Der überraschende Rücktritt von Erfolgstrainer Zinédine Zidane
Fünf Tage nach dem Champions-League-Sieg verkündet der Franzose überraschend seinen Rücktritt
Madrid Zinédine Zidane ist fünf Tage nach dem Champions-LeagueSieg überraschend als Trainer des spanischen Fußball-Rekordmeisters Real Madrid zurückgetreten. „Ich habe die Entscheidung getroffen, dass ich nächstes Jahr nicht weitermachen werde. Ich denke, dass diese Mannschaft einen Wechsel braucht“, sagte der 45-Jährige bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Madrid. Zidane plant zunächst keinen neuen Klub zu übernehmen und will stattdessen vorerst pausieren.
Die Entscheidung Zidanes trifft Real nach Aussage von Klub-Präsident Florentino Pérez völlig unvorbereitet, denn eigentlich besaß der Franzose noch einen Vertrag bis 2020. „Wir müssen diese Entscheidung aber respektieren“, sagte Perez. Wer auf Zidane folgen soll, ist offen. „Ich war drei Jahre hier, aus meiner Sicht ist es eine adäquate Entscheidung“, sagte Zidane, der nicht ausschließen wollte, doch irgendwann zurückzukehren: „Es kann auch ein ,Bis bald‘ sein.“Zidane war seit Januar 2016 Cheftrainer von Real. Seitdem verlor er keines seiner acht Endspiele, zuletzt gewann er am Samstag mit Real in Kiew gegen den FC Liverpool zum dritten Mal in Serie den Titel in der Königsklasse.
Vor seinem Engagement beim Starensemble um Cristiano Ronaldo und den deutschen Weltmeister Toni Kroos betreute er die B-Mannschaft der Madrilenen und lernte als Co-Trainer unter Carlo Ancelotti, ehe er befördert wurde. „Es gab tolle Momente und wir haben mit einem großen Moment aufgehört – mit dem Gewinn der Champions League. Aber es gab auch schwierige Momente während der Saison“, sagte Zidane. Mit Madrid musste er sich in der spanischen Liga klar Meister FC Barcelona geschlagen geben, Real wurde in der abgelaufenen Saison in La Liga nur Dritter. Bei einem der Gründe für seinen Rücktritt wurde er deutlich: „Ich habe nicht klargesehen, dass wir weiter gewinnen werden.“Mit seinen Spielern hat Zidane noch nicht persönlich gesprochen, „aber sie kennen die Entscheidung“, meinte der Coach. Schon als Spieler legte Zidane eine atemberaubende Karriere hin und war ein Weltstar. Aufgewachsen im Arbeiterviertel von Marseille, führte er Frankreich zum Welt- und Europameistertitel, wurde Weltfußballer und entwickelte sich im Trikot von Juventus Turin und Real zu einer Marke wie heute Ronaldo oder Lionel Messi. Seine aktive Laufbahn endete 2006. Noch bestens im Gedächtnis ist sein Kopfstoß im WM-Finale gegen Italien. Nach der Aktion gegen Marco Materazzi wurde er in Berlin des Platzes verwiesen.
Als Trainer ist ihm oft vorgeworfen worden, dass er kein taktisches Konzept habe. Doch vielmehr sind es die Flexibilität und der Pragmatismus, die das Spiel unter ihm auszeichnen. Die Unberechenbarkeit machte Madrid so gefährlich und brachte unter der Führung von Zidane unter anderem den Gewinn der spanischen Meisterschaft 2017 sowie die Triumphe bei der KlubWM 2016 und 2017.