Sind Gefechtsspektakel noch sinnvoll?
Zum Bericht Das Frundsbergfest als For schungsobjekt in der MZ vom 9. Juni „Nun wird das Nachstellen der Schlacht von Peutelstein - ein fester Bestandteil des Frundsbergfestes - wissenschaftlich begutachtet und u.a. festgestellt, „ dass das Nachspielen von Kriegen besonders für Männer heutzutage sehr interessant zu sein scheint“. Welch eine tiefschürfende Erkenntnis! Wesentlicher wären stattdessen Darlegungen über gesichertes Wissen , warum gerade Männer von Kriegsspielen jeglicher Art so fasziniert sind.
Wenn aber Kriegsspiel als Festprogramm unbedingt sein soll, böte sich die Rolle Frundsbergs an, die er 1525 im Bürgerkrieg bei der blutigen Niederschlagung der Memminger Bauernaufstände gespielt hat. Die war allerdings überhaupt nicht ehrenvoll: Auf der einen Seite erbärmlich ausgestattete Bauern, die mit Dreschflegel und Mistgabel und bar jeder Militärstrategie für Menschenrechte und gegen Willkürherrschaft und unvorstellbares Elend kämpften und dort der bestgerüstete und überlegende Stratege, der mal wieder seine Kriegsmaschinerie den Mächtigen zur Verfügung stellte.
Dieses Nachspielen spiegelte im Übrigen das Männerinteresse an Kriegsspielen auf besondere Weise wider.
Der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges mit seinen traumatischen Folgen wurde jüngst in Beiträgen dieser Zeitung sachkundig dargestellt. Sollte das nicht überfälliger Anlass (nicht nur) für Mindelheimer Veranstalter sein, in Zeiten von über 20 aktuell herrschenden Bürgerkriegen weltweit (u.a. Syrien, Afghanistan) das zukünftige Programm kritisch zu überdenken? Dabei könnten sie sich sogar direkt auf ihren großen Verehrten berufen!, denn unmittelbar vor seinem Tod lautete sein bitteres Resümee: „Drei Dinge sollten jedermann vom Krieg abschrecken (und ihn deshalb auch nicht nachspielen): die Verderbung und Unterdrückung der armen unschuldigen Leute, das unordentliche und sträfliche Leben der Kriegsknechte und die Undankbarkeit der Fürsten.“
Gregor Hüser, Bad Wörishofen