Der Duft Draxlers
Fußball – das war einmal das Spiel der wirklich harten Jungs. Der deutsche Torwart Bernd Trautmann hechtete einst im Trikot Manchester Citys mit einem Genickbruch den Bällen hinterher. Bis 1967 gab es nicht die Möglichkeit, Spieler auszuwechseln. Wer zu Beginn des Spiels auf dem Feld stand, hatte das gefälligst auch am Ende zu tun. Außer, der Schiedsrichter schickte einen vorzeitig vom Platz. Davon nahm er aber bei handelsüblichen Blutgrätschen Abstand. Für einen Feldverweis bedurfte es schon Anschläge auf die Gesundheit, die andernorts Anzeigen wegen versuchten Totschlags nach sich gezogen hätten.
Mittlerweile: Schwächlinge. Überall. Oliver Kahn mokierte sich kürzlich darüber, was das denn bitte für eine Unsitte sei, dass Spieler überall straffrei und vom Publikum auch noch goutiert in Tränen ausbrechen. Dass Liverpools Salah sich gerade eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte und im Finale der Champions League ausgewechselt werden musste, ließ der Titan nicht als Begründung gelten. Noch erschreckender ist freilich, dass Teile der Zuschauer es auch noch als Zeichen der Stärke sehen, Schwäche zu zeigen.
Es ist jenes Umfeld, das Julian Draxler ungeniert einräumt, sich absichtlich einer großen Stärke zu berauben. „Ob Training oder Spiel – ich gehe nie ohne Parfüm auf den Platz. Jeder hat vorm Spiel ein Ritual und ich greife eben meistens noch mal zum Kulturbeutel in meinem Spind und nehme zwei, drei Sprühstöße Parfüm“, sagte er der
Bunten. Früher hat noch manch einer seinen beißenden Männerschweiß verwandt, um Gegenspieler auf Abstand zu halten. Auf die Haut aufgetragen wurde maximal Wärmesalbe. Und die auch nur auf die Hände und mit der Hoffnung, dass sich der Gegenspieler nach dem obligatorischen Handschlag das Zeug aus Versehen in die Augen reibt. Listig. Vielleicht auch hinterfotzig. Auf jeden Fall: männlich.
Oliver Kahn hätte sich niemals vor einer Partie in eine Duftwolke begeben. Eher hätte er den Inhalt des Flakons geschluckt und damit Feuer gespien. Gute, alte Zeit.