Mit über 30 noch eine Lehre machen
Arbeitsagentur wendet 9,6 Millionen Euro für die Berufsqualifikation im Allgäu auf
Allgäu Sie strahlt fast so wie die Schmuckstücke, die sie täglich in Händen hält: Christine Klassen hat bei Juwelier Hollfelder in Oberstaufen ihren Traumjob gefunden. Der Weg dorthin war für die 36-Jährige nicht leicht. Aber mit Unterstützung des Betriebes und der Agentur für
Arbeit hat sie es geschafft. Ähnlich erging es Francesco Cecere. Der 39-Jährige hat zwei Jahre lang vom Metallbauer zum geprüften Zerspanungsmechaniker umgelernt. Jetzt hat er eine Stelle bei der Behr Automatisierungstechnik im Oberallgäuer Blaichach.
Klassen und Cecere sind zwei Beispiele, wie Menschen durch eine Umschulung in einem Beruf Fuß fassen können, der zu ihnen passt. Davon profitiert auch der Arbeitgeber: Zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Für das laufende Jahr wird die Arbeitsagentur 9,6 Millionen Euro aufwenden, um Menschen fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Die Fördersumme schwankt je nach Aufwand zwischen 200 und 1000 Euro pro Monat.
13 Jahre alt war Christine Klassen, als sie mit der Familie aus Kasachstan nach Deutschland übersiedelte. In Oberstaufen arbeitete der Teenager bei einer Firma im Lager. Mit 20 heiratete sie, bekam zwei Kinder, mit 29 dann die Scheidung. Als Alleinerziehende hielt sie sich mit kleineren Jobs über Wasser, war zwischendurch arbeitslos. „Bei mir ist leider vieles nicht glatt gelaufen“, sagt Klassen. Die ganze Zeit hatte sie den Wunsch, noch eine Ausbildung zu machen. Sie war überrascht, dass es für sie für eine Lehre sogar Fördergeld gibt. Nach dem zweiten Vorstellungsgespräch bekam sie einen Ausbildungsvertrag. Mit 34 musste sie nochmals die Schulbank drücken, aber nach einer auf zwei Jahre verkürzten Lehrzeit hat Klassen ihren Abschluss als Einzelhandelskauffrau in der Tasche.
Der aus Sonthofen stammende Cecere arbeitete zehn Jahre als Metallbauer in Pfarrkirchen (Niederbayern). Er wollte zurück ins Oberallgäu, blitzte aber ohne Abschluss bei den meisten Unternehmen ab. Die Firma Behr stellte ihn unter der Bedingung ein, sich zum Zerspanungstechniker umschulen zu lassen. Das schaffte Cecere bei der IHK-Akademie mit seinen Vorkenntnissen innerhalb eines Jahres. Kursgebühr, Fahrgeld und Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten zahlte die Arbeitsagentur.