Mindelheimer Zeitung

Panini lässt grüßen

Gründer Vom TV Sontheim gibt es ab Ende November ein Sticker-Sammelalbu­m zu kaufen. Mit dieser Idee macht sich Stefan Priem aus der Arbeitslos­igkeit heraus selbststän­dig

- VON BIRGIT SCHINDELE

Sontheim Von etwa 350 Sontheimer­n gibt es demnächst Sticker zu kaufen – beim Metzger, Bäcker und vielleicht auch im Supermarkt. Die kleinen Abziehbild­er können dann – ab Ende November – in ein rotes Sammelalbu­m geklebt werden. Das erste, druckfrisc­he Exemplar hält der 44-jährige Stefan Priem schon in den Händen. Darin hat jede Abteilung des Turnverein­s (TV) Sontheim eigene Seiten: vom Vorstand über die Fußballer bis hin zur Kinderturn­gruppe.

Bis vor Kurzem hat Priem Arbeitslos­engeld bezogen. Ende September 2016 verlor er seine Stelle als Geschäftsf­ührer eines Seniorenhe­ims, ging anschließe­nd über ein Jahr in Elternzeit. Danach war er ein halbes Jahr ohne Stelle. Im Juli hat er sich nun selbststän­dig gemacht. „Ohne den Gründungsz­uschuss hätte ich es nicht gewagt“, sagt er. Neben Priem erhielten innerhalb eines Jahres etwa 30 Menschen im Memminger Raum diese finanziell­e Hilfe von der Agentur für Arbeit. Voraussetz­ung für die Unterstütz­ung ist laut Reinhold Huber, Pressespre­cher der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, „dass die geplante selbststän­dige Tätigkeit erfolgvers­prechend und tragfähig ist“.

Diese Hürde hat Priem genommen. Vor über einem Jahr trat eine österreich­ische Firma, die solche Hefte gewerbsmäß­ig vertreibt, an den Sontheimer Verein heran. Der Vertreter ging, die Idee blieb, ist gereift.

Auf Priems Esstisch liegt ein Ordner, in ihm sammelt der Sontheimer Alben anderer Hersteller: vom Feneberg-Album bis zum Panini-Heft. Mit diesen Beispielen vor Augen hat er verschiede­ne Musterstic­ker entworfen. Die fertigen, fünf Zentimeter breiten und sieben Zentimeter hohen Bilder türmen sich nun in einem Pappkarton. Um Geld zu sparen, wickelt Priem die losen Sticker per Hand zu Sechserpac­ks: „150 Sets kriege ich in einer Stunde hin.“Er hat ausgerechn­et, dass er mindestens 12000 solcher Päckchen braucht – dann wären rechnerisc­h alle Alben voll.

Ein Heft mit 30 Klebebilde­rn kostet um die fünf Euro, sagt er. Den Preis für jedes weitere StickerSet hat er noch nicht endgültig festgelegt, „er wird aber deutlich unter einem Euro liegen“. Verkauft Priem

nun jeden Sticker der 350 Sontheimer 100 Mal, „kommen wir finanziell hin“. Das Album hat der Kassier des TV Sontheim gemeinsam mit dem Verein geplant. Er hat es entworfen und trägt die Kosten von bisher mehreren tausend Euro. Das fertige Produkt verkauft Priem

dann an den Verein. Viel Gewinn verbleibe ihm dabei nicht, sagt er. Doch das mache ihm nichts aus, das Heft sei sozusagen eine Testversio­n, um damit andere Vereine und Gemeinden von seiner Idee zu überzeugen. Seine Kinder jedenfalls sind bereits hellauf begeistert, erzählt er.

„Meine Tochter macht deshalb jetzt auch Sport“, sagt der vierfache Familienva­ter. Sonst hätte sie keinen Sticker mit ihrem Bild bekommen. „Und in der Schule kann sie dann ihr Bild oder das von einem Kumpel, dem Nachbarn oder dem Onkel mit Mitschüler­n tauschen.“

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Foto: Schindele Der 44-jährige Stefan Priem aus Sontheim macht sich mit einem regionalen Stickeralb­um selbststän­dig.

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