So geht schwarzer Humor
In der Erlöserkirche strapazieren evangelische Geistliche als Kabarett-Truppe die Lachmuskeln – mit unerwarteter Verstärkung
Bad Wörishofen Beim großen Aufräumen und Saubermachen im Gemeindezentrum der Erlöserkirche kannten „Die Schwarzarbeiter“kein Pardon. Mit üblichen Reinigungsmitteln an völlig Verstaubtes und Verkrustetes heranzugehen, das kann schließlich jeder. Beim Kabarett der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Raum Augsburg hingegen wurde klar, dass es auch – umweltfreundlich – mit frischem Wind und frechem Wortwitz geht.
„Die Luther-Party ist vorbei… Jetzt wird aufgeräumt!“Unter diesem Motto präsentierte sich das außergewöhnliche Putzteam Stéphanie Fessler, Martinskirche Ingolstadt, Peter Lukas, Dreifaltigkeitskirche Bobingen, Micha Seyboth, Peutinger-Gymnasium Augsburg, Dr. Uwe Stenglein-Hektor (Klavier), Berufsschule 1 Augsburg, Lea Seyboth und Sibel Celik (Inspizienten) powervoll, intelligent und tiefschürfend. Dabei beherrschen sie die hohe Kunst dessen, was gutes Kabarett letztlich ausmacht: Nämlich mit spitzer Zunge derart sensibel zu agieren, dass in keinem Fall jemand verletzt wird.
Um der wohl unvermeidbaren Katerstimmung nach einem ausgiebig gefeierten Reformationsjubiläum entgegenzuwirken, packten sie gemeinsam mit Susanne Ohr HeißeEisen-Themen zu aktueller Politik, Religion und sozialkritischen Fragen an. Ohr, die Pfarrerin der Erlöserkirche war wegen Ausfall eines Ensemble-Mitglieds eingesprungen und machte ihren Aushilfs-Job gekonnt und umwerfend unterhaltsam.
Damit waren für Wörishofer und langjährige Gäste schon zwei bekannte Gesichter auf der Bühne zu sehen – denn Peter Lukas war selbst Pfarrer in Bad Wörishofen.
Ob sie nun als DB-Passagierin in der Lutherstadt Wittenberg auf den aus Berlin über Rom nach Bad Wörishofen fahrenden ICE wartete oder - eben im Himmel angekommen - Petrus bat: „Am besten zeigen sie mir gleich mal meine Wolke, damit ich mit dem Frohlocken beginnen kann“: alles wunderbares Theater.
Stimmige Klaviermusik und witzig umgetextete aktuelle Lieder gaben den einzelnen Szenen wie „Ramadama“, „Kirche up to date“oder „Eine Auszeit für Bischöfe“- mit höchst amüsanter Darstellung der Ökumene-Preisträger Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm beim Computerspiel - den richtigen Rahmen. Fragen wie „Kunst oder Gerümpel?“, „Banaler Putzeimer mit Lumpen am Stiel oder postmoderner Taufstein?“wurden aufwendig von den „Kunstsachverständigen vom Kirchenamt“geklärt, während die Ehrenamtlichen „Atemlos durch die Nacht“hetzen mussten.
Beim einfühlsamen Gesang über den „armen Pfleger auf Station“oder den reichen Mann mit ‘ner Million“kam tröstlich heraus, dass alle Menschen gleich sind und es am Ende für alle wie im Songtext von Georg Ringsgwandl heißt: „Nix Mitnehma“: Das Mitnehmen guter Erinnerungen ist allerdings erlaubt, denn Peter Lukas sagte der Mindelheimer Zeitung kurz vor seinem Auftritt: „Ich komme immer wieder gern hierher, weil ich eine gute Zeit hier hatte und immer noch gute Kontakte. Auch wenn meine neue Stelle in Bobingen mich voll ausfüllt.“
Und weil „Die Schwarzarbeiter“nicht etwa wie verbissene Putzteufel daherkamen, sondern professionell und mit herrlicher Wortakrobatik wieder für Klarheit, Ordnung und den richtigen Durchblick sorgten, wurden sie vom Publikum mit äußerst heftigem Applaus belohnt.