Die große Sause der schwedischen Schampus Polizisten
Außer Spesen nichts gewesen: Wie Elite-Ermittler einen Drogenbaron fassen wollten – und grandios scheiterten
Stockholm In einem HollywoodKrimi wäre das alles nichts Besonderes. In der rechtsstaatlichen Wirklichkeit Schwedens schon. Zivilfahnder der im Volke bislang so gut wie unbekannten „Geheimen Sektion für bestimmte Einsätze“(SSI) sehen sich pikanten Vorwürfen ausgesetzt. Elf Monate lang sollen die Eliteermittler in Spanien ein Luxusleben auf Staatskosten geführt haben – mit ständigen Besuchen in Luxusbars, Restaurants und Nachtklubs. So wurde es jetzt jedenfalls in einer TV-Dokumentation des Senders ausgestrahlt.
Im Rahmen der verdeckten Operation „Playa“im Großraum Barcelona wollten die Beamten demnach vertraulich Kontakt zu dem nun bei
namentlich auftretenden mutmaßlichen schwedischen Kokainbaron Johan Falk aufbauen. Der sollte angeblich in das größte schwedische Drogenimportgeschäft überhaupt verwickelt sein. Die verdeckten Ermittler in Spanien spielten vermögende, kriminelle Schweden, die unter anderem im Diamantenhandel tätig waren. Um das Bild vom su- Schweden zu perfektionieren, sollen die Ermittler unzählige Trinkgelage ausgegeben, Essenseinladungen ausgesprochen und Luxusautos verliehen haben, so der Sender Ziel war, dass sich dieser Stil rumspricht und Falk nach einer „Anfreundungsphase“sein mutmaßliches Drogengeld bei vertrauenswürdigen Landsleuten investiert und wäscht.
Dabei freundeten sich die Beamten zunächst mit einem unschuldigen schwedischen Verkäufer namens Mattias Johansson an, der Kontakt zu Falk vermitteln sollte. Im Fernsehen erzählt Johansson von der Großzügigkeit der verdeckten Ermittler. „Da gab es viel Champagner und gutes Essen“, sagt er etwa. Dass die Ermittler ihren Kontaktmann womöglich großer Gefahr aussetzen, störte sie offenbar nicht.
Die Aktion trug außerdem keine Früchte. Nach fast einem Jahr hatten die Fahnder laut noch nicht einmal einen persönlichen Kontakt zum mutmaßlichen Drogenbaron geknüpft. In Diskussionsforen spaßen Bürger nun, ob das ungewohnte Luxusleben die bescheiden entlohnten Staatsdiener vielperreichen leicht zu sehr ablenkte. Vielleicht steckt aber auch noch mehr dahinter. Der deutet an, dass die Ermittler weiter gegangen sind, als es das Gesetz erlaubt. So gab es einen mysteriösen Einbruch bei der Tante des mutmaßlichen Drogenbarons.
Die ganze Operation sei ein riesiges Fiasko gewesen, räumt die verantwortliche Staatsanwältin Karin Bergstrand nun ein. Wie viel Geld sie den Staat kostete, ist nicht bekannt. „Das war völlig aus dem Fenster geschmissen“, sagt Bergstrand. Die Polizei habe die Aktion hinter ihrem Rücken durchgeführt.