Wenn die Verwaltung rund um die Uhr erreichbar ist
In vier Kommunen im Unterallgäu müssen die Bürger nicht mehr unbedingt ins Rathaus, um Amtsgänge zu erledigen
Unterallgäu Bürger in Mindelheim, Bad Wörishofen, Türkheim und nun auch Markt Wald können viele Behördengänge ganz bequem und rund um die Uhr von zuhause aus erledigen. Möglich macht es das sogenannte Bürgerservice-Portal auf den jeweiligen Internetseiten der Kommunen. Dort können sie beispielsweise eine Meldebescheinigung für die Hochzeit, ein Führungszeugnis oder auch eine Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunde beantragen, ihre Briefwahlunterlagen anfordern, nachsehen, ob der neue Personalausweis oder Reisepass schon fertig ist, den Stand des Wasserzählers online melden oder ebenfalls online nach Fundsachen suchen.
Einige Leistungen sind nur mit der Online-Ausweisfunktion, der sogenannten eID, des neuen Personalausweises nutzbar, mit der man sich sicher elektronisch ausweisen kann. Außerdem kann man sich mit der eID oder durch eine Registrierung mit Benutzername und Passwort im Bürgerservice-Portal ein Bürgerkonto einrichten. Sind persönliche Daten nötig, um den Antrag zu bearbeiten, werden diese gleich aus dem Bürgerkonto übernommen und müssen nicht eigens eingegeben werden. Je nach dem welche Leistung man nutzen will, kann man aber auch ohne Registrierung auf das Bürgerservice-Portal zugreifen. Bezahlt wird ebenfalls elektronisch: per Kreditkarte, Giropay oder Lastschrift.
Hintergrund des noch neuen Angebots ist das E-Government-Gesetz. Es soll Verwaltungsabläufe effizienter und moderner machen, Bürokratie abbauen und beispielsweise auch dazu beitragen, dass Basisdaten nur noch einmal und nicht – wie es bislang oft der Fall ist – mehrfach erhoben werden. Letzteres ist nämlich nicht nur lästig, sondern auch fehleranfällig.
Das Gesetz soll Bürgern, Wirtschaft und Verwaltung Zeit und Geld sparen – und zwar eine ganze Menge. Laut einem Gutachten der Beratungsgesellschaft McKinsey & Company und der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaft Speyer sind Privatpersonen bundesweit rund 84 Millionen Stunden pro Jahr damit beschäftigt, die für Verwaltungsvorgänge erforderlichen Informationen und Nachweise einzuholen und bei den Behörden abzuliefern. Jährlich könnten die Bürger 1,4 Milliarden Euro sparen, die Unternehmen eine Milliarde Euro und die Verwaltung selbst würde mit 3,9 Milliarden Euro am stärksten entlastet.
Die Kommunen haben noch rund zwei Jahre Zeit, ihren Bürgern das elektronische Service-Portal anzubieten. In Kirchheim soll die Seite im kommenden Jahr in Betrieb gehen, den entsprechenden Reiter gibt es auf der Homepage der Gemeinde bereits. Bürger der Verwaltungsgemeinschaften Pfaffenhausen und Dirlewang sowie der Gemeinden Tussenhausen und Ettringen müssen sich ebenfalls noch ein wenig gedulden – und ihre Behördengänge noch vor Ort im Rathaus erledigen.