Trump und Kim rüsten ab
Das Treffen von Singapur soll ein historischer Neuanfang sein. Werden Gegner jetzt gar zu Freunden? Und wie ernst ist es Nordkorea mit dem versprochenen Wandel?
Singapur Nach jahrzehntelanger Feindschaft haben die USA und Nordkorea einen historischen Neuanfang gewagt und die unmittelbare Gefahr eines Krieges gebannt. Auf ihrem Gipfel in Singapur unterzeichneten US-Präsident Donald Trump und Machthaber Kim Jong Un am Dienstag eine Vereinbarung mit dem Ziel, den Streit um das nordkoreanische Atomprogramm beizulegen. Entscheidende Streitpunkte bleiben allerdings ungelöst. Ein Fahrplan mit Terminen fehlt in dem Papier ebenso wie konkrete Abrüstungsschritte. Dafür sollen nun „baldmöglichst“weitere Verhandlungen aufgenommen werden.
Ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel hätte Auswirkungen weit darüber hinaus. Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über atomar bestückte Raketen, die bis in die Vereinigten Staaten und nach Europa fliegen. Nach dem Gipfel auf der Insel Sentosa, der mit einem historischen Handschlag begonnen hatte, feierte Trump seinen ersten außen- politischen Erfolg. Allerdings musste er dafür seine Forderungen nach schnellen und überprüfbaren Abrüstungsschritten zurückstellen.
Obwohl die Sanktionen gegen sein Land nicht aufgehoben werden, zeigte sich auch Kim zufrieden. Er versprach, ein neues Kapitel in den Beziehungen zu den USA aufschlagen zu wollen. International ist das kommunistische Land bislang weitgehend isoliert. Für die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen reichte es in Singapur aber nicht. In einer Konzession an Nordkorea stellte Trump jedoch überraschend ein Ende der Manöver mit dem Verbündeten Südkorea in Aussicht.
Die USA haben dort 28 500 Soldaten stationiert und hätten im Kriegsfall das Kommando über die südkoreanischen Truppen. Nordkorea hatte wiederholt die Einstellung der Manöver und den Abzug der amerikanischen Truppen gefordert. Nach Trumps Darstellung hat Kim versprochen, eine große Testanlage für Raketentriebwerke zu zerstören. In der gemeinsamen Vereinbarung erklärt er sein „festes und unerschütterliches Bekenntnis“zu „umfassender“atomarer Abrüstung. Trump stellte ihm Sicherheitsgarantien in Aussicht. „Gegner können zu Freunden werden“, sagte er. Kim versprach seinerseits: „Die Welt wird einen großen Wandel erleben.“
Die Gipfelergebnisse stießen weltweit auf überwiegend positive Reaktionen. Südkoreas Präsident Moon Jae In sah „mutige Entscheidungen“. Er sagte aber auch: „Das ist nur ein Anfang. Es werden zahlreiche Schwierigkeiten vor uns liegen.“Dass Kim erwäge, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben, sei nach wie vor äußerst unwahrscheinlich“, warnte auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU). Trump will Kim „zu einem angemessenen Zeitpunkt“auch ins Weiße Haus einladen.
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