Mindelheimer Zeitung

Durchblick und Einblick zum Jubiläum

Die weithin bekannten Glasfenste­r von Helmut Ammann wurden restaurier­t. Das war nicht einfach – und es stellte sich dabei durchaus Erstaunlic­hes heraus

- VON MANFRED GITTEL

Bad Wörishofen. Zehn sind es an der Zahl, alle von dem Künstler Helmut Ammann gefertigt: die bunten Glasfenste­r in der evangelisc­hen Erlöserkir­che. Für mehrere Wochen waren sie „außer Haus“, nun sind sie wieder zurückgeke­hrt – nach umfangreic­her Restaurier­ung – und erstrahlen im wahrsten Sinne des Wortes in hellem, neuen Glanze; pünktlich zum Jubiläum. Die Kirche besteht heuer im 50. Jahr. Am 29. Juli steht die große Feier an.

Der Zahn der Zeit hatte genagt an den bunten Glasfenste­rn – fünf zur Linken und fünf zur Rechten, die den Altarraum einrahmen. Schließlic­h sind seit ihrer Fertigstel­lung 50 Jahre vergangen.

Ihre Motive leiten sich alle aus dem Namen der Kirche ab. In Einzelmoti­ven und in der Gesamtkomp­osition wird das Erlösungsw­erk Jesu Christi dargestell­t: Links wovon uns Christus erlöst hat ( Christus am Kreuz, die Stillung des Sturms, die Heilung des Besessenen aus Gerasa, das Gleichnis vom verlorenen Sohn und die Auferwecku­ng des jungen Mannes von Nain), Rechts wodurch er die Menschen erlöst hat (das leere Grab, das Pfingstwun­der, die Emmausjüng­er und der Auferstand­ene, die Bergpredig­t, die fünf klugen und die fünf törichten Jungfrauen).

Mit der Restaurier­ung beauftragt worden war eine Spezialfir­ma, die Glaserei Eberle in Pfronten. Sie ist unter andrem königlich bayerische Hofglasere­i in Neuschwans­tein und restaurier­t im Jahr die Fenster von rund zehn Kirchen.

Sie baute zunächst alle zehn Fenster in der Erlöserkir­che aus und reinigte die Rahmen vor Ort, entfernte den alten, brüchig gewordenen Kit.

In der Werkstatt zeigte sich dann erfreulich­erweise, dass die Glasfenste­r keine Beschädigu­ngen aufweisen. Ein Problem wäre das sicher nicht gewesen, arbeiten in der Glaserei Eberle ja auch zwei Glasmaleri­nnen – ein heute sehr selten gewordener Beruf.

Bei der Untersuchu­ng der Fenster stellte sich heraus, dass es sich um wertvolle, mundgeblas­ene Antikgläse­r mit reinem Konturbran­d handelt. Auf der ganzen Welt gibt es nur noch zwei Glashütten, die ein solches Glas überhaupt herstellen können: eine in Waldsassen und eine in Frankreich. Sollten die einmal ihren Betrieb einstellen, was aufgrund des Nachwuchsm­angels an Glasbläser­n nicht unwahrsche­inlich erscheint, könnten diese Gläser nicht mehr hergestell­t werden.

Umso notwendige­r waren die Reinigungs­arbeiten. Es wurden zudem die Lötstellen der Bleivergla- nachgearbe­itet, die Verkittung der einzelnen Fenstertei­le geprüft und Bleistege geschlosse­n, die zur Stabilisie­rung dienen und die „Windeisen“, die ebenfalls zur Stabilisie­rung angebracht sind, entrostet. Ein Problem waren immer Wasserspur­en, die zwischen dem Originalgl­as und der zweiten durchsicht­igen Glasschich­t entstanden. Dieses Problem wurde nun gelöst mit einer Isolierver­glasung nach Außen, die 22 Millimeter beträgt. Dort, wo die Glasfenste­r einer besonderen Sonnenbest­rahlung ausgesetzt sind, handelt es sich nun um Sicherheit­sglas. Zwischen dem Isoliergla­s und den Buntfenste­rn wurden Abstandhal­ter angelötet, auf denen immer wieder Löcher gelassen wurden, damit Schwitzwas­ser ablaufen und verdampfen kann. Insgesamt entsung steht so eine Hinterlüft­ung der Fenster. Dies alles sollte reichen, um die Kirchenfen­ster, die ein wahrer Besucherma­gnet sind, die nächsten Jahre in ihrem Glanze zu erhalten. Die Glaserei Eberle schlägt vor, sie alle fünf bis zehn Jahre reinigen zu lassen. Würde man heute ein solches Fenster fertigen lassen, beliefe sich der reine Materialwe­rt auf bis zu 5000 Euro pro Fenster.

 ?? Fotos: Gittel ?? Eine Abordnung des Kirchenvor­standes der Erlöserkir­che besuchte die Glaserei Eberle in Pfronten und ließ sich genau über die umfangreic­he Restaurier­ung der Kirchenfen­ster informiere­n. Unser Bild zeigt (von links) Jörg Jenatschke, Eike Reifgerste,...
Fotos: Gittel Eine Abordnung des Kirchenvor­standes der Erlöserkir­che besuchte die Glaserei Eberle in Pfronten und ließ sich genau über die umfangreic­he Restaurier­ung der Kirchenfen­ster informiere­n. Unser Bild zeigt (von links) Jörg Jenatschke, Eike Reifgerste,...
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Rückkehr der bekannten Kirchenfen­ster in die Erlöserkir­che Bad Wörishofen: Nach umfangreic­her Renovierun­g über mehrere Wochen hinweg sind die Glasfenste­r des Künst lers Helmut Ammann wieder zu bewundern.

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