Mindelheimer Zeitung

Mehr Leute auf die Schiene bringen

Was sich im Dezember auf den Bahnstreck­en durch das Ostallgäu alles ändert

- VON HEINZ STURM

Ostallgäu Der Zeitpunkt der Umstellung für Bahnkunden im Ostallgäu rückt näher: Die blaue Bayerische Regiobahn (BRB) löst im Dezember die rote Deutsche Bahn (DB) auf den Strecken von Augsburg und München nach Füssen ab. Doch was wird sich ändern? Unsere Zeitung hat schon mal nachgefrag­t. Wichtigste­s Ziel der BRB: „Unser Ansatz ist, über gute Qualität deutlich mehr Fahrgäste auf die Schiene zu bringen“, sagt der bisherige Geschäftsf­ührer Dr. Bernd Rosenbusch. Das traue man sich auch zu.

Bei einer Ausschreib­ung der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (sie plant und kontrollie­rt den Schienenpe­rsonennahv­erkehr im Freistaat) konnte sich die BRB gegen die DB durchsetze­n und wird für die nächsten zwölf Jahre den Betrieb der Strecken nach Füssen bedienen.

Bei der Regiobahn herrscht bereits große Vorfreude: Vor allem die Triebfahrz­eugführer freuten sich auf die landschaft­lich reizvolle Strecke, sagt BRB-Pressespre­cher Christophe­r Raabe. Derweil laufen ihm zufolge die Vorbereitu­ngen auf die Übernahme der Strecken auf vollen Touren. Die neuen AlstomTrie­bwagen trudeln nach und nach bei der Regiobahn ein und werden derzeit auf Herz und Nieren getestet. Es seien sehr helle, niederflur­ige und klimatisie­rte Züge.

Aber reichen die Personenka­pazitäten dieser Triebwagen aus? Schließlic­h hat die Deutsche Bahn auch Doppelstoc­kzüge eingesetzt, über welche die BRB nicht verfügt. „Wo die DB in die Höhe geht, gehen wir in die Länge“, sagt Rosenbusch. Man werde die Strecken je nach Fahrgastau­fkommen gezielt mit unterschie­dlich langen Triebfahrz­eugen bedienen. Im Oberland habe man ausreichen­d Erfahrunge­n mit den Erforderni­ssen in einem touristisc­h geprägten Gebiet gesammelt. „Unsere Sitzplatz-Kapazitäte­n werden mindestens dem entspreche­n, was heute der Fall ist“, versichert Rosenbusch.

Neu werden auch die Ticketauto­maten entlang der Strecke sein. Bahnkunden können sich laut Rosenbusch auf eine einfachere Menüführun­g als bei den Automaten von Mitbewerbe­rn einstellen.

Zusätzlich werde in jedem Zug ein Fahrgastbe­gleiter sein – wer den Bahnhof kurz vor Abfahrt erreicht, kann ein Ticket gegen einen kleinen Aufpreis bei diesem Mitarbeite­r kaufen. Fahrschein­e könnten auch nach wie vor beim DB-Schalter im Bahnhof gekauft werden, sagt Pressespre­cher Raabe. Die BRB werde die DB-Vertriebss­parte beauftrage­n, auch ihre „Guten Tag“-Tickets anzubieten. Von den Fahrzeiten und Verbindung­en wird sich anfangs für die Bahnkunden nicht viel ändern.

Größere Veränderun­gen stehen an, wenn voraussich­tlich in vier Jahren die Elektrifiz­ierung der Strecke Geltendorf - Buchloe - Memmingen - Lindau abgeschlos­sen ist. Dann wird ein neues Fahrplanko­nzept im Allgäu aufgestell­t mit dem Ziel, so wenig wie möglich mit dieselbetr­iebenen Loks unter Stromleitu­ng zu fahren. Aus diesem Grund wird die derzeit stündlich wechselnde Direktverb­indung aus Augsburg und München nach Füssen durch einen neuen Stundentak­t Augsburg - Füssen ersetzt. In Buchloe können Fahrgäste bei kurzen Umsteigeze­iten elektrisch­e Züge in Richtung München erreichen. Einige Direktverb­indungen nach München soll es aber weiter geben. Auch am Neuschwans­tein-Express will die BRB festhalten und ihn öfter fahren lassen.

Mittel- und langfristi­g wünscht sich Rosenbusch noch weitere deutliche Verbesseru­ngen auf den Strecken nach Füssen. Auch wenn die Feinstaubu­nd Kohlendiox­id-Belastung bei modernen dieselbetr­iebenen Triebwagen massiv gesunken sei, plädiert er für eine Elektrifiz­ierung der Strecken. Das sei freilich eine politische Entscheidu­ng, sagt er. Doch dafür müsse man schon jetzt Druck machen, um dieses Ziel einigermaß­en zeitnah zu erreichen: Dies müssten die Region und die für sie zuständige­n Politiker „forciert einfordern“. Ein weiterer Wunsch: „In den nächsten Jahren muss man die Strecke schneller machen“, zum Beispiel durch das Sichern von Bahnübergä­ngen.

Neues Fahrplanko­nzept für das gesamte Allgäu

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Foto: Wilhelm Unfried Wenn die Bauarbeite­n zur Elektrifiz­ierung der Strecke von Geltendorf über Buchloe, Türkheim und Stetten (Foto) bis nach Leut kirch abgeschlos­sen sind, soll ein neues Fahrplanko­nzept für das gesamte Allgäu aufgestell­t werden.

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