Ohne Tabus über Euro reden
Die Italien-Krise ist gefährlich, weil ihr Ausgang unberechenbar ist. Populistische Parteien können auf die Zustimmung von mehr als 50 Prozent der italienischen Wähler zählen. Sie sind offenbar gewillt, drastische Veränderungen zu provozieren, vor allem im Hinblick auf einen Verbleib Italiens im Euro. Ob sie sich der Konsequenzen bewusst sind, ist unklar. Aber auch Kopfschütteln über Rom hilft jedenfalls nicht weiter.
Vielmehr gilt es, vor dem Hintergrund der antieuropäischen Stimmung in Italien die bislang nur in Experten-Zirkeln diskutierten Fragen zum Euro offen auf den Tisch zu legen. Wem nützt er, wem schadet er? Gibt es Alternativen und welchen Preis haben sie? Wo muss Europa noch enger zusammenrücken, wo sich wieder loslassen? Was sind die realistischen Lösungen der Krise? Bislang waren viele dieser Fragen tabu.
Der Populismus, also das Versprechen einfacher bis illusorischer Lösungen zur Mobilisierung der Massen, gedeiht durch die Verletzung von Tabus. Ihm ist beizukommen durch offene Diskussion und Realismus, nicht durch hilfloses Schuldzuweisen und SichVerbarrikadieren hinter alten Gewissheiten. Das gilt insbesondere auch für jene, die von der Verantwortungslosigkeit der Italiener und ihrer angeblichen SchmarotzerMentalität überzeugt sind. Solche polemischen Thesen verhärten die Fronten nur und tragen nichts zur Lösung bei, im Gegenteil.