Viel besser als befürchtet
Dass heuer bisher zu wenig Regen gefallen ist, hat fürs Getreide auch Vorteile
Landkreis Gefühlt herrscht seit Mitte April in unseren Breiten Hochsommer. Seit Wochen hat es kaum geregnet. Nur wenn Unwetter über einem schmalen Landstrich niedergehen, bekommt die Natur den dringend benötigten Regen ab. Wie sehr leiden die Pflanzen derzeit unter den Wetterkapriolen? Müssen die Landwirte mit Ertragseinbußen rechnen?
Am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Mindelheim machen sich zwei Experten Woche für Woche auf drei ausgewählten Flächen einen Eindruck vom Zustand der Getreidesorten und des Maises im Unterallgäu. Diese liegen in Lautrach und bei Mindelheim. Die beiden Fachleute entnehmen einzelne Pflanzen von den Äckern und nehmen sie unter die Lupe. Ist das Getreide von Schädlingen befallen, wie ist der Gesamtzustand? Einer von ihnen ist Josef Preis. Der Pflanzenbauberater sagt, dass die anhaltende Trockenheit Einflüsse auf den Zustand der Pflanzen hat – derzeit allerdings eher positive. Die Natur trotzt der Trockenheit also erstaunlich gut.
So manche Krankheit, unter denen vor allem der Winterweizen sonst leidet, war bisher kaum festzustellen. Deshalb konnten die meisten Bauern den Einsatz von Fungiziden begrenzen. Statt zweimal war nur einmal der Pflanzenschutz gefragt. Für die Umwelt ist die lange Trockenperiode also ein Gewinn.
Obwohl es oft über viele Tage hinweg keinen Tropfen geregnet hat, ist der Ackerboden doch noch ausreichend feucht. Die Weizenbestände sind laut Preis aber etwas lichter als sonst. Das könnte auf etwas weniger Ertrag hindeuten. Noch ist es allerdings zu früh für eine Prognose, wie die Ernte am Ende ausfallen wird. Der Winterweizen ist allerdings schon kurz vor dem Abreifen. Trockenschäden habe es bisher nicht gegeben.
Beim Mais ist die Lage unterschiedlich. Wer früh gesät hat, darf sich über ein gutes Wachstum freuen. „Am 7.7. sollte der Mais 77 Zentimeter hoch sein“, sagt Preis. Auf manchen Äckern hat der Mais diese Höhe schon jetzt erreicht. Wer beim Mais später dran war, weil zum Beispiel Klee als Zwischenfrucht ausgebracht worden war, hat Pech gehabt. Die Trockenheit hat dazu geführt, dass kaum Feinerde vorhanden ist, die die Pflanzen aber brauchen. Die Hauptwachstumsphase beim Mais steht aber erst noch bevor. Entscheidend ist, dass es möglichst in nächster Zeit rechnet. Die Wetterbeobachter rechnen damit schon Mitte der Woche.
Beim Grünland gab es bisher kaum Trockenschäden. Vereinzelt aber hatten Landwirte nachgesät. Auf diesen Flächen wächst kaum etwas, die Saat ist wegen der Trockenheit nicht aufgegangen. Dazu hätte es eines warmen Dauerregens bedurft.
Im Unterallgäu ist nach wie vor der Mais die Hauptpflanze auf den Äckern. Auf rund 15 000 Hektar wird Mais angebaut, sagt Josef Preis. Auf 5000 Hektar wächst Winterweizen und knapp 5000 Hektar sind für Wintergerste vorgesehen.
Die Natur trotzt dem Wetter erstaunlich gut