Ohne Hemmungen
Wieso Schüler des Joseph-Bernhart-Gymnasiums Spuren in der Kunst hinterlassen wollten
Türkheim Weil Kreativität keine Grenzen kennt, ließen sich die Schüler der Oberstufe des Joseph-Bernhart-Gymnasiums vom Thema des W-Seminars (wissenschaftliche Arbeit) „Dunkle Mächte, höhere Wesen – das Irrationale in der Kunst“nicht im Geringsten verwirren.
Ganz im Gegenteil: Ohne jegliche Hemmungen, dafür jedoch mit reichlich Fantasie, erarbeiteten sie sich zielstrebig ihre Werke, denn schließlich wollen sie damit „Spuren in der Kunst hinterlassen“.
Unter diesem Motto beeindruckten die Schüler das zu ihrer dreitägigen Ausstellung zahlreich erschienene Publikum im stimmigen Ambiente des Kleinen Schlosses in Türkheim.
Über die äußerst gelungene Vernissage des künstlerischen Nachwuchses an „ihrem“Gymnasium freuten sich auch Bürgermeister Christian Kähler, Schuldirektor Josef Reif, Bildhauer Gerhard Schröder und die Vertreter vom Förderkreis Türkheim und vom Zweckverband.
Wieviel Engagement und Herzblut Kunsterzieherin Susanne Oehl in ihre Tätigkeit investiert, kam deutlich rüber bei ihrer Einführungsrede, die sie unter dem Titel „Von meinen Schülern lernen“präsentierte. Sie bat, zu beachten, „dass in der Ausstellung nicht Schüler als Künstler vorgestellt werden, sondern aus künstlerischen Werken dürfen junge Menschen als reflektierte Persönlichkeiten hervortreten und präsent sein.“
Wie absolut inspirierend es sein kann, sich mit der eigenen Person auseinanderzusetzen, zeigte sich beim Betrachten des Triptychons „Lilith-Mythos“.
Der talentierten Schülerin der 12. Klasse, Lilith Jakob aus Buchloe, ist es mit ihrer phantasiereichen Collage gelungen, sich gleich dreifach bewundern zu lassen: Im Vergleich mit der mythologischen Figur Lilith, als sinnlich-verführerische Frau im Garten Eden und als moderne Symbolfigur der weiblichen Emanzipation.
Philosophisch-literarische Aussage haben oftmals die Bilder von Joshua Bihlmaier aus Stockheim. Schrecklich schön: sein Werk „Gefahren der Weltmeere“, ein Pappmaché-Hai mit Fangnetz, „salonfähig“von Gold umrahmt.
Traurige Ereignisse wie der Anschlag auf das Pariser Konzert der Eagles of Death Metall, die Silvesternacht in Köln und die TerrorAnschläge von Nizza und Berlin hat der Schüler der 11. Klasse in seinem Bild „Das bunte Leben“dargestellt und damit am Europäischen Wettbewerb 2017 teilgenommen.
Das gleichnamige KandinskyWerk sollte auf die heutige Zeit übertragen werden. Die Zukunftspläne des vielseitigen Simon Niedermaier aus Buchloe gehen in Richtung Medien, Kameramann und Filmgestaltung.
Außerdem ist er ein hervorragender Zeichner und Holzbildhauer, der neben seinen spektakulär gestalteten „Köpfen“bei der Ausstellung auch einen Kunstfilm mit Sequenzen von „Träumen durch seelisches Erleben“darbot.
Große Aufmerksamkeit und Bewunderung für seinen tiefgründigen Radierzyklus zu Dantes „Inferno“aus der Göttlichen Komödie erhielt auch Lukas Stolte aus Zaisertshofen, der seine Kreationen zusätzlich mit eigener Lyrik schmückte.
Jede einzelne Arbeit aller Schüler der ausgestellten Klassen – ob zeichnerischer Versuch, schon gekonntes Porträt oder Tonplastik – verdiente es, individuell betrachtet zu werden und trug zum Gelingen der GesamtPräsentation bei.
Dass die Vernissage sich zu einem außergewöhnlich schönen Erlebnis gestaltete, lag nicht zuletzt an der anspruchsvollen musikalischen Umrahmung durch die Schülerinnen des Additums Musik, Cellistin Lisa Thalmann und Pianistin Denise Martin, die ihren Instrumenten herrlichste Klänge entlockten.