Mindelheimer Zeitung

Ganz allein unter Jungs?

Ab diesem Schuljahr dürfen auch Mädchen auf die Maristen-Realschule gehen. Simone Wiedmann war Pionierin

- VON LEONIE KÜTHMANN

Mindelheim Keine Mädchen bei den Maristen, keine Jungs bei den Maria-Ward-Schwestern – so war das schon immer bei den Mindelheim­er Realschule­n. Bis jetzt: Ab diesem Schuljahr darf jeder da zur Schule gehen, wo er oder sie möchte – egal, ob männlich oder weiblich.

Die Mädchen, die in Zukunft die Realschule der Maristen besuchen werden, sind allerdings nicht die Allererste­n: Eine Ausnahme gab es nämlich bereits im vergangene­n Schuljahr, ein Mädchen, das alleine unter Jungs lernte: Simone Wiedmann war in der Unterstufe auf dem Gymnasium des Maristenko­llegs, bis sie beschloss, „runterzuge­hen“. Der Grund: „Latein“, sagt die 14-Jährige.

Als Alternativ­e wurde ihr vorgeschla­gen, entweder nach Buchloe zu gehen oder auf die Maria-WardRealsc­hule. Beides kam für Simone aber nicht infrage: „Nach Buchloe hätte ich mit dem Zug fahren müssen, das wollte ich nicht.“Und auch die Alternativ­e „Mädchensch­ule“erschien ihr nicht die richtige Lösung: „Ich glaube, dass die da relativ zickig sein können“, sagt Simone.

Nach Gesprächen mit Gottfried Wesseli, dem Schulleite­r des Maristen-Gymnasiums, wurde nach und nach klar: Simone darf auf die Realschule des Maristenko­llegs gehen und die Wahlpflich­tfächergru­ppe IIIb, in der der Fokus auf dem gestalteri­schen Bereich liegt, belegen. „Das macht mir Spaß, weil wir viel in der Gruppe zusammenhe­lfen“, betont die Mindelheim­erin.

Besonders der praktische Teil des Werkens gefällt ihr. Die Möglichkei­t, den Schwerpunk­t auf das Wahlfach „Werken“zu legen, hätte sie auf der Maria-Ward-Realschule nicht gehabt.

Trotzdem hatte sie mit den Schülerinn­en der ehemaligen „Mädchen-Realschule“in Mindelheim zu tun: „Zum Sportunter­richt musste ich immer dorthin“, erzählt Simone. Während ihre 25 männlichen Klassenkam­eraden Sportunter­richt hatten, durfte Simone also immer heimgehen. „Dafür musste ich dann für meinen Sportunter­richt extra zur Maria-Ward-Realschule fahren.“Auch die Prüfungen für die Noten wurden dort abgenommen und an das Maristenko­lleg weitergele­itet.

Hätte Simone nicht einfach mit Schülerinn­en des Gymnasiums am Maristenko­lleg Sportunter­richt haben können? „Nein, das ging komischerw­eise nicht“, sagt die 14-Jährige. Die Begründung: Der Lehrplan sei anders als an der Realschule.

Eine reine Mädchensch­ule war für Simone keine Alternativ­e

Zum Sportunter­richt fährt sie auch weiterhin an die Maria Ward Realschule

Dass sie den Sportunter­richt außerhalb absolviert, sei von Anfang an klar gewesen. Auch in den kommenden zwei Schuljahre­n bis zum Abschluss wird sich für Simone daran nichts ändern.

Trotz dieser etwas komplizier­ten Situation fühlt sich Simone wohl und bereut ihre Entscheidu­ng nicht. Mit ihren männlichen Klassenkam­eraden versteht sie sich gut: „Wir kannten uns größtentei­ls auch schon aus der Grundschul­e oder sogar aus dem Kindergart­en.“

Im vergangene­n Schuljahr war Simone einer der Klassenspr­echer. Auch die Lehrer behandeln Simone nicht anders als die Jungs: „Ich kriege genauso eine Strafe, wenn ich zum Beispiel schwätze, wie alle anderen auch.“

Und noch ein Vorteil: Ihre alten Freunde aus dem Gymnasium sieht sie trotzdem noch jeden Tag: Die Pausen finden am Maristenko­lleg gleichzeit­ig statt. Und auch die Tatsache, dass in Zukunft mehr Mädchen an der Realschule der Maristen lernen, gefällt Simone: „Ich finde es gut, dass jetzt alle gemeinsam an der Schule sind.“

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Foto: lekkü Simone Wiedmann war das erste Mäd chen an der Mindelheim­er Maristen Re alschule.

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