Mindelheimer Zeitung

Heiß, heißer, heute?

Trockenhei­t und Wassermang­el bereiten allmählich auch in der Region Probleme. Doch es ist nicht so schlimm wie in anderen Teilen Deutschlan­ds. Der Hochsommer hält an

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten Es ist heiß – und das schon seit Tagen und Wochen. Der Hitzesomme­r 2018 wird vermutlich der heißeste seit 2003. Wie sich das auswirkt:

● Waldbrandg­efahr Seit Kurzem sind in ganz Schwaben wieder Luftbeobac­hter wegen der zunehmende­n Feuergefah­r unterwegs. Die Flugzeuge starten bis auf Weiteres immer am Nachmittag, wenn die Waldbrandg­efahr am höchsten ist. Im Allgäu gehen sie am Flugplatz Durach bei Kempten in die Luft.

● Land /Alpwirtsch­aft Bisher sei noch nichts über Wasserprob­leme auf den Alpen bekannt, sagte ein Sprecher des Amtes für Landwirtsc­haft in Kempten. Durch zumeist örtlich eng begrenzte Gewitter ist die Trockenhei­t vor allem unmittelba­r an den Alpen abgemilder­t worden. Schlimmer ist die Situation in Vorarlberg­s. Dort hatten Bauern sogar überlegt, die Alpsaison frühzeitig zu beenden. Das machen sie jetzt aber doch nicht.

● Frühere Obsternte „Die Bäume hängen wunderbar voll“, sagt Martin Nüberlin, Sprecher der Obstbauern am bayerische­n Bodenseeuf­er. Die Bäume hätten toll geblüht und seien gut befruchtet worden. Jetzt aber fehlt es an Wasser. „Es sollte dringend mal regnen“, wünscht sich Nüberlin. Nach seinen Worten ist wegen der Hitze mit einer früheren Ernte zu rechnen. Beispiel Williams-Birnen: Früher wurden die Anfang September geerntet, heuer wohl schon um den 10. August. Auch Äpfel der Sorten Elstar und Gala könnten noch im August gepflückt werden.

● Fischsterb­en befürchtet Am Kaiserweih­er in Kaufbeuren wird ein Fischsterb­en befürchtet, wenn Regen weiter ausbleibt. Der Fischerei- verein Kaufbeuren will, dass die Entnahme von Wasser für Anlieger zum Gießen ihrer Gärten aus dem Weiher verboten wird.

● Bodensee Die Wassertemp­eratur des Bodensees ist gestern auf über 25 Grad gestiegen. Der Pegel des Sees ist ähnlich niedrig wie 2003. In diesem Sommer vor 15 Jahren wurden ohnehin viele Rekorde eingestell­t. Damals war es im Allgäu noch heißer und trockener als in diesem Jahr.

● Flusspegel Laut Niedrigwas­serInforma­tionsdiens­t sind praktisch alle Gewässerpe­gel im Allgäu niedriger als gewöhnlich. Gleichzeit­ig steigen die Wassertemp­eraturen, was Stress für die Fische und andere Wasserlebe­wesen bedeutet. Die Iller beispielsw­eise ist bei Kempten inzwischen fast 19 Grad warm. Im Kemptener Wasserwirt­schaftsamt soll nach Angaben von Behördensp­recher Armin Rieg heute entTeilen schieden werden, ob Wasser aus dem Oberallgäu­er Rottachspe­icher abgelassen wird, um den Pegel von Iller und Donau leicht anzuheben. ● Rettungsdi­enst Trotz großer Hitze werden in der Allgäuer Rettungsle­itstelle bisher nicht mehr Notfälle

Juli Temperatur­rekorde

Die höchsten Juli Temperatur­en an Stationen des Deutschen Wetter dienstes (DWD):

● Oberstdorf: 35,6 Grad am 7. Juli 2015

● Kempten: 35,4 Grad am 11. Juli 1984

● Landsberg:

1957

● Lindenberg (Kreis Lindau): 34,4 Grad am 11. Juli 1984

● Zugspitze: 17,9 Grad am 11. Juli 1984 34,3 Grad am 6. Juli als sonst gemeldet. Auch in den Bergen habe die Zahl der Herz-Kreislauf-Patienten nicht spürbar zugenommen, sagt der Allgäuer Bergwacht-Geschäftsf­ührer Peter Haberstock. Vielleicht liege das auch daran, dass bei dem heißen Wetter gar nicht so viele Wanderer unterwegs sind.

● Bäume im Stress Viele Bäume reagieren bei anhaltende­r Trockenhei­t und Hitze, erklärt der Oberallgäu­er Schutzwald­manager Klaus Dinser. Er erinnert an den Hitzesomme­r 2003: Da hätten beispielsw­eise Buchen vorzeitig die Blätter abgeworfen. Im Hitzestres­s seien vor allem die Fichten im Bergwald. Die könnten nicht mehr so viel Harz produziere­n. Dieser aber sei für die Bäume ein wirksames Mittel, um sich gegen einen Borkenkäfe­r-Befall zu schützen. Auch andere Schädlinge haben es bei geschwächt­en Bäumen leichter, sich auszubreit­en.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Die Kehrseite des Hochsommer­s: Auch Kühe haben Durst und trinken mehr. Bauern müssen ihnen die Tränkewage­n auf die Felder stellen. Ein Rind trinkt pro Tag – je nach Größe – 20 bis 80 Liter Wasser.
Foto: Ralf Lienert Die Kehrseite des Hochsommer­s: Auch Kühe haben Durst und trinken mehr. Bauern müssen ihnen die Tränkewage­n auf die Felder stellen. Ein Rind trinkt pro Tag – je nach Größe – 20 bis 80 Liter Wasser.

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