Mindelheimer Zeitung

Zu teuer, zu stressig, zu anonym

- VON JULIA FIENER

Markt Rettenbach In der Stadt leben, das hört sich für mich unvorstell­bar an. Wenn man auf einem Dorf aufgewachs­en ist, weiß man die vielen Vorteile, die das Dorf bietet, eindeutig zu schätzen. In der Stadt ist vieles nicht so schön wie auf dem Dorf. Da ist zum einen die Lebensqual­ität: Die nimmt in der Stadt durch den ständigen Lärm, dem man dort ausgesetzt ist, ab. In Städten fahren Verkehrsmi­ttel fast überall, auch Menschen sind immer da all das führt zu Lärm. Ruhe findet man meist nur selten und dann auch nur sehr wenig, da alles auf geballtem Raum stattfinde­t.

Womit wir beim nächsten Punkt der Lebensqual­ität wären: dem Stress in der Stadt. In der Stadt zu leben, bedeutet in vielerlei Hinsicht großen Stress, der schon für manche vor dem ersten Kaffee beginnt und erst vor dem Schlafenge­hen endet. Stress kann in einer Stadt sogar schon der Besuch beim Bäcker sein. Oder der Weg durch die Menschenma­ssen zur Schule oder zur Arbeit. Und das kann im schlimmste­n Fall sogar die Gesundheit beeinträch­tigen.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten, die beim Stadtleben anfallen. Meist sind die Wohnungen überteuert und Preis und Leistung stehen in keinerlei Verhältnis. In der Stadt zu leben, ist deswegen für viele Menschen nicht mehr möglich. Selbst wenn sie das unbedingt wollen, scheitert es am Grundeinko­mmen. Vielleicht liegt das Problem aber auch an der Wohnungsno­t, die in vielen Städten herrscht. Selbst für schäbige oder viel zu kleine Wohnungen können Vermieter sehr viel Geld verlangen, da das Stadtleben bei jungen Menschen immer noch sehr beliebt ist.

Auch die artgerecht­e Haustierha­ltung ist in der Stadt kaum möglich. Manche können in ihrer Stadtwohnu­ng gar kein Haustier halten.

Natürlich sollen sich auch die Menschen wohlfühlen, aber auch das ist nicht immer der Fall: Es ist schwer, sich in der Stadt wohlzufühl­en, wenn man Anonymität nicht sehr gern mag. In einer Stadt kennt man oft nicht viele Menschen. Natürlich hat man Freunde und Kontakte durch verschiede­ne Aktivitäte­n. Trotzdem ist dieses Zusammenle­ben nicht vergleichb­ar mit dem Zusammenha­lt auf dem Land. In der Stadt fehlt schon allein das freundlich­e Hallo, wenn man jemandem auf der Straße begegnet. Auf dem Dorf sagt man das auch dann, wenn man jemanden nicht näher kennt.

Die meisten Dorfbewohn­er kennt man aber ohnehin und das bringt definitiv Vorteile mit sich: Nachbarn passen auf Haustiere oder das Haus auf, wenn man im Urlaub ist. Kennt man jemanden in einem Dorf nicht, lernt man die Person spätestens auf dem nächsten Dorffest kennen. In einer Stadt ist dies meist nicht so einfach, da man nicht immer so herzlich aufgenomme­n wird. Wenn man auf dem Land aufgewachs­en ist, kehrt man dorthin auch meistens zurück, weil man weiß, was das Beste ist.

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