Traurig und voller Emotionen
Chöre und Instrumentalisten vertonen in St. Stephan das Totengedenken des Novembers
Mindelheim Es ist November, der Herbstmonat. Wabernde Nebelschwaden, Düsternis und Traurigkeit: Allerseelen, Totensonntag, Buß- und Bettag und Volkstrauertag erinnern an Schmerz und Verlust. Es ist ein Gedenken an Verstorbene, die in den Leben der Zurückgebliebenen schicksalhafte Kerben hinterließen. Große Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und Johann Adolf Hasse brachten im 17. und 18. Jahrhundert diese Tristesse in ihren Trauer-Kantaten stark zum Ausdruck. Das war für Organist Michael Lachenmayr von der Pfarrkirche St. Stephan in Mindelheim Anlass für die Programmauswahl dieses Konzerts im November mit den Chören Capella, dem Kirchenchor und dem Orchester St. Stephan.
Die Solisten Irina Firouzi, Silvia Mütterlein, Peter Schmitz und Martin Burgmair machten nicht nur tiefe Traurigkeit, sondern auch große Hoffnung auf Vergebung am Ende des Lebens deutlich. „Erbarme dich“– „Miserere“heißt es im 51. Psalm: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen“. Diesen Bußpsalm hat Johann Adolf Hasse musikalisch in Szene gesetzt. Der Capella-Chor und die Sopranistin Irina Firouzi sangen ihn mit starken Emotionen.
Georg Philipp Telemann betrauerte den Tod eines prominenten, unbekannten Würdenträgers. Seine Kantate „Du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende komme, dass du aufstehst in deinem Teil am Ende der Tage“ist geprägt von großer Innigkeit. Er bediente sich des Buches Daniel aus dem Alten Testament. Die kontemplative Trauermusik Bachs in seiner Kantate „Actus tragicus“(Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit), ist ein Choral, eindringlich vom Chor gesungen. Peter Schmitz sang mit seiner klaren Tenorstimme: „Ach, Herr, lehre uns bedenken“und Martin Burgmair empfahl mit seinem warmen Bass: „Bestelle dein Haus.“Gemeinsam mit der beliebten Mindelheimer Altistin Silvia Mütterlein und dem Chor sangen sie sehr emotional: „In deine Hände befehl ich meinen Geist“und „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“. Hoffnung zeigte der Chor auf mit „Glorie, Lob, Ehr und Herrlichkeit“, das auf die Endlichkeit und das Sterben, die Auferstehung und das ewige Leben Bezug nimmt. Hier wird das Alte Testament und damit das Sterbethema dargestellt und dann dem Neuen Testament gegenübergestellt. Es geht um die Ablösung des alten durch den neuen Bund.
Die zahlreichen Gäste in der Pfarrkirche honorierten dieses besondere Klangerlebnis mit lang anhaltendem, wohl verdientem Applaus für alle beteiligten Sänger, Instrumentalisten und den 29-jährigen Organisten Michael Lachenmayr.