In die Freude mischt sich Kritik
Hans-Joachim Kania erhält die Bürgermedaille Bad Wörishofens. Der Geehrte macht deutlich, wie tief ihn manche Querelen um seine Spenden getroffen haben. Auch aus den Reihen des Rats kommen kritische Anmerkungen
Bad Wörishofen Der Mäzen und Jugendförderer Hans-Joachim Kania ist neuer Träger der Bürgermedaille Bad Wörishofens. Die Verleihung wurde allerdings begleitet von wechselseitiger Kritik.
Zur Zeremonie im Rahmen der Stadtratssitzung waren am Montagabend Trachtenvereinsmitglieder in Festgewändern ebenso gekommen wie die Nachwuchsmusiker der „Glanzlichter“, wie die Gruppe von Ursula Glanz heißt. Dafür war es am Ratstisch lichter als sonst, insgesamt hatten sich acht Ratsmitglieder entschuldigt. Eingangs ergriff Claus Thiessen (FDP) das Wort. Er erinnerte daran, dass es für solche Anlässe wie die Verleihung einer Bürgermedaille einst eine festliche Jahresschlusssitzung gegeben habe. Auch diese Weise „wurde nicht regulären Sitzungen die Zeit genommen.“Bekanntlich hatte Bürgermeister Paul Gruschka (FW) die Jahresschlusssitzung im Kursaal aus Kostengründen gestrichen, was ihm Kritik von Teilen des Stadtrates einbrachte. Gruschka entgegnete Thiessen, dass die Übergabe der Bürgermedaille gemäß der Satzung in einer öffentlichen Sitzung erfolgen müsse. Er freue sich „außerordentlich“, so Gruschka, dass Kania diese Ehrung erhalte. Der Stadtrat hatte dies schon vor einiger Zeit in einer nichtöffentlichen Sitzung entschieden.
Gruschka bat Kania an den Ratstisch und würdigte dort dessen Einsatz für Bad Wörishofen. Kania unterstützt seit 2006 den Instrumentenfonds der Musikschule, stockte seit 2011 zweimal das Begrüßungsgeld für Neugeborene auf, überließ der Stadt 2012 viele Kunstgegenstände. Diese sind mittlerweile als Dauerleihgabe in der Seniorenresidenz Am Anger zu sehen. Auch die Pflege der städtischen Grünanlagen sei Kania wichtig, berichtete Gruschka. Dafür gibt der Mäzen ebenfalls Geld aus. Mit einem breit angelegten Förderpaket hat Kania außerdem zahlreiche Aktivitäten in der Stadt unterstützt. Das Programm läuft bis 2020 und umfasst zum Beispiel den Kultur- und Sportaward, der mit 2000 Euro dotiert ist und von heuer an bis 2020 Sonderzahlungen von jeweils 4000 Euro erhält. Der Classic Music Award gehört dazu, der Ehrenamtspreis und der Melolino-Award. Kania ist zudem Förderer des Festivals der Nationen, des ASM-Preisträgerkonzertes, des Geigenfonds, des großen Nikolaus-Umzugs und des Musikkindergartens. Das war ein Projekt, das Kanias zwischenzeitlich verstorbener Ehefrau Maria Paijmans-Kania sehr am Herzen lag. Auch daran erinnerte Gruschka in der Sitzung. Auch den HainbuchenPavillon im Kurpark will Kania unterstützen, zudem erfolgte der Bau der „Tränke“vor dem Guggerhaus auf seine Rechnung. Ein Brunnen sei das ja nicht, stellte Kania lächelnd klar. Die größte Spende des Gönners floss aber in den Verkehrsübungsplatz, der im Park an der Kaufbeurer Straße gebaut wurde. Rund 170000 Euro kamen da am Ende zusammen, berichtete Gruschka. „Warum macht jemand das?“, frage Gruschka – und gab die Antwort mit einem Zitat, das aus Kanias Förderprogramm stammt. „Bad Wörishofen als Stadt auch für Kinder und Jugendliche“sei dort zu lesen. Das sei Kanias Ziel. An den Geehrten gewandt, sagte Gruschka: „Lieber Hans, Du bis ein Glücksfall für Bad Wörishofen.“Das sähen auch seine Bürgermeister-Kollegen im Landkreis so. „Manch einer erlebt so etwas in 20 Jahren nicht“, machte Gruschka deutlich. Nachträglich gratulierte Gruschka Kania auch zu dessen 80. Geburtstag
und überreichte ihm im Rund der Räte die Bürgermedaille. Für den festlichen musikalischen Rahmen sorgten die „Glanzlichter“, deren Beiträge mit viel Applaus der zahlreichen Besucher belohnt wurden.
Kania selbst zeigte sich tief gerührt, sagte mit bewegter Stimme Danke. Nach einem Moment des Sammelns wurde der neue Träger der Bürgermedaille aber durchaus kritisch. Die Ehrung sei für ihn „überraschend“gekommen, nach „all den Querelen, die mit den Aktivitäten verbunden waren.“Kania spielte damit auf den Zoff um die Spende für den Verkehrsgarten an und auf die hitzige Debatte um die Tränke vor dem Guggerhaus.
Die Verleihung der Bürgermedaille sei nun ein Zeichen, wie „souverän der Stadtrat doch ist, trotz einiger Experten“, deren Aussagen „tief geschmerzt“hätten, wie Kania sagte. „Wir machen das alles für die Kinder“, stellte er klar. Kania bot an, das Förderprogramm bis 2025 zu verlängern, was mit Applaus quittiert wurde. Die Spenden würden auch weiterhin über ein Treuhandkonto der Sparkasse abgewickelt, so Kania. „Das hätte man vorher auch mal erfragen können“, sagte er zu der Aufregung, die entstanden war, als Wirtschaftsreferent Alwin Götzfried (FW) im Rat im Juni die Frage stellte, wie sich die Stadt bei Spenden absichere, um auf legalem Boden zu bleiben. Damals ging es um eine Kania-Spende.
Kania selbst kündigte an, auch das Mehrgenerationenhaus zu unterstützen. „Das bin ich der Ilse schuldig, sonst schaut sie mich nicht mehr an“, sagte er scherzhaft. Sozialreferentin Ilse Erhard (CSU) vernahm die Neuigkeit mit Freude. Sie ist auch die Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Zudem kündigte Kania an, dass ab 2019 seine Lebensgefährtin Marielouise Vorwerk das Förderprogramm betreuen werde. „Ich habe mein Haus bestellt“, sagte Kania.
Die öffentliche Sitzung endete später so, wie sie begonnen hatte: mit Kritik am Prozedere. Helmut Vater (SPD) sagte, er „schäme“sich dafür, dass Kania „in diesem BetonSpätbarock“geehrt werde, also dem Rathaus. „Wie schön war es im Kursaal, wo die Familie und die Freunde der Geehrten dabei waren“, erinnerte Vater. Dies nun sei eine „beschämende Veranstaltung“gewesen. „Das ist nicht würdig, da fehlt der Anstand“, kritisierte Vater.
„Das geht zu weit“, fand dagegen Ilse Erhard. Bürgermeister Gruschka entzog Vater am Ende das Wort, weil es kein Beitrag zum Tagesordnungspunkt Anfragen sei.