Ist Halloween der Horror?
Man muss sich an dieser Stelle eigentlich gar nicht mehr die Mühe machen, darauf hinzuweisen, dass der vermeintliche amerikanische Firlefanz seine kulturellen Wurzeln in Europa hat. Und auch gar nicht mehr darauf pochen, dass auch hier heimische (die AfD würde wohl sagen: autochtone) und mitunter hochheilige Feste sich einiges an internationalem und heidnischem Brimborium einverleibt haben.
Es sollte zur Verteidigung von Halloween der zarte Hinweis genügen, dass es wirklich etwas sehr Schönes sein kann, mit Kindern an Kürbissen rumzuschnitzen und die Köpfe dann nachts allüberall flackernd rumgeistern zu sehen. Das „Rübengeistern“übrigens ist ohnehin ein alter hiesiger Herbstbrauch… Und man muss die Kleinen ja auch nicht mit Naschereien überschütten, wenn die – „Süßes! Oder (es gibt) Saures!“– plötzlich vor der Haustür stehen. Aber knuffig finden darf man sie in ihren mitunter aufs Niedlichste gruseligen Horrorkostümchen dann schon noch, oder? Zu den verbreiteten Halloween-Verkleidungs-Partys muss keiner gehen – aber sie können eben halt auch einfach ein Anlass sein, mit netten Leuten einen lustigen Abend zu haben. Und dass das manchmal ausartet … – mit diesem Argument könnte man auch die ganze Rumböllerund Zuprosterei an Silvester am abschaffen wollen. Echt jetzt?
Und um doch noch die große Runde zu nehmen: Gruseln gehört zum Menschensein, wie das Auftauchen und Beschwören düsterer Gestalten zum Übergang in den Winter und die dunkle Zeit gehören (samt Vertreibung zum Frühling). Es ist bei aller Show und allem Schabernack also etwas Tieferes, Sinnhaftes darin aufgehoben. Wer also bloßen Blödsinn darin sieht, ist halt Opfer seinen eigenen stumpfen Blicks. Die Welt – ein Spiegel.