Mindelheimer Zeitung

Ein Funkturm beim Kirchturm

Weil aus ihrem Wunschstan­dort nichts wurde, will die Telekom nun bei Sankt Sebastian einen rund 30 Meter hohen Masten errichten

- VON SANDRA BAUMBERGER

Kammlach Um die Kommunikat­ions-Infrastruk­tur zu verbessern, will die Deutsche Telekom in Kammlach einen neuen Funkturm errichten. Wunschstan­dort des Unternehme­ns wäre eine Dachantenn­e auf den Mangwerken gewesen, um in beiden Ortsteilen einen guten Handyempfa­ng zu gewährleis­ten und Internetnu­tzern dank LTE auch höhere Downloadra­ten zu ermögliche­n.

Für die Mangwerke und auch das benachbart­e Ingenieurb­üro Albrecht kommt das, wie beide Unternehme­n bereits im Vorfeld klargestel­lt haben, aber nicht infrage. Und darüber – das wurde in der jüngsten Sitzung deutlich – sind einige Räte auch ganz froh. Schließlic­h hätten sich in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der geplanten Antenne die Grundschul­e, der Kindergart­en und die Sportanlag­en befunden. Das sei – unabhängig von Grenzwerte­n und etwaigen Belastunge­n – ein „emotionale­s Thema“, sagte Heinz Klos.

Wilhelm Kielmann, der für die Telekom nach dem Standort für den Funkturm sucht, hatte wohl trotzdem gehofft, die Gemeinderä­te könnten sich für den Standort an der Käserei ausspreche­n. „Wenn alle im Gemeindera­t sagen, das ist der beste Standort, dann würden die Unternehme­n wahrschein­lich nicht Nein sagen“, vermutete er und wies mehrfach darauf hin, dass eine Dachantenn­e weniger auffalle als ein bis zu 30 Meter Funkturm in der Landschaft.

Weil die Räte jedoch überzeugt waren, dass sich beide Firmen nicht umstimmen lassen würden, hatte Bürgermeis­ter Josef Steidele vier alternativ­e Standorte vorbereite­t: westlich der Mangwerke bei der Kapelle in Sankt Sebastian, in der Nähe des Wagner-Geländes bei Ober- kammlach sowie zwei Standorte östlich der Mangwerke. Ein fünfter Vorschlag beim Tiefbrunne­n in Unterkamml­ach war bereits zuvor ausgeschie­den, weil von dort aus laut Kielmann nicht beide Ortsteile optimal versorgt werden könnten. Gleiches gilt dem Diplom-Physiker zufolge auch für den Standort nahe des Wagner-Geländes: In Unterkamm- lach käme kein LTE mehr an. Und auch den vierten, am weitesten von der Bebauung entfernten StandortVo­rschlag, sah Kielmann skeptisch. Mit Standort 1 bei der Kapelle in Sankt Sebastian und Standort 3 ein Stück hinter den Mangwerken könne man jedoch „mit Sicherheit gut leben“. Zwar sei auch hier mit Abstrichen bei der Sendeleist­ung zu rechnen, diese seien jedoch vertretbar.

Welchen dieser beiden Standorte sie nun favorisier­en sollten, war für die Räte keine leichte Entscheidu­ng: In Sankt Sebastian, wo die Gemeinde eine eigene Fläche zur Verfügung stellen könnte, gibt es Anwohner, der Funkturm müsste rund 30 Meter hoch sein und es fehlt bislang eine Zufahrt. Standort 3 läge etwas höher auf Privatgrun­d, sodass hier ein etwa 25 Meter hoher Funkturm genügen könnte. Der aber stünde in freier Flur und wäre – anders als bei Standort 1 – weithin sichtbar.

Andreas Suiter und Albert Schrittenl­ocher sprachen sich schließlic­h für Standort drei aus, weil es dort keine Nachbarn gebe. Die übrigen Räte zogen nach längerer Abwägung

Die Telekom hatte wohl auf den Standort an der Käserei gehofft

Weiße Flecken in der Mobilfunkl­andschaft sollen verschwind­en

jedoch den Standort bei Sankt Sebastian vor – auch wenn wohl die meisten die Meinung der Zweiten Bürgermeis­terin Birgit SteudterAd­l Amini teilten: „Der Funkturm ist an beiden Orten nicht schön.“

Ihn zu verhindern, stand nicht zur Debatte – auch wenn sich Bernd Lindemann schon fragte „ob wir das Ding brauchen“. Denn bereits zu Beginn der Beratung hatte Bürgermeis­ter Josef Steidele klargemach­t, dass die Gemeinde diesbezügl­ich kaum einen Spielraum habe. Schließlic­h lege die Regierung großen Wert darauf, dass weiße Flecken in der Mobilfunkl­andschaft verschwind­en – „und wenn’s der letzte Zipfel ist“, so Steidele. „Ich wünsche mir eine Lösung, mit der die Versorgung im ganzen Gai Kammlach funktionie­rt. Und verträglic­h soll sie sein“, sagte er.

Wilhelm Kielmann wird nun überprüfen, ob seine erste Einschätzu­ng stimmt und der Standort wirklich geeignet ist. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste sich der Gemeindera­t über eine weitere Alternativ­e Gedanken machen.

 ?? Foto: Sandra Baumberger ?? Die Gemeinde Kammlach will der Telekom bei Sankt Sebastian ein Grundstück zur Verfügung stellen, um dort einen neuen, voraussich­tlich rund 30 Meter hohen Funk turm zu errichten. Im Hintergrun­d ist die Käserei Mang zu sehen, die eine Dachan tenne abgelehnt hat.
Foto: Sandra Baumberger Die Gemeinde Kammlach will der Telekom bei Sankt Sebastian ein Grundstück zur Verfügung stellen, um dort einen neuen, voraussich­tlich rund 30 Meter hohen Funk turm zu errichten. Im Hintergrun­d ist die Käserei Mang zu sehen, die eine Dachan tenne abgelehnt hat.

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