Trockenheit: Die Gefahrenskala ist jetzt täglich im Blick
Hohe Temperaturen, keine oder nur wenige Niederschläge: Die anhaltende Hitzewelle ist eine Herausforderung für Feuerwehren und Sicherheitsbehörden. Selbst eine Glasscherbe kann einen Brand auslösen. Überwacht wird Bad Wörishofens Wald auch aus der Luft
Bad Wörishofen Dauerhitze, Trockenheit – die Gefahr von Waldbränden stieg zuletzt stetig. Auf der Warnskala ist nicht mehr viel Luft nach oben. „Das Landratsamt hat gerade erst Warnstufe vier ausgegeben“, sagt Bad Wörishofens stellvertretender Feuerwehr-Kommandant Hellmuth Werner am Donnerstag. Fünf ist die höchste Stufe. „Da reicht dann bereits etwa eine Glasscherbe, um einen Waldbrand auszulösen“, verdeutlicht Werner. Durch die Sonneneinstrahlung wirkt die Scherbe dann wie ein Brennglas, die trockenen Gehölzreste auf dem Waldboden wie Zunder.
Wann es zuletzt eine Dürre der Stufe fünf gab, kann Werner gar nicht mehr sagen, so selten kommt dies vor. Diesmal könnte es passieren. „So langsam wird es spannend“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann mit sorgenvollem Ton. „Die paar Regentröpfchen dieser Tage machen das Kraut nicht fett.“Für eine leichte Besserung hat der nächtliche Regen auf Donnerstag aber gesorgt. „Das hat dazu geführt, dass die Warnlage leicht gesenkt wurde“, berichtet Hubert Stolp vom Landratsamt Unterallgäu. Dort trifft täglich das sogenannte Forstfax ein, das immer noch so heißt, obwohl es mittlerweile eine E-MailNachricht ist. Darin legt der Deutsche Wetterdienst die Situation dar und trifft eine Einschätzung zu den Warnstufen. Am Donnerstagvormittag schwankte der Wert in den verschiedenen Teilen des Unterallgäus zwischen zwei und vier. Das kann sich aber ebenso schnell wieder ändern. Für heute wird ein Anstieg prognostiziert. Die Feuerwehr in Bad Wörishofen ist jedenfalls auf den Ernstfall vorbereitet. So stehen mittlerweile immer zwei gefüllte Traktor-Wasserfässer am Bauhof bereit. Im Notfall kann die Feuerwehr diese Fässer auf dem Weg zum Einsatzort mitnehmen und somit mehrere tausend Liter Wasser mehr über dem Brandherd verteilen, als normalerweise. „Wenn es im Wald zu brennen beginnt, ist Schnelligkeit gefragt“, sagt Werner. Würde tatsächlich Stufe fünf ausgerufen, würde die Wörishofer Wehr ein Wasserfass gleich auf dem Gelände des Feuerwehrhauses am Klosterhof stationieren. So ließe sich die Reaktionszeit noch etwas verkürzen.
„Die Feuerwehren bei uns sind mittlerweile gut vorbereitet“, lobt Stolp. Zudem sei in der Leitstelle zentral erfasst, welches Wehr welche Wassermöglichkeiten vorhält. So gebe es auch schnell Zugriff auf Reserven der Nachbarn. In Memmingen stehe dann noch ein Großtanker mit fast 5000 Litern bereit, wenn das nicht reicht, käme ein 10000 Liter fassendes Löschfahrzeug des Allgäu Airports in Memmingerberg zum Einsatz. Auch Unterstützung aus der Luft wäre möglich.
Mittlerweile wird auch Bad Wörishofens Wald von ehrenamtlich tätigen Piloten aus der Luft überwacht. Bad Wörishofen hat zwar einen Flugplatz, von dort steigen diese Piloten aber nicht auf, hieß es gestern. Illertissen ist einer der Standorte, neben Durach (Oberallgäu) und Genderkingen (Donau-Ries), von denen die Luftbeobachter starten. In Illertissen gibt es acht Piloten, die zur „Luftrettungsstaffel Bayern“gehören und sich abwechseln. Werner Egger ist einer dieser Piloten. Über Bad Wörishofen führt ihn seine Route außerdem über Illertissen, Krumbach, Bad Grönenbach, Thannhausen oder Burgau. Für Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, ist der Zeitpunkt der Beobachtungsflüge schon eine Besonderheit. „Üblicherweise ordnen wir im Frühjahr eine solche Luftbeobachtung an, wenn das abgefallene Laub sehr trocken ist und die Vegetation noch nicht angeschoben hat.“
Bislang musste glücklicherweise kein Brand gemeldet werden. Das liegt auch an den Baumarten, die hier vorherrschen, wie es hieß. Trockenes Nadelstreu von Kiefernwäldern auf dem Waldboden, wie zum Beispiel in Brandenburg, gebe es hier deshalb kaum. In Brandenburg wütete jüngst ein Großfeuer. Dennoch sei die Gefahr auch hier nicht zu unterschätzen. Waldbesitzer sollten es tunlichst vermeiden, nicht verwertbare und vom Borkenkäfer befallene Baumteile im Wald zu verbrennen, raten Experten. Im Wald zu rauchen, ist zwischen März und Oktober ohnehin verboten.
„Das Ordnungsamt in Bad Wörishofen genehmigt aktuell auch keine Feuer mehr, um Waldabfälle zu verbrennen“, sagt Feuerwehr-Vize Werner. Wer also im Wald Rauch entdecke, soll sich umgehend bei der Feuerwehr melden.