Dreck statt Glanz
Empörung über Umgang mit Stolpersteinen – kurz vor einem bedeutsamen Besuchstermin
Bad Wörishofen Fein polierte Messing-Quader erinnern vor dem Reisberger-Haus an Emma und Hermann Glasberg, die von den Nazis umgebracht wurden. Es sind sogenannte Stolpersteine, wie man sie mittlerweile oft in Städten sieht. Fein poliert sehen sie aber nicht mehr aus. Michael Scharpf ist empört. Scharpf hatte als Stadtrat sowie als Vorsitzender des Verschönerungsvereins für dieses Denkmal für die jüdische Familie gekämpft. 2015 verlegte der Künstler Gunter Demnig die beiden Steine persönlich. Nancy Meyer, eine Glasberg-Enkelin, die Scharpf in den USA ausfindig machte, war mit dabei. Scharpf und Paola Rauscher hatten zuvor die Familiengeschichte der Glasbergs bis ins Detail recherchiert.
Nun gab es Bauarbeiten an der Bahnhofstraße. Scharpf sagt, er habe sich „umgehend sowohl an das Bauamt als auch den Bauleiter der Telekom, der die Arbeiten vor Ort unter sich hatte“gewandt und auf den sorgsamen Umgang mit dem Denkmal hingewiesen. „Man versicherte mir unisono, dass den Stolpersteinen kein Schaden zugefügt werden würde“, berichtet er. „Um so entsetzter bin ich nun, mit welcher Fahrlässigkeit die Messingoberfläche ramponiert und womöglich nachhaltig beschädigt wurde.“
Der Vorgang sei „nicht nur höchst ärgerlich sondern auch zutiefst beschämend.“Beschämend deswegen, weil sich laut Scharpf für September Angehörige der Familie Glasberg aus den Vereinigten Staaten zum Besuch in Bad Wörishofen angekündigt haben. „Wie soll man der Familie einen derartigen Umgang mit dem Andenken an ihre Vorfahren erklären?“, fragt er.
Paola Rauscher habe zwischenzeitlich die Zusage von Bürgermeister Paul Gruschka erhalten, dass die Stadt sich um den Schaden kümmert. Das Rathaus teilte mit, die Stolpersteine sollen durch die Firma, die sie verunreinigt hat, gereinigt werden. Es handelt sich „um eine Verunreinigung, keine Beschädigung.“