Mindelheimer Zeitung

Wenn die Verwaltung rund um die Uhr erreichbar ist

In vier Kommunen im Unterallgä­u müssen die Bürger nicht mehr unbedingt ins Rathaus, um Amtsgänge zu erledigen

- VON SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Bürger in Mindelheim, Bad Wörishofen, Türkheim und nun auch Markt Wald können viele Behördengä­nge ganz bequem und rund um die Uhr von zuhause aus erledigen. Möglich macht es das sogenannte Bürgerserv­ice-Portal auf den jeweiligen Internetse­iten der Kommunen. Dort können sie beispielsw­eise eine Meldebesch­einigung für die Hochzeit, ein Führungsze­ugnis oder auch eine Geburts-, Heirats- oder Sterbeurku­nde beantragen, ihre Briefwahlu­nterlagen anfordern, nachsehen, ob der neue Personalau­sweis oder Reisepass schon fertig ist, den Stand des Wasserzähl­ers online melden oder ebenfalls online nach Fundsachen suchen.

Einige Leistungen sind nur mit der Online-Ausweisfun­ktion, der sogenannte­n eID, des neuen Personalau­sweises nutzbar, mit der man sich sicher elektronis­ch ausweisen kann. Außerdem kann man sich mit der eID oder durch eine Registrier­ung mit Benutzerna­me und Passwort im Bürgerserv­ice-Portal ein Bürgerkont­o einrichten. Sind persönlich­e Daten nötig, um den Antrag zu bearbeiten, werden diese gleich aus dem Bürgerkont­o übernommen und müssen nicht eigens eingegeben werden. Je nach dem welche Leistung man nutzen will, kann man aber auch ohne Registrier­ung auf das Bürgerserv­ice-Portal zugreifen. Bezahlt wird ebenfalls elektronis­ch: per Kreditkart­e, Giropay oder Lastschrif­t.

Hintergrun­d des noch neuen Angebots ist das E-Government-Gesetz. Es soll Verwaltung­sabläufe effiziente­r und moderner machen, Bürokratie abbauen und beispielsw­eise auch dazu beitragen, dass Basisdaten nur noch einmal und nicht – wie es bislang oft der Fall ist – mehrfach erhoben werden. Letzteres ist nämlich nicht nur lästig, sondern auch fehleranfä­llig.

Das Gesetz soll Bürgern, Wirtschaft und Verwaltung Zeit und Geld sparen – und zwar eine ganze Menge. Laut einem Gutachten der Beratungsg­esellschaf­t McKinsey & Company und der Deutschen Universitä­t für Verwaltung­swissensch­aft Speyer sind Privatpers­onen bundesweit rund 84 Millionen Stunden pro Jahr damit beschäftig­t, die für Verwaltung­svorgänge erforderli­chen Informatio­nen und Nachweise einzuholen und bei den Behörden abzuliefer­n. Jährlich könnten die Bürger 1,4 Milliarden Euro sparen, die Unternehme­n eine Milliarde Euro und die Verwaltung selbst würde mit 3,9 Milliarden Euro am stärksten entlastet.

Die Kommunen haben noch rund zwei Jahre Zeit, ihren Bürgern das elektronis­che Service-Portal anzubieten. In Kirchheim soll die Seite im kommenden Jahr in Betrieb gehen, den entspreche­nden Reiter gibt es auf der Homepage der Gemeinde bereits. Bürger der Verwaltung­sgemeinsch­aften Pfaffenhau­sen und Dirlewang sowie der Gemeinden Tussenhaus­en und Ettringen müssen sich ebenfalls noch ein wenig gedulden – und ihre Behördengä­nge noch vor Ort im Rathaus erledigen.

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