Nächste Runde für das Waaghaus
Gemeinderat Am Donnerstag legt Bürgermeister Kähler erstmals eine exakte Kostenschätzung für die beschlossene Sanierung des historischen Gebäudes vor. Bislang wurden die Kosten auf 1,75 Millionen Euro geschätzt. Bleibt es dabei?
Türkheim Eines der am heftigsten umstrittenen Themen der Türkheimer Kommunalpolitik kommt am Donnerstag, 18. Oktober, um 19 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderates: das Waaghaus. Dabei wird aber längst nicht mehr über die Frage diskutiert, ob das baufällige Gebäude nun saniert werden soll oder nicht – der Gemeinderat Türkheim hat sich in dieser Frage längst mit klarer Mehrheit für eine Sanierung entschlossen.
Jetzt liegt der Gemeinde eine detaillierte Kostenberechnung vor, bestätigte Bürgermeister Christian Kähler auf Anfrage der MZ: „Bisher gab es ja die Kostenschätzung“so Kähler. Von mindestens 1,75 Millionen Euro war bislang die Rede – wie viel genau es nach der detaillierten Kostenberechnung am Ende nun wirklich sein werde, will Kähler erst in der öffentlichen Sitzung verraten.
Sanierung plus Erweiterungsbau mit Saal
Kähler: „Die Verwaltung und das Architekturbüro haben in der Zwischenzeit den Förderantrag bei der Regierung von Schwaben eingereicht, diese Unterlagen wollen wir nun nochmals kurz vorstellen“.
Schon im Februar hatte sich die Ratsmehrheit entschieden, das bestehende, mehr als 400 Jahre alte Gebäudes zu sanieren und einen Anbau für einen Veranstaltungssaal auf der Nordseite favorisiert.
Diese „Variante 1“wurde auf etwa 1,75 Millionen Euro beziffert und sieht einen Erweiterungsbau vor, in dem dann ein Saal mit rund 100 Quadratmetern untergebracht werden soll.
Dafür ist keine Unterkellerung nötig, die Räumlichkeiten im Erdgeschoss sind alle barrierefrei und würden sich gut für Veranstaltungen eignen. Diese Variante war auch der Favorit der VHS, mit der im Vorfeld das Raumprogramm abgestimmt worden war. Bei dieser Variante werde die Funktion des Waaghauses „betont und erhalten“, so das Architekturbüro Kern.
Dennoch ist und bleibt das Waag- haus wohl ein Türkheimer Dauerbrenner: Seit Jahren treibt die Zukunft des historischen Gebäudes im Türkheimer Ortskern die Kommunalpolitik um - wie soll das Waaghaus nach der Sanierung aussehen und wie soll es dann genutzt werden?
Das Projekt „Waaghaus“hat nicht nur eine lange Geschichte, es spaltet auch den Türkheimer Gemeinderat nach wie vor: In allen Fraktionen gibt es laut Insidern glühende Befürworter und erbitterte Gegner, vor der Entscheidung für eine Sanierung hatten sich erneut tiefe Gräben aufgetan: Franz Haugg von den Freien Wählern ließ damals an dem Vorhaben kein gutes Haar: „Wir geben mindestens 1,7 Millionen Euro aus für ein Haus, das uns mit Abriss und Neubau keine 800 000 Euro kosten würde“. Allein die Architektengebühr betrage 250 000 Euro, rechnete Haugg damals vor. Ein Gutachten besage zudem auf 32 Seiten, dass es in dem Haus „nichts mehr zu sanieren“gebe.
Von „Verschwendung“sprach sogar Otto Rinninger (FW). Auch die zu erwartenden staatlichen Zuschüsse seien letztlich Gelder der Steuerzahler, die hier verschwendet würden. „Wir sollten uns diese Sanierung nicht leisten, auch wenn wir könnten“, begründete Rinninger damals sein klares Nein.
Inzwischen haben sich auch die Gegner aber offenbar damit abgefunden und tragen den Mehrheitsbeschluss für eine Sanierung – wenn auch zähneknirschend – mit. Es gibt aber noch immer Türkheimer, die das historische Gebäude am liebsten dem Erdboden gleichmachen würden.
Bürgermeister Christian Kähler verwies jedoch immer wieder auf Gespräche mit Behörden und machte deutlich, dass das Landesdenkmalamt einem Abriss und Neubau niemals zustimmen werde. Es bleibe also die Sanierung mit Anbau mit derzeit geschätzten Kosten in Höhe von mindestens 1,75 Millionen Euro - allerdings sei bei dieser Kostenschätzung noch „Luft nach oben“, so Kähler.
Durch das Investitionsprogramm „Soziale Integration im Quartier 2017“könne der Markt Türkheim von einer Fördermaßnahme in Höhe von 1,2 Millionen Euro ausgehen. Der Freistaat lege nochmals 30 000 Euro für die Planungskosten drauf.
Das sogenannte Waaghaus gilt als Baudenkmal und wurde in Holzständerbauweise gebaut.
Es könnte schon 400 Jahre alt sein, allerdings gibt es erste verbindliche Unterlagen erst aus dem Jahr 1781. Ideen für mögliche Nutzungen gab es in der Vergangenheit viele – unter anderem war auch ein Verkauf angedacht, mehrere Investoren hatten immer wieder Interesse angemeldet, ein Privatinvestor wollte dort eine Weinhandlung einrichten. Das war noch in der Amtszeit von Kähler-Vorgänger Seemüller – doch allen diesen Plänen versagte der Gemeinderat damals die Zustimmung.