Eine Fabrik für die Kultur
Leben In einem leer stehenden Fabrikgebäude sollen Kleinkunst, Musik, Fotokunst und anderes möglich werden
In der Stadt Mindelheim könnte ein neues Zentrum für Kultur entstehen. Wo die „Kulturfabrik“liegt und wer sich für sie einsetzt, lesen Sie auf
Mindelheim Vor einem Jahr war es kaum mehr als eine Vision. Markus Putz, unermüdlicher Impulsgeber für Jugendkultur in der Kreisstadt, regte einen Ort für alternative Kultur an. Ein Ort also, wo Kleinkunst stattfinden kann, wo Ausstellungen laufen können, wo Musik oder Kabarett im kleineren Rahmen gemacht werden kann oder wo Sommerfeste und Flohmärkte stattfinden können. Aus dieser Idee wird nun Realität.
Die größte Schwierigkeit war, wie Markus Putz sagte, in Mindelheim eine geeignete Immobilie zu finden. Optimales war zwar nicht zu finden. Aber die Räumlichkeiten in der Georgenstraße 33 kommen dem schon ziemlich nahe. Dort steht seit vielen Jahren das frühere Fabrikgelände von Planeta und des Haushaltsgeräteherstellers Rudh leer. Der Eigentümer ist bereit, ein 600 Quadratmeter großes Gebäude für den Zeitraum von fünf Jahren abzugeben.
Am Montagabend haben sich die Mitglieder des Jugend-, Kulturund Sozialausschusses die Örtlichkeiten angesehen, um kurz danach
Die Räume sollen den Charme des Vergänglichen bewahren
im nicht öffentlichen Teil der Sitzung Fakten zu schaffen. Die Stadt ist bereit, das Projekt finanziell zu unterstützen. 20 000 Euro steckt Mindelheim in die notwendige Ertüchtigung der Heizungs, Sanitärund Elektroanlagen in dem Gebäude. Das Geld soll in den Haushalt 2019 eingestellt werden, sagte Bürgermeister Stephan Winter.
Die Stadt ist auch bereit, den Miele-Verein bei den laufenden Kosten zu unterstützen. Winter stellte in Aussicht, das Defizit bei der Miete und den Nebenkosten zu übernehmen. Der Mietvertrag wird befristet für fünf Jahre abgeschlossen. Eine Summe von 4000 bis 5000 Euro pro Jahr in die Kulturarbeit zu investieren, hält der Rathauschef für vertretbar.
Eine „Luxussanierung“wird es nicht geben. Die ist aber auch nicht gewünscht. Die Räumlichkeiten sollen ja gerade den Charme des Vergänglichen bewahren. Träger des Projekts wird der Miele-Verein sein. Das einzigartige Miele-Museum, das Christoph Reß in der Ma- ximilianstraße aufgebaut hatte, stand vor dem Aus. Die bisherigen Räume mussten geräumt werden, weil der Eigentümer des Gebäudes die Immobilie anderweitig verwerten will. Jetzt also besteht die Chance, dass das kuriose Museum im Erdgeschoß eine neue Bleibe erhält.
Einen Teil der Sammlung musste Reß aber aufgeben, weil der Platz nicht ausreicht. Es sollen dort aber nicht nur alte Waschmaschinen ge- zeigt werden. Die Räume werden den Alltag zeigen, sortiert nach Jahrzehnten, beginnend mit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein Name für dieses neue Zentrum für alternative Kultur ist noch nicht gefunden. Putz sprach von Kulturinsel oder Kulturfabrik. Ziel sei, jüngeren Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren ein Kulturangebot zu machen. Fotokünstler sind ebenso willkommen wie Leute, die malen oder Musik machen wollen. Nicht geplant ist, „dass hier jede Woche dicke Partys stattfinden“, versprach Putz. Das leer stehende Areal ist von Wohngebäuden umgeben. Auf die Nachbarn soll Rücksicht genommen werden. Putz will auf sie zugehen und ihnen persönlich erklären, was in dem Gebäude geplant ist. Auch einen Tag der offenen Tür soll es geben, um erst gar keine Vorbehalte aufkommen zu lassen. Eine Konkurrenz zu den vielfältigen kulturellen Angeboten in der Stadt soll das Projekt nicht darstellen. Der Gruppe der über 20-Jährigen, die sich in Mindelheim bisher vernachlässigt fühlt, so Putz, soll hier ein Angebot gemacht werden.
» Was denken Sie: Braucht Mindelheim ein Kulturzentrum? Stimmen Sie ab unter mindelheimer-zeitung.de