Ein Funkturm beim Kirchturm
Weil aus ihrem Wunschstandort nichts wurde, will die Telekom nun bei Sankt Sebastian einen rund 30 Meter hohen Masten errichten
Kammlach Um die Kommunikations-Infrastruktur zu verbessern, will die Deutsche Telekom in Kammlach einen neuen Funkturm errichten. Wunschstandort des Unternehmens wäre eine Dachantenne auf den Mangwerken gewesen, um in beiden Ortsteilen einen guten Handyempfang zu gewährleisten und Internetnutzern dank LTE auch höhere Downloadraten zu ermöglichen.
Für die Mangwerke und auch das benachbarte Ingenieurbüro Albrecht kommt das, wie beide Unternehmen bereits im Vorfeld klargestellt haben, aber nicht infrage. Und darüber – das wurde in der jüngsten Sitzung deutlich – sind einige Räte auch ganz froh. Schließlich hätten sich in unmittelbarer Nachbarschaft der geplanten Antenne die Grundschule, der Kindergarten und die Sportanlagen befunden. Das sei – unabhängig von Grenzwerten und etwaigen Belastungen – ein „emotionales Thema“, sagte Heinz Klos.
Wilhelm Kielmann, der für die Telekom nach dem Standort für den Funkturm sucht, hatte wohl trotzdem gehofft, die Gemeinderäte könnten sich für den Standort an der Käserei aussprechen. „Wenn alle im Gemeinderat sagen, das ist der beste Standort, dann würden die Unternehmen wahrscheinlich nicht Nein sagen“, vermutete er und wies mehrfach darauf hin, dass eine Dachantenne weniger auffalle als ein bis zu 30 Meter Funkturm in der Landschaft.
Weil die Räte jedoch überzeugt waren, dass sich beide Firmen nicht umstimmen lassen würden, hatte Bürgermeister Josef Steidele vier alternative Standorte vorbereitet: westlich der Mangwerke bei der Kapelle in Sankt Sebastian, in der Nähe des Wagner-Geländes bei Ober- kammlach sowie zwei Standorte östlich der Mangwerke. Ein fünfter Vorschlag beim Tiefbrunnen in Unterkammlach war bereits zuvor ausgeschieden, weil von dort aus laut Kielmann nicht beide Ortsteile optimal versorgt werden könnten. Gleiches gilt dem Diplom-Physiker zufolge auch für den Standort nahe des Wagner-Geländes: In Unterkamm- lach käme kein LTE mehr an. Und auch den vierten, am weitesten von der Bebauung entfernten StandortVorschlag, sah Kielmann skeptisch. Mit Standort 1 bei der Kapelle in Sankt Sebastian und Standort 3 ein Stück hinter den Mangwerken könne man jedoch „mit Sicherheit gut leben“. Zwar sei auch hier mit Abstrichen bei der Sendeleistung zu rechnen, diese seien jedoch vertretbar.
Welchen dieser beiden Standorte sie nun favorisieren sollten, war für die Räte keine leichte Entscheidung: In Sankt Sebastian, wo die Gemeinde eine eigene Fläche zur Verfügung stellen könnte, gibt es Anwohner, der Funkturm müsste rund 30 Meter hoch sein und es fehlt bislang eine Zufahrt. Standort 3 läge etwas höher auf Privatgrund, sodass hier ein etwa 25 Meter hoher Funkturm genügen könnte. Der aber stünde in freier Flur und wäre – anders als bei Standort 1 – weithin sichtbar.
Andreas Suiter und Albert Schrittenlocher sprachen sich schließlich für Standort drei aus, weil es dort keine Nachbarn gebe. Die übrigen Räte zogen nach längerer Abwägung
Die Telekom hatte wohl auf den Standort an der Käserei gehofft
Weiße Flecken in der Mobilfunklandschaft sollen verschwinden
jedoch den Standort bei Sankt Sebastian vor – auch wenn wohl die meisten die Meinung der Zweiten Bürgermeisterin Birgit SteudterAdl Amini teilten: „Der Funkturm ist an beiden Orten nicht schön.“
Ihn zu verhindern, stand nicht zur Debatte – auch wenn sich Bernd Lindemann schon fragte „ob wir das Ding brauchen“. Denn bereits zu Beginn der Beratung hatte Bürgermeister Josef Steidele klargemacht, dass die Gemeinde diesbezüglich kaum einen Spielraum habe. Schließlich lege die Regierung großen Wert darauf, dass weiße Flecken in der Mobilfunklandschaft verschwinden – „und wenn’s der letzte Zipfel ist“, so Steidele. „Ich wünsche mir eine Lösung, mit der die Versorgung im ganzen Gai Kammlach funktioniert. Und verträglich soll sie sein“, sagte er.
Wilhelm Kielmann wird nun überprüfen, ob seine erste Einschätzung stimmt und der Standort wirklich geeignet ist. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste sich der Gemeinderat über eine weitere Alternative Gedanken machen.