Trostpflaster für die Natur
Es ist ein klassischer Interessenkonflikt zwischen Natur und Mensch. Fürs Wohnen, fürs Gewerbe und für Straßen geht der Natur jeden Tag allein in Bayern eine Fläche von 18 Fußballfeldern Land verloren. Um die Natur einigermaßen zu versöhnen, müssen sogenannte Ausgleichsflächen geschaffen werden.
Das Grundprinzip ist gut. Wer der Natur Schaden zufügt, muss für Ausgleich sorgen. An anderer Stelle wird Fläche ökologisch aufgewertet. Soweit die Theorie. In der Praxis kommen die Kommunen zunehmend an ihre Grenzen. Der Bauboom gießt mittlerweile derart viel Natur in Beton, dass gar nicht mehr genug Ausgleichsflächen aufgekauft werden können. Die Landwirte brauchen selbst jeden Quadratmeter und sind immer weniger bereit, Flächen abzugeben.
Wie aber reagiert die Politik? Sie beginnt zu tricksen. Wenn eine Gemeinde rechtzeitig Ausgleichsflächen vorhält, wird sie bis zu zehn Jahre lang mit einem Rabatt von drei Prozent pro Jahr belohnt. Eine solche Kommune muss am Ende 30 Prozent weniger Ausgleichsflächen bereithalten. Das hilft keinem Schmetterling und keiner Biene. Das erinnert an das Geschachere um den Emissionsrechtehandel, das fast so etwas wie ein moderner Ablasshandel ist.
Der ungehemmte Flächenverbrauch muss eingedämmt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Das Volksbegehren gegen die „Betonflut“mag zu radikal und zu bürokratisch sein. Die Wirtschaft muss aber verstehen, dass Boden und Land ein knappes und wertvolles Gut sind. Flächenschonendes Bauen muss zur Regel werden. Betriebsstätten und Wohnanlagen sollten wieder mehr in die Höhe als in die Breite wachsen. Weiter jeden Tag 13 Hektar Land verbrauchen, das kann sich Bayern nicht mehr leisten.