er doch in einem weiteren Gewächshau­s viele andere Pflanzen stehen, die nun so nach und nach ins Freie gebracht werden. Darunter sind nicht nur Erdbeer- und Lorbeerbäu­mchen, sondern auch eine in- zwischen „geschrumpf­te“Zitrussamm­lung.

Als der Münchner seinen Standort in der Bayerische­n Hauptstadt aufgab, waren es dort noch über 100 Sorten, jetzt rund 25. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort im Unterallgä­u, nicht zu weit von seinem Wirkungskr­eis als Konrektor der Pfarrer-Kneipp-Grund- und Mittelschu­le in Bad Wörishofen, fand er in Traunried das ideale 6500 Quadratmet­er große Areal mit einem alten Bauernhof.

Sieben Jahre ist das jetzt her. Hier fühlt sich die ganze Familie so richtig wohl. Hier können die Buben nach Herzenslus­t toben. Sie sammeln in einem Eimer die samtigen Weidenkätz­chen, die von den beiden großen „singenden“Weiden herunterfa­llen. Es sind Bienen, Wespen und Hummeln, die ein herrliches Summ-Konzert veranstalt­en. Und wozu brauchen Julian und Kajetan die Kätzchen? „Die sind für die Ziegen“, sagen sie.

Auf einer Weide hinter dem Haus ist der Streichelz­oo zu bewundern. Ziegen reiben ihre Hörner an den schon vollkommen abgenagten ausgedient­en Weihnachts­bäumen. Zwei wollige Schafe und zwei große Gänse kommen neugierig herbei. Johannes Wagner erzählt, dass er bei einem Schulabsch­luss eines der Schafe von einem Schüler geschenkt bekam.

Da es die Herde gewohnt war, habe es so gejammert und geschrien, dass er schließlic­h ein zweites dazustellt­e – und schon war alles wieder in Ordnung. Natürlich gehören auch Hühner zum Hof. Außerdem gibt es da noch den Kaninchens­tall, ein weiterer kleiner Streichelz­oo für die eigenen und etliche Nachbarsch­aftskinder.

Ja, und die Voliere? Wer ist da zu Hause? Sie scheinen die Frage verstanden zu haben und kommen aus dem inneren des Hauses heraus: vier herrlich bunte australisc­he GebirgsAll­farbloris, Papageien, deren Federn im Sonnenlich­t in allen Farben schillern. Doch es gibt noch viel mehr auf dem Hof von Johannes Wagner zu entdecken wie afrikanisc­he Liebeslili­en, Wandelrösc­hen, Fuchsienst­ämmchen, Olivenbäum­e, Feigen, Yucca-Palme oder die europäisch­e Palme, die Zwergpalme „Chamaerops Humilis“und und und. Und die Idee zum Palmen-Gewächshau­s? Die brachte Johannes Wagner vom Gardasee mit, von den Zitronengä­rten in Limone, der „La Limonaia“.

 ?? Fotos: Maria Schmid ?? Diese herrlichen Hanfpalmen­früchte sind nur einer der vielen Hingucker im Garten der Familie Wagner in Traunried, wo sich die Familie vor sieben Jahren einen Traum erfüllt und ein altes Bauernhaus zu ihrem Traumhaus gemacht hat.
Fotos: Maria Schmid Diese herrlichen Hanfpalmen­früchte sind nur einer der vielen Hingucker im Garten der Familie Wagner in Traunried, wo sich die Familie vor sieben Jahren einen Traum erfüllt und ein altes Bauernhaus zu ihrem Traumhaus gemacht hat.
 ??  ?? In einem selbst gebauten „Palmen Folien Gewächshau­s“hat Johannes Wagner ideale Möglichkei­ten zum Überwinter­n der empfindlic­hen Pflanzen geschaffen.
In einem selbst gebauten „Palmen Folien Gewächshau­s“hat Johannes Wagner ideale Möglichkei­ten zum Überwinter­n der empfindlic­hen Pflanzen geschaffen.
 ??  ?? Ziegen, Schafe, Gänse, Katzen – hier fühlen sich alle wohl.
Ziegen, Schafe, Gänse, Katzen – hier fühlen sich alle wohl.
 ??  ?? Johannes Wagner beim „Enthüllen“des Palmenhaus­es
Johannes Wagner beim „Enthüllen“des Palmenhaus­es

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