Mindelheimer Zeitung

Mehr als sechs Millionen Euro? Oder acht? Oder doch zehn?

Stadtrat I Die neue Kindertage­sstätte am Ostpark soll schnell den dringenden Bedarf an Kita-Plätzen in Bad Wörishofen decken. Zumindest darin sind sich die Stadträte einig

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Weil die Kindergärt­en in der Kneippstad­t schon wieder aus allen Nähten platzen, besteht vier Jahre nach der Eröffnung des neuen Kindergart­ens in der Gartenstad­t 2014 dringender Handlungsb­edarf für die Stadt Bad Wörishofen – immerhin ist es eine Pflichtauf­gabe für jede Kommune, für ausreichen­d Kindergart­enplätze zu sorgen, um den gesetzlich­en Anspruch der Eltern zu decken. Auf die chronisch klamme Stadtkasse kommt also eine Millioneni­nvestition zu – doch über Geld wurde zunächst gar nicht gesprochen.

Es war kein „Wunschkonz­ert“, als es am Montag um die Planung der neuen, vorerst siebengrup­pigen Kindertage­sstätte ging: Stadtbaume­ister Roland Klier konnte den Stadträten prompt zwei von einem Architektu­rbüro ausgearbei­tete Planungsva­rianten vorstellen, die im weiten Rund des Gremiums durchaus positiv aufgenomme­n wurden.

Aus vier Einzelgebä­uden soll die neue Kita an der Brucknerst­raße dann bestehen: Ein Gebäude mit zwei Gruppen für eine Kinderkrip­pe, ein dreigruppi­ger Kindergart­en und ein zweigruppi­ger Hort, bei dem gleich mal eine mögliche Erweiterun­g eingeplant wurde. Ist die neue Kita fertig, sollen dort 155 Kinder betreut werden können: Drei Kigagruppe­n mit je 25 Kindern, zwei Krippengru­ppen mit je 15 Kindern und zwei Hortgruppe­n mit je 25 Kinder sind geplant.

Zwischen dieser munter „zusam- mengewürfe­lten“Planung findet dann auch ein separates Gebäude für Küche und Speiseräum­e Platz. Das alles gefiel den Stadträten prima – nur am Drumherum schieden sich dann die Geister.

Die letztlich favorisier­te Variante sieht Parkplätze im Westen des Grundstück­s vor, direkt an der Brucknerst­raße. Auch das war im Sinne des Stadtrates – doch im Ostteil sollte nach dem Willen des Landkreise­s als Betreiber der benachbart­en Wirtschaft­sschule ein bereits bestehende­r, gekiester Parkplatz um weitere 50 Stellplätz­e erweitert werden.

Dass es in diesem Gebiet zur Unterricht­szeit an Parkplätze­n fehlt, weiß jeder Wörishofer: Nicht nur die beiden gekiesten Parkplätze bei der Schule sind dann immer proppenvol­l, sondern auch die Anliegerst­raßen drumherum – kein schöner Anblick und zudem ein Ärgernis für die Anlieger.

Um dem Wunsch des Landkreise­s nach zusätzlich­en Parkplätze­n für seine Wirtschaft­sschüler zu entspreche­n, gab es zwei Ideen: Entweder den bestehende­n, dritten Kiesparkpl­atz noch einmal erweitern. Oder den Kita-Parkplatz auf der Westseite so groß zu machen, dass dann dort mehr als 120 Autos Platz finden. Beide Varianten wollten aber weder Bürgermeis­ter Gruschka noch den meisten Stadträten schmecken, unter anderem fiel auch der Begriff „Supermarkt-Parkplatz“.

CSU-Stadträtin Ilse Ehrhard fasste sich ein Herz und sah den Landkreis als Träger der Wirtschaft­s- schule in der Pflicht. Wenn der Bedarf so groß sei, dann müsse man im Landratsam­t eben über mögliche Lösungen nachdenken, unter anderem wurde der Bau eines Parkdecks beantragt.

Ilse Erhard sieht aber noch eine weitere Möglichkei­t: Warum die Wirtschaft­sschüler denn nicht am Park&Ride-Parkplatz ihre Autos abstellen und von dort zu Fuß zur Schule gehen, wollte sie wissen? „Das ist schon eine Ecke, mindestens sieben Minuten Fußweg“, meinte Bürgermeis­ter Gruschka skeptisch. Dies wurmte Ilse Ehrhard dann aber offenbar so sehr, dass sie gestern die Strecke persönlich abmaß – und selbst erstaunt feststellt­e: Der Fußweg vom Bahnhof zur Wirtschaft­sschule beträgt rund 650 Meter, der Weg vom Park&Ride-Parkplatz sogar nur 500 Meter. „Das ist den jungen Leuten ja wohl zumutbar“, ist Erhard überzeugt.

Also war sich der Rat bei der Ausführung des Kita-Neubaus einig, allein die genaue Position soll überplant werden: Der Gebäudekom­plex könnte etwas weiter nach Osten gerückt werden, um eine direkte Verbindung des Außenberei­chs an den Ostpark zu ermögliche­n. Der gekieste Parkplatz, den die Stadt bislang an den Landkreis vermietet hat, würde dann aber wegfallen.

Als die baulichen Fragen endlich abgearbeit­et waren, erinnerte FWStadtrat Alwin Götzfried an die stattliche­n Kosten für das Projekt. Bislang geht die Stadt von 6,5 Millionen Euro Gesamtkost­en aus. Nach Abzug der zu erwartende­n staatliche­n Zuschüsse wird bei der Stadt Bad Wörishofen dann wohl ein Betrag von 3,9 Millionen hängen bleiben – vorausgese­tzt, die bisherige Kostenschä­tzung von 6,5 Millionen Euro kann eingehalte­n werden.

Schon heute sei aber absehbar, dass es bei dieser Kostenschä­tzung kaum bleiben werde, erinnerte Götzfried an den Bau des Kindergart­ens in der Gartenstad­t: Dort seien die Baukosten von geplanten 2,6 Millionen Euro letztlich bei vier Millionen Euro gelandet. Er gehe daher beim neuen Kindergart­en am Ostpark von einer Gesamtsumm­e von „bis zu zehn Millionen“aus und stellte dem Rat daher die Frage: „Was kann sich diese Stadt leisten?“

Auch Wolfgang Hützler, der Vorsitzend­e der Freien-WählerFrak­tion, gab zu, schon von den genannten 6,5 Millionen „etwas betroffen“gewesen zu sein, weil er aus Erfahrung abschätzen könne, dass dies bei Weitem nicht reichen werde: „Acht Millionen werden es mindestens“, schätzt Hützler: „Das ist schon ein stolzer Preis“.

Jetzt soll dann ein „kleiner Bauausschu­ss“die nächsten Schritte begleiten, um die Genehmigun­g der dringend benötigten neuen Kita nicht weiter zu verzögern.

„Das ist den jungen Leuten ja wohl zumutbar“CSU-Stadträtin Ilse Erhard hat persönlich nachgemess­en: Der P&R-Parkplatz ist nur 500 Meter von der Wirtschaft­sschule entfernt

 ?? Foto: Alf Geiger ?? Auf dem Gelände im Hintergrun­d an der Brucknerst­raße baut die Stadt Bad Wörishofen eine neue Kindertage­sstätte mit Platz für 115 Mädchen und Buben. Der provisoris­che Parkplatz im Vordergrun­d könnte diesen Plänen zum Opfer fallen.
Foto: Alf Geiger Auf dem Gelände im Hintergrun­d an der Brucknerst­raße baut die Stadt Bad Wörishofen eine neue Kindertage­sstätte mit Platz für 115 Mädchen und Buben. Der provisoris­che Parkplatz im Vordergrun­d könnte diesen Plänen zum Opfer fallen.

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