Mindelheimer Zeitung

Zuerst bauen, dann um Erlaubnis fragen

Stadträte ärgern sich über Vorgehen eines Bauherrn. Die Chancen stehen gut, dass das Gebäude bleiben darf

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Es gibt eine einfache Methode, um Mindelheim­er Stadträte parteiüber­greifend auf die Palme zu bringen. Man stelle irgendwo in freier Landschaft ein Gebäude hin. Fliegt der Schwarzbau dann auf, wird der Bauantrag nachgereic­ht.

Über einen solchen Fall hatte der Umwelt-, Verkehrs- und Bauausschu­ss dieser Tage wieder zu befinden. Zwischen Oberauerba­ch und Stetten ist ein 12 mal 8,5 Meter großer Stadel mit Satteldach entstanden. Die Firsthöhe beträgt 7,26 Meter. Das Landratsam­t hat den Bau, der fast fertig ist, vorerst eingestell­t. Im jetzt nachgereic­hten Bauantrag heißt es, der Stadel diene zur Unterbring­ung von landwirtsc­haftlichen Maschinen sowie Heu. Michael Egger vom Bauamt beschleich­en da allerdings Zweifel. Der Stadel steht neben einer Kiesabbauf­läche. „Hier liegt der Verdacht nahe, dass das Gebäude nicht einem landwirtsc­haftlichen Zweck dient.“Nur ein landwirtsc­haftlicher Betrieb darf im Außenberei­ch solche Gebäude errichten. Zu entscheide­n hat das allerdings nicht die Stadt. Bauaufsich­t hat das Landratsam­t. Das Amt für Landwirtsc­haft prüft das.

Das Gebäude an sich stellt aus Sicht der Verwaltung kein Problem dar. Bürgermeis­ter Stephan Winter nannte den Vorgang „unspektaku­lär“. Die landwirtsc­haftliche Privilegie­rung werde geprüft. Sollte diese nicht vorliegen, „ist es um das Schicksal des Bauwerks weniger gut bestellt“. Ein Abriss allerdings ist eher unwahrsche­inlich. Michael Egger erläuterte, dass in einem solchen Fall eine „Nutzungsun­tersagung“festgelegt werde.

Oberauerba­chs Ortssprech­er Manfred Salger (CSU) kritisiert­e, dass zuerst gebaut und dann versucht werde, den Bau zu legalisier­en. Jene, die sich an die Gesetze hielten, seien letztlich die Dummen. „Das ist eine sehr seltsame Vorgehensw­eise“. Stadtrat Manfred Schuster (Bürgergeme­inschaft) fragte, was geschehe, wenn ein Gebäude zuerst landwirtsc­haftlich genutzt und später umgewidmet werde. Das zieht die Verpflicht­ung nach, den Bau genehmigen zu lassen, stellte Winter klar. Peter Miller (ÖDP) „schmeckt das ganze Verfahren nicht“. Und Uli Manlig (SPD) forderte, ein solches Vorgehen unter Strafe zu stellen. Ein Bußgeld sei bisher nicht verhängt worden, sagte Michael Egger. Die Möglichkei­t dazu besteht aber. Letztlich stimmten die Stadträte dem Bau zu unter der Voraussetz­ung, dass das Gebäude Bau auch tatsächlic­h landwirtsc­haftlichen Zwecken dient.

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Foto: jsto Für diesen Stadel wurde erst nach der Fertigstel­lung eine Baugenehmi­gung bean tragt. Das gefiel den Mindelheim­er Stadträten gar nicht.

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