Blöde Hochzeit
Destination Wedding Winona Ryder und Keanu Reeves beharken sich köstlich
In den neunziger Jahren waren Winona Ryder und Keanu Reeves im Kino die prägenden Gesichter ihrer Generation. Reeves hatte an der Seite von River Phoenix in „My Private Idaho“(1991) seinen melancholischen Sex-Appeal als Markenzeichen entwickelt, während die zierliche Ryder in „Reality Bites“(1994) das fragile Selbstbewusstsein der Generation X verkörperte. In „Destination Wedding“führt Regisseur und Drehbuchautor Victor Levin die beiden verblassten Ikonen der Neunziger als neurotische Zyniker des 21. Jahrhunderts neu zusammen.
Frank (Reeves) und Lindsay (Ryder) treffen sich in der Schlange am Flughafen und begegnen einander mit instinktiver Abneigung. Im engen Flieger sitzen sie nicht nur nebeneinander, sondern müssen mit Schrecken feststellen, dass sie zur selben Hochzeit eingeladen sind. Beide können den Gastgeber, der seine Vermählung in einer sonnigen Ferienanlage begeht, nicht ausstehen. Ihnen ist ebenso wenig klar, weshalb sie eingeladen wurden, wie die Gründe, warum sie sich auf diese Reise überhaupt eingelassen haben. Und so finden die Außenseiter im Laufe des Hochzeit-Events widerwillig zusammen. Und während sich die beiden in geschliffener Diktion gegenseitig beharken, ist dem Publikum natürlich längst klar, dass diese neurotischen Lästermäuler wie füreinander geschaffen sind.
Genussvoll hetzt Levin seine widerspenstigen Charaktere ohne Zähmungsabsichten aufeinander, was zu einer äußerst skurrilen und ungewohnt dialogreichen Sexszene führt. Auch wenn klar wird, dass sich hinter ihrem Zynismus die tiefe Einsamkeit zweier Beziehungsunfähigen versteckt, verzichtet der Film darauf, die Figuren zu sentimentalisieren. „Destination Wedding“lebt von der Schnelligkeit der messerscharfen Dialoge, die Ryder und Reeves sich um die Ohren hauen.
» Destination Wedding (1 Std. 30 Min.), Komödie, USA 2018
Wertung ★★★★✩