Warum ist all das Geld so ungerecht verteilt?
Magdalena hat sie gestellt und wir haben eine Antwort darauf gefunden
Anna Sophie kennt diesen Witz: Lange Schlange vor Noahs Arche. Fragt der Frosch die Giraffe: Was dauert denn da so lange? Die Giraffe reckt den Hals und sagt: Das kann dauern. Der Tausendfüßler zieht sich gerade die Hausschuhe an. Jede Woche stellen uns Capito-Leser kniffelige Fragen, wir Redakteure versuchen, Antworten darauf zu finden. Heute fragt Magdalena: „Warum ist das Geld so ungerecht verteilt?“
Liebe Magdalena, mit dieser Frage wirfst du ein Thema auf, über das die Menschen seit vielen Jahren diskutieren. Wenn man sich vorstellt, dass einige Menschen auf unserer Erde viele große Häuser, schicke Autos und sogar Flugzeuge besitzen, während andere kaum etwas zu essen haben, dann wird dieses Problem besonders deutlich. Doch allein mit diesen extremen Fällen lässt sich diese schwierige Frage nicht beantworten.
Denn es gab schon immer Menschen, die viel Geld oder wertvolle Dinge besitzen, und Menschen, die weniger haben. Zum Beispiel besaßen Könige oder Adelige mehr Land, lebten in Schlössern und hatten viel mehr Geld als andere. „Wie viel Geld man hat, hängt heutzutage stark davon ab, welche Arbeit man hat“, erklärt der Wirtschaftsforscher Markus Holler vom Institut Inifes in Stadtbergen. Zum Beispiel haben manche Menschen keine Arbeit oder Arbeit, bei der man nur sehr wenig Geld verdient. Es gibt aber auch Menschen, die durch ihre Arbeit sehr viel Geld verdienen.
Wer schon Vermögen hat, kann es anhäufen
Wie viel man später verdient, hängt auch davon ab, wie viel man in der Schule gelernt und welchen Beruf man sich ausgesucht hat. Diejenigen, die am längsten oder schwersten arbeiten, bekommen aber nicht zwangsläufig am meisten Geld dafür. Denn in die Bezahlung für einige Berufe fließt mit ein, welche Fähigkeiten die Leute lernen mussten, um den Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Und auch, welche Verantwortung sie tragen.
Manche Menschen kommen außerdem aus einer reichen Familie oder haben selbst viel Geld gespart. Wenn man angespartes Geld oder andere wertvolle Dinge wie zum Beispiel Gold, Grundstücke, Häuser oder eine Fabrik hat, hat man sogenanntes „Vermögen“. „Je mehr Vermögen man hat, umso leichter ist es, damit zusätzliches Geld zu verdienen“, sagt Markus Holler. Man kann dann zum Beispiel Geschäfte machen, eine Firma gründen oder anderen Menschen eine Wohnung oder ein Haus vermieten.
Zwar helfen in Deutschland die Menschen mit viel Geld den ärmeren Menschen aus. Das geschieht zum Beispiel mit Steuern: Geld, das wir alle in einen großen Topf bezahlen und aus dem wir diejenigen mitversorgen, denen es schlechter geht. Aber dabei wird das Geld nicht so verteilt, dass alle gleich viel haben. Sondern so, dass niemand zu arm ist, um nicht davon leben zu können. Die meisten Menschen finden das auch gerecht. Sie sagen, wer viel gelernt und gearbeitet hat, der hat es verdient, mehr Geld als andere zu haben. Wenn die Unterschiede zu groß sind, finden das die meisten Menschen aber ungerecht.
Weil diese Unterschiede in den letzten Jahren größer geworden sind, diskutieren unsere Politiker oft darüber, ob das Geld in Deutschland zu ungerecht verteilt ist und wie das geändert werden kann. Es gibt aber auch viele Länder, in denen es viel weniger gut bezahlte Arbeit gibt und in denen viel weniger Geld von den Reichen zu den Armen umverteilt wird als in Deutschland.
Wer reich und wer arm ist, das ist häufig auch eine Frage des Blickwinkels: Selbst wenn du dich selbst nicht als reich siehst, weil deine Familie vielleicht nicht in einem großen Haus wohnt, kannst du in den Augen vieler Menschen, die nicht einmal eine Wohnung haben, dennoch reich sein.
Jens Reitlinger, Capito-Team