Grindel setzt Löw unter Druck
DFB-Präsident verlangt Veränderungen
München Von Joachim Löw ist nichts zu hören. Dafür umso mehr von DFB-Boss Reinhard Grindel, der nach der zügigen Bestätigung des Bundestrainers im Amt Handlungsdruck auf die Sportliche Leitung entfacht. Teammanager Oliver Bierhoff und Löw dürfen sich zwar bis Ende August mit der Analyse des deutschen WM-Scheiterns Zeit lassen. Aber dann sollen sie konkrete Ergebnisse vorlegen. Grindel erwartet „gravierende Veränderungen“, wie er dem Kicker sagte.
Er hält das Duo-Löw/Bierhoff für geeignet, die Nationalmannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Und doch blickt er unruhig in die Zukunft, die am 6. September in München mit der Partie im neuen Wettbewerb Nationenliga gegen Frankreich beginnt. Der DFB-Chef spricht die Möglichkeit des Abstiegs im Dreikampf mit Frankreich und Erzrivale Holland an: „Das wird kein Selbstgänger, in der Gruppe A zu bleiben.“
Den erstaunlichen Ablauf des WM-Aufarbeitungsprozesses hinterfragte auch Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn. Nach Ansicht des ZDF-Experten wäre es sinnvoller gewesen, zunächst mal nichts zu verkünden, sondern „in der Analyse Jogi Löw und Oliver Bierhoff als Teil des Problems zu begreifen“. Erst danach hätte es eine „Gesamtlösung“geben dürfen. „Es wäre töricht gewesen, die Entscheidung bis Ende August offenzuhalten“, widersprach Grindel.
Löw wird sich überlegen müssen, wo er bei den von ihm angekündigten „tiefgehenden Veränderungen“anzusetzen gedenkt. In der Kritik steht beispielsweise Chefscout Urs Siegenthaler. In Russland wunderten sich auch etliche Nationalspieler über Fehleinschätzungen des Einflüsterers hinsichtlich der erwarteten Spielweise der Gegner.