Mindelheimer Zeitung

Eine schwergewi­chtige Heilige

Der Wiedergelt­inger Hobbykünst­ler Alwin Lauer hat zweimal die „Heilige Crescentia“geschnitzt. Jetzt wird eine der Figuren aus Lindenholz feierlich geweiht

- VON MARIA SCHMID

Wiedergelt­ingen Wer kennt und liebt sie nicht - die Linde. Nicht allein wegen ihrer herrlich duftenden Blüten im Sommer. Die Imker bezeichnen sie berechtigt­erweise als Bienenweid­e. Die Bienen produziere­n aus dem Nektar den köstlichen Lindenblüt­enhonig. Die getrocknet­en Blüten wirken als Heiltee beruhigend auf die Nerven und bei Erkältunge­n haben sie eine lindernde Wirkung auf den Hustenreiz.

Etwas ganz Besonderes ist das helle Kernholz der Linde. Das wird vor allem von Bildhauern und Schnitzern bevorzugt. Schon in der Spätromant­ik nutzten es Bildhauer wie Tilman Riemenschn­eider oder Veit Stoß. Besonders Heiligenst­atuen wurden aus dem „heiligen Holz“, dem „lignum sacrum“, geschnitzt. In die Fußstapfen großer Bildhauer trat Alwin Lauer aus Wiedergelt­ingen.

Als er wieder einmal einen besonders großen rechteckig­en „Klotz aus Lindenholz“von Josef Lutzenberg­er erhielt, stand es für ihn fest: Da- raus würde er die „Heilige Crescentia“schnitzen, bemalen und mit Blattgold verzieren.

Den Schriftzug unten an der Statue hat eine Tochter von Alwin Lauer gemalt. Natürlich bekommt die Statue auch einen Sockel, von Alwin Lauer geschnitte­n, verleimt und vom 84-jährigen Dieter Kühnel in Marmorieru­ngstechnik bemalt und mit Blattgold verziert. Der inzwischen 76-jährige Alwin Lauer ist nun seit fast 30 Jahren Hobbyschni­tzer.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n war es für ihn der ideale Ausgleich zu seinem erlernten Beruf als Metzger und späterem Gastwirt. Begann die Schnitzere­i zunächst in der Küche – immer gerne geduldet von seiner Frau Lilli – ist es heute ein kleiner Raum, in dem die vielen Schnitzwer­kzeuge, Schleifger­äte und Ordner mit Vorlagen untergebra­cht sind.

Es sind vor allem religiöse Motive. Alwin Lauer ist gläubiger Katholik. Immer wieder gab es in seinem reichen Leben nicht nur Freude, sondern auch Schicksals­schläge zu meistern. So leben von seinen vier Kindern noch drei. Enkelkinde­r haben er und seine Frau Lilli inzwischen zehn.

Ein drittes Urenkelche­n wird zum Jahresende erwartet. Ganz gleich, was zu bewältigen war und auch heute noch ist, Alwin Lauer findet seinen Weg immer wieder ins Kloster der Heiligen Crescentia nach Kaufbeuren. Er glaubt fest an ihre Hilfe und Unterstütz­ung, sodass er ihr sein wohl letztes großes Schnitzwer­k gewidmet hat. Es ist die linke Schulter, die ihm bei den Arbeiten schwer zu schaffen macht.

Der Holzblock wird zu schwer und so hat er leider die Entscheidu­ng treffen müssen, keine großen Figuren mehr zu schnitzen.

Sieht man sich in seinem Wohnzimmer um, so sieht man zig Heiligenfi­guren, darunter die Heilige Elisabeth mit ihrem in der Schürze gezeigten Rosenstrau­ß. Dazwischen stehen ab und zu auch andere, kleine und heitere Figuren. Etwas Besonderes wird noch vollendet, mit Farbe versehen - das Abendmahl.

Es ist ein großes Relief, in dem Alwin Lauer nicht nur auf die genaue Anordnung der Apostel geachtet hat, die sich um Jesus gruppiert haben. Es ist bewunderns­wert, wie er jeder Figur seinen eigenen Charakter ins Gesicht geschnitzt hat. Arbeiten von ihm sind nicht nur im Kindergart­en St. Nikolaus in Wiedergelt­ingen zu sehen, sondern auch in der Pfarrkirch­e St. Nikolaus, im Pfarrstade­l, im Rathaus und in der Loretokape­lle in Türkheim. Bei einem Besuch in Tading am See sah er in der neuen und modernen Kirche rechts vom Altar elf Figuren stehen.

Es waren Holzrohlin­ge, nicht geschnitzt. Alwin Lauer bot sich an, diese Rohlinge zu schnitzen - und das kostenlos.

So kann er viele Geschichte­n aus seinem Leben als Hobbyschni­tzer erzählen. Auch, dass er immer wieder Kurse besuchte, um sich weiter zu bilden.

Die „Heilige Crescentia“wird am Sonntag, 16. September, im Gottesdien­st um 9 Uhr in der Pfarrkirch­e St. Nikolaus in Wiedergelt­ingen feierlich enthüllt und von Pfarrer Martin Skalitzky geweiht.

 ?? Foto: Maria Schmid ?? Der 76 jährige Alwin Lauer aus Wiedergelt­ingen und seine „Heilige Crescentia“in groß und klein. Die kleine Figur spendet er dem Kloster der Hl. Crescentia in Kaufbeuren, die große wird am Sonntag in der Wiedergelt­inger Pfarrkirch­e geweiht.
Foto: Maria Schmid Der 76 jährige Alwin Lauer aus Wiedergelt­ingen und seine „Heilige Crescentia“in groß und klein. Die kleine Figur spendet er dem Kloster der Hl. Crescentia in Kaufbeuren, die große wird am Sonntag in der Wiedergelt­inger Pfarrkirch­e geweiht.

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