In Türkheim wird das Wasser teurer
Kurz vor der Sommerpause soll der Gemeinderat einem höheren Wasserpreis zustimmen. Bürgermeister Kähler betont, dass die „Trinkwasser-Misere“nicht der einzige Grund dafür ist
Türkheim Kurz vor den Sommerferien wartet auf die Türkheimer Verbraucher noch eine teure Überraschung: Derzeit werden im Rathaus die Wassergebühren neu kalkuliert, die dann möglicherweise rückwirkend zum 1. Juli kassiert werden sollen, wie Bürgermeister Christian Kähler auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Um wie viel der Wasserpreis am Ende genau steigen werde, sei momentan noch nicht zu sagen: „Wir bitten um Verständnis, dass wir derzeit keine ,Wasserstandsmeldungen’ abgeben und den Beratungen im Gemeinderat auch nicht vorgreifen wollen“, so Kähler zur
Die Entscheidung soll dann in der letzten Sitzung vor der Sommerpause am Donnerstag, 26. Juli, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses fallen.
Laut Kähler sind die Türkheimer Verbraucher auch schon darüber informiert worden, dass die Gemeinde sie stärker als bisher zur Kasse bitten muss: „Wir haben auf eine bevorstehende Erhöhung des Wasserpreises durch eine Bekanntmachung an sämtlichen Amtstafeln seit 14. Juni und in der öffentlichen Sitzung vom 28. Juni hingewiesen“, betont der Türkheimer Rathauschef.
Und mit einem Verdacht will Kähler gleich aufräumen: Die Erhöhung der Wassergebühren sei „nicht allein auf die Trinkwasser-Misere 2017“zurückzuführen: „Das ist die alleinige Ursache für die Neukalkulation“, so Kähler. Zum jetzigen Zeitpunkt nach vier Jahren habe ohnehin eine Überprüfung der Wassergebühren angestanden.
Klar ist aber auch: Die „Trinkwasser-Misere“, die die Türkheimer Bürger fast das ganze Jahr 2017 lang in Atem gehalten hat, hat ein großes Loch in die Gemeindekasse gerissen: auf mindestens 400 000 Euro wurden die Kosten geschätzt, um die Verkeimung des Trinkwassers beseitigen zu können.
Monatelang musste das Trinkwasser im Gemeindebereich abgekocht und/oder mit Chlor versetzt werden, nachdem im Februar koliforme Keime festgestellt worden waren. Mit dem Chlor sollten die Keime abgetötet werden. Seit Anfang diesen Jahres konnte nach einer aufwendigen und teuren Spülaktion des gesamten, gut 90 Kilometer lannicht gen Leitungsnetzes, dann endlich Entwarnung gegeben werden.
Ganz zu Beginn hatte die Gemeinde noch vorsichtig mit etwa der Hälfte gerechnet, die aufwendige, abschnittsweise Spülung des Leitungsnetzes durch eine Spezialfirma fiel am Ende aber doch deutlich teurer aus.
Den Großteil dieser Kosten könne die Gemeinde wohl aus der eigenen Kasse bezahlen, einen Anteil werde aber wohl auch auf die Gebührenzahler umgelegt werden, kündigte Bürgermeister Kähler aber schon im Frühjahr 2018 an. Schließlich müsse der laufende Unterhalt des gemeindeeigenen Wasserwerks kostendeckend betrieben werden – das schreibe der Gesetzgeber vor, erklärte auch Kämmerer Claus-Dieter Hiemer.
Die Suche nach einer möglichen Ursache war während der Chlorung und der Spülaktion nicht möglich und letztlich wird man wohl nie mehr mit absoluter Sicherheit feststellen können, was der oder die Auslöser für die Verunreinigung des Leitungswassers waren. Ein defektes Be- und Entlüftungsventil galt als „Hauptverdächtiger“, wurde aber wieder „entlastet“, nachdem nicht nur dort, sondern an unterschiedlichen Stellen im Leitungsnetz Keime auftauchten.
Auch Regen- oder Brunnenwasseranlagen und nicht ordnungsgemäß betriebene Grauwasseranlagen kommen als mögliche Ursache infrage.
Heute kostet ein Kubikmeter in Türkheim 1,34 Euro. Zum Vergleich: In Mindelheim kostet ein Kubikmeter Trinkwasser 1,32 Euro, in Bad Wörishofen kostet das kühle Nass sogar nur 63 Cent pro Kubikmeter. Der durchschnittliche Verbrauch eines vierköpfigen Familienhaushalts beträgt laut Expertenmeinung etwa 150 bis 200 Kubikmeter im Jahr.