Mutterglück
Betriebe sehen die größte Konkurrenz in Backautomaten des Lebensmittel-Einzelhandels. Für Auszubildende im Allgäu geht demnächst eine neue Lehrwerkstätte in Betrieb.
Der Muttertag spielt in fast allen Familien eine besondere Rolle. Wir haben Mütter nach ihren schönsten Erinnerungen an diesen Ehrentag gefragt.
Kempten Knapp 2000 Bäckereien gibt es in Bayern, im bayerischen und württembergischen Allgäu sind es 150. Die Struktur sei hier im Vergleich noch relativ stabil, sagte der bayerische Landesinnungsmeister Heinz Hoffmann am Rande einer Verbandstagung in Kempten. Dennoch seien die Probleme unübersehbar: Konkurrenz drohe zunehmend vor allem durch den LebensmittelEinzelhandel, der ebenfalls Backwaren anbietet – beispielsweise an Back- und Aufwärmautomaten. Dem hält die Bäckerinnung entgegen, dass die handwerklichen Betriebe Bewahrer des „Kulturerbes Brot“seien. Die in Deutschland einzigartige Vielfalt an Backwaren war 2014 als „Deutsche Brotkultur“in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen worden.
Wer dieses Kulturerbe erhalten wolle, kaufe beim Bäcker und bediene sich nicht am Automaten, findet Erwin Weber, Innungsobermeister aus Frauenzell (Oberallgäu) – wobei er einräumt, dass beim Bäcker im Schnitt 30 Prozent mehr bezahlt werden müssen.
Dafür sei die Qualität besser. Weber sagt: „Wir handwerklich arbeitenden Bäcker verzichten beispielsweise auf Konservierungsstoffe und Schimmelschutz.“Nach Angaben des Deutschen Brotinstituts gibt es deutschlandweit über 3000 Brotsorten – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Landesinnungsmeister Hoffmann betont: „Wir brauchen keine Chemie, sondern nur vernünftige Mitarbeiter und Zeit.“Nach seinen Worten wachsen „die besten Zutaten auf dem Feld“.
Einer der zentralen Kritikpunkte an der Politik ist der Aufschlag auf den Strompreis nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG). Während andere energieintensive Branchen aus Wettbewerbsgründen von der Umlage befreit wurden, trifft das auf Bäckereien nicht zu. Doch der Stromverbrauch eines Backbetriebs sei enorm: für Licht, Knetmaschinen und vor allem die Kühlung. Energieträger für die Backöfen sind dagegen meist Öl oder Gas. „Wir wollen nur gleich behandelt werden wie andere Branchen, die viel Strom brauchen“, sagt Hoffmann. Die EEG-Umlage habe in seinem Betrieb die Stromkosten pro Jahr um 35000 Euro in die Höhe getrieben.
Etwas entspannt hat sich laut Weber die Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Generell sei es in ländlichen Raum schwerer Azubis zu finden als in Ballungsgebieten, so der Landesinnungsmeister. Er rät jedem Mitgliedsbetrieb der Innung, Auszubildenden einen 20-prozentigen Zuschlag auf die tarifliche Vergütung zu zahlen. Gute Arbeit solle auch vernünftig bezahlt werden. Dann komme ein Auszubildender im ersten Lehrjahr auf 650 Euro, im dritten auf über 1000 Euro. Ausgesprochen gut sei die Situation für Gesellen: „Ich kenne keinen arbeitslosen Bäcker und keine Bäckerei-Fachverkäuferin“, so Weber. Die Allgäuer Bäcker wollten auch Flüchtlinge als Lehrlinge einstellen. Oft seien die Sprachkenntnisse aber zu schlecht.
Backen lernen
● Projekt Zwei komplett eingerich tet Bäckerei Lehrwerkstätten wer den im Berufsbildungs und Techno logie Zentrum (BTZ) in Kempten in Betrieb genommen.
● Kosten Rund zwei Millionen Euro.
● Zielgruppe Bäcker Lehrlinge und auszubildende Fachverkäuferin nen. Für beide Berufsgruppen ist im Rahmen der dreijährigen Ausbil dung pro Lehrjahr eine überbetriebli che Ausbildungswoche in der Lehrwerkstatt vorgesehen.